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Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.

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ich die Runde vorüber führte; das Lied interessirt
mich sehr.

Gerade wegen der Alten und den Ihrigen muß ich
mit dem Herzoge sprechen! rief ich aus.

Wegen der Alten? versetzte Grossinger, wegen der
sprechen Sie mit mir, die großen Herren, haben keinen
Sinn für so etwas; geschwind kommen Sie nach der
Wache.

Er wollte mich fortziehen, da schlug die Schloßuhr
halb Vier, der Klang schnitt mir wie ein Schrei der
Noth durch die Seele, und ich schrie aus voller Brust
zu den Fenstern des Herzogs hinauf:

Hülfe! um Gottes willen, Hülfe für ein elendes,
verführtes Geschöpf! Da ward Grossinger wie unsinnig,
er wollte mir den Mund zuhalten, aber ich rang mit
ihm; er stieß mich in den Nacken, er schimpfte, ich fühlte,
ich hörte nichts. Er rief nach der Wache, der Korporal
eilte mit etlichen Soldaten herbei, mich zu greifen, aber
in dem Augenblick ging des Herzogs Fenster auf, und
es rief herunter:

Fähndrich Graf Grossinger, was ist das für ein
Skandal? bringen Sie den Menschen herauf, gleich auf
der Stelle!

ich die Runde vorüber führte; das Lied intereſſirt
mich ſehr.

Gerade wegen der Alten und den Ihrigen muß ich
mit dem Herzoge ſprechen! rief ich aus.

Wegen der Alten? verſetzte Groſſinger, wegen der
ſprechen Sie mit mir, die großen Herren, haben keinen
Sinn für ſo etwas; geſchwind kommen Sie nach der
Wache.

Er wollte mich fortziehen, da ſchlug die Schloßuhr
halb Vier, der Klang ſchnitt mir wie ein Schrei der
Noth durch die Seele, und ich ſchrie aus voller Bruſt
zu den Fenſtern des Herzogs hinauf:

Hülfe! um Gottes willen, Hülfe für ein elendes,
verführtes Geſchöpf! Da ward Groſſinger wie unſinnig,
er wollte mir den Mund zuhalten, aber ich rang mit
ihm; er ſtieß mich in den Nacken, er ſchimpfte, ich fühlte,
ich hörte nichts. Er rief nach der Wache, der Korporal
eilte mit etlichen Soldaten herbei, mich zu greifen, aber
in dem Augenblick ging des Herzogs Fenſter auf, und
es rief herunter:

Fähndrich Graf Groſſinger, was iſt das für ein
Skandal? bringen Sie den Menſchen herauf, gleich auf
der Stelle!

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[56/0066] ich die Runde vorüber führte; das Lied intereſſirt mich ſehr. Gerade wegen der Alten und den Ihrigen muß ich mit dem Herzoge ſprechen! rief ich aus. Wegen der Alten? verſetzte Groſſinger, wegen der ſprechen Sie mit mir, die großen Herren, haben keinen Sinn für ſo etwas; geſchwind kommen Sie nach der Wache. Er wollte mich fortziehen, da ſchlug die Schloßuhr halb Vier, der Klang ſchnitt mir wie ein Schrei der Noth durch die Seele, und ich ſchrie aus voller Bruſt zu den Fenſtern des Herzogs hinauf: Hülfe! um Gottes willen, Hülfe für ein elendes, verführtes Geſchöpf! Da ward Groſſinger wie unſinnig, er wollte mir den Mund zuhalten, aber ich rang mit ihm; er ſtieß mich in den Nacken, er ſchimpfte, ich fühlte, ich hörte nichts. Er rief nach der Wache, der Korporal eilte mit etlichen Soldaten herbei, mich zu greifen, aber in dem Augenblick ging des Herzogs Fenſter auf, und es rief herunter: Fähndrich Graf Groſſinger, was iſt das für ein Skandal? bringen Sie den Menſchen herauf, gleich auf der Stelle!

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_kasperl_1838/66>, abgerufen am 21.11.2024.