den Alektryo als den Mörder der kleinen Hühner und der Gallina überbringen," und so eilten sie nun beide den Go¬ ckel einzuholen, der im Walde herumstrich, einiges Wild zu erlegen, das er bei dem Krämer gegen Hirse vertauschen wollte.
Bald sahen sie ihn auch in einem Busche zwei Schne¬ pfen, die sich in einem Sprenkel gefangen hatten, in seinen Ranzen stecken; da fiengen sie laut an zu weinen. Gockel schrie ihnen entgegen: "Gott sey Dank, ihr weinet gewiß vor Freude, Gallina hat gewiß dreißig schöne junge Hühnchen aus¬ gebrütet."-- "Ach," schrie Frau Hinkel, "ach ja, aber!" -- "Aber, was aber?" sagte Gockel, "was aber weint ihr, dreißig Hühner, und immer so fort, entsetzlich viele Hühner!" -- Da rief Hinkel: "O Unglück über Unglück, Alektryo, dein sauberer Haushahn hat Gallina und alle die gegenwärtigen und künftigen Hühner gefressen! Da hab ich ihn in den Sack gesteckt, da hast du ihn, strafe ihn, ich will ihn nie wieder sehen." Mit diesen Worten warf sie dem vor Schreck versteinerten Gockel den Sack mit dem Hahn vor die Füße.
Gockel war über die schreckliche Nachricht, die alle seine Hoffnungen zerstörte, ganz wie von Sinnen; "ach," rief er aus, "nun habe ich Alles verloren, das Glück weicht von meinem Stammhaus, alle meine Voreltern und Nachkom¬ men sind betrogen durch den unseligen Alektryo, den wir über Menschen und Vieh hoch geachtet haben. O! hätte ich ihn doch den drei morgenländischen Petschierstechern für den Geisbock und die Ziege verkauft, da hätten wir doch etwas gehabt." Als Frau Hinkel hörte, daß er den Alektryo so gut hätte verkaufen können, machte sie dem Gockel bittere Vor¬ würfe, der immer trauriger ward, und endlich seinen alten pergamentenen Adelsbrief aus dem Busen zog und zu seiner Frau sagte: "Hinkel, sieh, was meinen Stamm immer be¬ wogen hat, den Alektryo zu ehren; da unten auf der gol¬ denen Büchse, in welcher der treulose Alektryo als mein Fa¬
den Alektryo als den Moͤrder der kleinen Huͤhner und der Gallina uͤberbringen,“ und ſo eilten ſie nun beide den Go¬ ckel einzuholen, der im Walde herumſtrich, einiges Wild zu erlegen, das er bei dem Kraͤmer gegen Hirſe vertauſchen wollte.
Bald ſahen ſie ihn auch in einem Buſche zwei Schne¬ pfen, die ſich in einem Sprenkel gefangen hatten, in ſeinen Ranzen ſtecken; da fiengen ſie laut an zu weinen. Gockel ſchrie ihnen entgegen: „Gott ſey Dank, ihr weinet gewiß vor Freude, Gallina hat gewiß dreißig ſchoͤne junge Huͤhnchen aus¬ gebruͤtet.“— „Ach,“ ſchrie Frau Hinkel, „ach ja, aber!“ — „Aber, was aber?“ ſagte Gockel, „was aber weint ihr, dreißig Huͤhner, und immer ſo fort, entſetzlich viele Huͤhner!“ — Da rief Hinkel: „O Ungluͤck uͤber Ungluͤck, Alektryo, dein ſauberer Haushahn hat Gallina und alle die gegenwaͤrtigen und kuͤnftigen Huͤhner gefreſſen! Da hab ich ihn in den Sack geſteckt, da haſt du ihn, ſtrafe ihn, ich will ihn nie wieder ſehen.“ Mit dieſen Worten warf ſie dem vor Schreck verſteinerten Gockel den Sack mit dem Hahn vor die Fuͤße.
