Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Alektryo so mit mir kam Durch Persiam und Mediam, Armeniam, Mingreliam, Durch Gock- und Magockeliam; -- In Montevillas Reisbuch stehn Die Länder all, die wir besehn. Wann Nachts ich ruht', da wacht' der Hahn, Zeigt' redlich mir die Stunden an, Da stand ich auf, that ein Gebet -- Schlief wieder bis er wieder kräht'; Oft hielt sein Krähn -- Lob Gott den Herrn, Die wilden Löwen von mir fern. Ich hatte ein Gelübd gethan, Zu Ehren Jobs mit meinem Hahn Zu schlafen stäts auf einem Mist, Weil da er mir erschienen ist. Zu Tadmor einst war meine Rast Am Mist vor Salomo's Palast; Da weckte mich Alektryo, Kräht' laut und scharrte aus dem Stroh Ein Kleinod licht, ein blinkend Ding Und steckte mir den Siegelring Selbst an den Finger meiner Hand. -- Wer gab dem Hahnen den Verstand? -- Den Ring ich gegen Morgen hielt, Der junge Tag drin lieblich spielt'; Ich dacht: wem nur das Wunderding, Der schöne Ring, verloren gieng? Da drangen gleich zu meinem Ohr Die Worte aus dem Ring hervor: -- "Der Siegelring von Salomo Macht alle Menschen reich und froh, Wer an dem Finger um mich kehrt, Dem ist ein jeder Wunsch gewährt!" Da dankt ich Gott still im Gebet, Bis laut Alektryo gekräht, Und wünscht': "wär ich dem Land heraus, Mit Hahn und Ring bei mir zu Haus!" Alektryo ſo mit mir kam Durch Perſiam und Mediam, Armeniam, Mingreliam, Durch Gock- und Magockeliam; — In Montevillas Reisbuch ſtehn Die Laͤnder all, die wir beſehn. Wann Nachts ich ruht', da wacht' der Hahn, Zeigt' redlich mir die Stunden an, Da ſtand ich auf, that ein Gebet — Schlief wieder bis er wieder kraͤht'; Oft hielt ſein Kraͤhn — Lob Gott den Herrn, Die wilden Loͤwen von mir fern. Ich hatte ein Geluͤbd gethan, Zu Ehren Jobs mit meinem Hahn Zu ſchlafen ſtaͤts auf einem Miſt, Weil da er mir erſchienen iſt. Zu Tadmor einſt war meine Raſt Am Miſt vor Salomo's Palaſt; Da weckte mich Alektryo, Kraͤht' laut und ſcharrte aus dem Stroh Ein Kleinod licht, ein blinkend Ding Und ſteckte mir den Siegelring Selbſt an den Finger meiner Hand. — Wer gab dem Hahnen den Verſtand? — Den Ring ich gegen Morgen hielt, Der junge Tag drin lieblich ſpielt'; Ich dacht: wem nur das Wunderding, Der ſchoͤne Ring, verloren gieng? Da drangen gleich zu meinem Ohr Die Worte aus dem Ring hervor: — „Der Siegelring von Salomo Macht alle Menſchen reich und froh, Wer an dem Finger um mich kehrt, Dem iſt ein jeder Wunſch gewaͤhrt!“ Da dankt ich Gott ſtill im Gebet, Bis laut Alektryo gekraͤht, Und wuͤnſcht': „waͤr ich dem Land heraus, Mit Hahn und Ring bei mir zu Haus!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0081" n="55"/> <l>Alektryo ſo mit mir kam</l><lb/> <l>Durch Perſiam und Mediam,</l><lb/> <l>Armeniam, Mingreliam,</l><lb/> <l>Durch Gock- und Magockeliam; —</l><lb/> <l>In Montevillas Reisbuch ſtehn</l><lb/> <l>Die Laͤnder all, die wir beſehn.