Gockel war uͤber die ſchreckliche Nachricht, die alle ſeine Hoffnungen zerſtoͤrte, ganz wie von Sinnen; „ach,“ rief er aus, „nun habe ich Alles verloren, das Gluͤck weicht von meinem Stammhaus, alle meine Voreltern und Nachkom¬ men ſind betrogen durch den unſeligen Alektryo, den wir uͤber Menſchen und Vieh hoch geachtet haben. O! haͤtte ich ihn doch den drei morgenlaͤndiſchen Petſchierſtechern fuͤr den Geisbock und die Ziege verkauft, da haͤtten wir doch etwas gehabt.“ Als Frau Hinkel hoͤrte, daß er den Alektryo ſo gut haͤtte verkaufen koͤnnen, machte ſie dem Gockel bittere Vor¬ wuͤrfe, der immer trauriger ward, und endlich ſeinen alten pergamentenen Adelsbrief aus dem Buſen zog und zu ſeiner Frau ſagte: „Hinkel, ſieh, was meinen Stamm immer be¬ wogen hat, den Alektryo zu ehren; da unten auf der gol¬ denen Buͤchſe, in welcher der treuloſe Alektryo als mein Fa¬
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den Alektryo als den Moͤrder der kleinen Huͤhner und der
Gallina uͤberbringen,“ und ſo eilten ſie nun beide den Go¬
ckel einzuholen, der im Walde herumſtrich, einiges Wild zu
erlegen, das er bei dem Kraͤmer gegen Hirſe vertauſchen
wollte.
Bald ſahen ſie ihn auch in einem Buſche zwei Schne¬
pfen, die ſich in einem Sprenkel gefangen hatten, in ſeinen
Ranzen ſtecken; da fiengen ſie laut an zu weinen. Gockel
ſchrie ihnen entgegen: „Gott ſey Dank, ihr weinet gewiß vor
Freude, Gallina hat gewiß dreißig ſchoͤne junge Huͤhnchen aus¬
gebruͤtet.“— „Ach,“ ſchrie Frau Hinkel, „ach ja, aber!“ —
„Aber, was aber?“ ſagte Gockel, „was aber weint ihr, dreißig
Huͤhner, und immer ſo fort, entſetzlich viele Huͤhner!“ —
Da rief Hinkel: „O Ungluͤck uͤber Ungluͤck, Alektryo, dein
ſauberer Haushahn hat Gallina und alle die gegenwaͤrtigen
und kuͤnftigen Huͤhner gefreſſen! Da hab ich ihn in den
Sack geſteckt, da haſt du ihn, ſtrafe ihn, ich will ihn nie
wieder ſehen.“ Mit dieſen Worten warf ſie dem vor Schreck
verſteinerten Gockel den Sack mit dem Hahn vor die Fuͤße.
Gockel war uͤber die ſchreckliche Nachricht, die alle ſeine
Hoffnungen zerſtoͤrte, ganz wie von Sinnen; „ach,“ rief er
aus, „nun habe ich Alles verloren, das Gluͤck weicht von
meinem Stammhaus, alle meine Voreltern und Nachkom¬
men ſind betrogen durch den unſeligen Alektryo, den wir
uͤber Menſchen und Vieh hoch geachtet haben. O! haͤtte ich
ihn doch den drei morgenlaͤndiſchen Petſchierſtechern fuͤr den
Geisbock und die Ziege verkauft, da haͤtten wir doch etwas
gehabt.“ Als Frau Hinkel hoͤrte, daß er den Alektryo ſo gut
haͤtte verkaufen koͤnnen, machte ſie dem Gockel bittere Vor¬
wuͤrfe, der immer trauriger ward, und endlich ſeinen alten
pergamentenen Adelsbrief aus dem Buſen zog und zu ſeiner
Frau ſagte: „Hinkel, ſieh, was meinen Stamm immer be¬
wogen hat, den Alektryo zu ehren; da unten auf der gol¬
denen Buͤchſe, in welcher der treuloſe Alektryo als mein Fa¬
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/63>, abgerufen am 04.12.2024.
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