</l><lb/> <l>Wann Nachts ich ruht', da wacht' der Hahn,</l><lb/> <l>Zeigt' redlich mir die Stunden an,</l><lb/> <l>Da ſtand ich auf, that ein Gebet —</l><lb/> <l>Schlief wieder bis er wieder kraͤht';</l><lb/> <l>Oft hielt ſein Kraͤhn — Lob Gott den Herrn,</l><lb/> <l>Die wilden Loͤwen von mir fern.</l><lb/> <l>Ich hatte ein Geluͤbd gethan,</l><lb/> <l>Zu Ehren Jobs mit meinem Hahn</l><lb/> <l>Zu ſchlafen ſtaͤts auf einem Miſt,</l><lb/> <l>Weil da er mir erſchienen iſt.</l><lb/> <l>Zu Tadmor einſt war meine Raſt</l><lb/> <l>Am Miſt vor Salomo's Palaſt;</l><lb/> <l>Da weckte mich Alektryo,</l><lb/> <l>Kraͤht' laut und ſcharrte aus dem Stroh</l><lb/> <l>Ein Kleinod licht, ein blinkend Ding</l><lb/> <l>Und ſteckte mir den Siegelring</l><lb/> <l>Selbſt an den Finger meiner Hand. —</l><lb/> <l>Wer gab dem Hahnen den Verſtand? —</l><lb/> <l>Den Ring ich gegen Morgen hielt,</l><lb/> <l>Der junge Tag drin lieblich ſpielt';</l><lb/> <l>Ich dacht: wem nur das Wunderding,</l><lb/> <l>Der ſchoͤne Ring, verloren gieng?</l><lb/> <l>Da drangen gleich zu meinem Ohr</l><lb/> <l>Die Worte aus dem Ring hervor: —</l><lb/> <l>„Der Siegelring von Salomo</l><lb/> <l>Macht alle Menſchen reich und froh,</l><lb/> <l>Wer an dem Finger um mich kehrt,</l><lb/> <l>Dem iſt ein jeder Wunſch gewaͤhrt!“</l><lb/> <l>Da dankt ich Gott ſtill im Gebet,</l><lb/> <l>Bis laut Alektryo gekraͤht,</l><lb/> <l>Und wuͤnſcht': „waͤr ich dem Land heraus,</l><lb/> <l>Mit Hahn und Ring bei mir zu Haus!“</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [55/0081]
Alektryo ſo mit mir kam
Durch Perſiam und Mediam,
Armeniam, Mingreliam,
Durch Gock- und Magockeliam; —
In Montevillas Reisbuch ſtehn
Die Laͤnder all, die wir beſehn.
Wann Nachts ich ruht', da wacht' der Hahn,
Zeigt' redlich mir die Stunden an,
Da ſtand ich auf, that ein Gebet —
Schlief wieder bis er wieder kraͤht';
Oft hielt ſein Kraͤhn — Lob Gott den Herrn,
Die wilden Loͤwen von mir fern.
Ich hatte ein Geluͤbd gethan,
Zu Ehren Jobs mit meinem Hahn
Zu ſchlafen ſtaͤts auf einem Miſt,
Weil da er mir erſchienen iſt.
Zu Tadmor einſt war meine Raſt
Am Miſt vor Salomo's Palaſt;
Da weckte mich Alektryo,
Kraͤht' laut und ſcharrte aus dem Stroh
Ein Kleinod licht, ein blinkend Ding
Und ſteckte mir den Siegelring
Selbſt an den Finger meiner Hand. —
Wer gab dem Hahnen den Verſtand? —
Den Ring ich gegen Morgen hielt,
Der junge Tag drin lieblich ſpielt';
Ich dacht: wem nur das Wunderding,
Der ſchoͤne Ring, verloren gieng?
Da drangen gleich zu meinem Ohr
Die Worte aus dem Ring hervor: —
„Der Siegelring von Salomo
Macht alle Menſchen reich und froh,
Wer an dem Finger um mich kehrt,
Dem iſt ein jeder Wunſch gewaͤhrt!“
Da dankt ich Gott ſtill im Gebet,
Bis laut Alektryo gekraͤht,
Und wuͤnſcht': „waͤr ich dem Land heraus,
Mit Hahn und Ring bei mir zu Haus!“
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