Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Man spüret' überall ein fröhliches Getümmel; Dieß Anmuts-volle Wasser-Spiel War meiner Augen Ziel, Bis ich zuletzt, Nachdem ich mich daran recht sehr ergetzt, Die wunderbare Creatur, Die sonderlich gebildete Figur Von einem Fisch erwog; der sonder Fuß und Hand So schnell, so hurtig, so gewandt Sich reget, stehet, gehet, Sich senket, sich erhöhet. Es flieg't ein Fisch ja recht bald auf bald nieder, Und solches ohn Gefieder. Wer niemals einen Fisch gesehn, Und man erzälet' ihm, es wär' ein Thier zu finden, Das aus den tiefsten Gründen Sich sonder Flügel könnt' erhöh'n, Auch sonder Hände sich bewegen, Und sonder Füsse gehn und stehn; Was mein't ihr? würd' er nicht mehr, als wir sonsten pflegen, Darob erstaunen und gedenken: Was muß das für ein Wunder seyn! Ach GOtt! laß mich auf Dich allein, So oft ich Fische seh, mein' Andacht lenken, Und denken: wie so groß ist doch des Schöpfers Macht, Der, nebst der ungezäl'ten Schar Beschuppter Fisch', und zwar so wunderbar, Auch alle Ding' aus Nichts hervor gebracht! Der
Man ſpuͤret’ uͤberall ein froͤhliches Getuͤmmel; Dieß Anmuts-volle Waſſer-Spiel War meiner Augen Ziel, Bis ich zuletzt, Nachdem ich mich daran recht ſehr ergetzt, Die wunderbare Creatur, Die ſonderlich gebildete Figur Von einem Fiſch erwog; der ſonder Fuß und Hand So ſchnell, ſo hurtig, ſo gewandt Sich reget, ſtehet, gehet, Sich ſenket, ſich erhoͤhet. Es flieg’t ein Fiſch ja recht bald auf bald nieder, Und ſolches ohn Gefieder. Wer niemals einen Fiſch geſehn, Und man erzaͤlet’ ihm, es waͤr’ ein Thier zu finden, Das aus den tiefſten Gruͤnden Sich ſonder Fluͤgel koͤnnt’ erhoͤh’n, Auch ſonder Haͤnde ſich bewegen, Und ſonder Fuͤſſe gehn und ſtehn; Was mein’t ihr? wuͤrd’ er nicht mehr, als wir ſonſten pflegen, Darob erſtaunen und gedenken: Was muß das fuͤr ein Wunder ſeyn! Ach GOtt! laß mich auf Dich allein, So oft ich Fiſche ſeh, mein’ Andacht lenken, Und denken: wie ſo groß iſt doch des Schoͤpfers Macht, Der, nebſt der ungezaͤl’ten Schar Beſchuppter Fiſch’, und zwar ſo wunderbar, Auch alle Ding’ aus Nichts hervor gebracht! Der
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Man ſpuͤret’ uͤberall ein froͤhliches Getuͤmmel;
Es ſchien auf einmal zu entſtehn
Ein allgemeiner Krieg von allen gegen alle.
Wie ſtum̃ auch ſonſt ein Fiſch; ward doch mit lautem Schalle
Ein ſchmatzen hier gehoͤr’t, das angenem zu hoͤren.
Dieß Anmuts-volle Waſſer-Spiel
War meiner Augen Ziel,
Bis ich zuletzt,
Nachdem ich mich daran recht ſehr ergetzt,
Die wunderbare Creatur,
Die ſonderlich gebildete Figur
Von einem Fiſch erwog; der ſonder Fuß und Hand
So ſchnell, ſo hurtig, ſo gewandt
Sich reget, ſtehet, gehet,
Sich ſenket, ſich erhoͤhet.
Es flieg’t ein Fiſch ja recht bald auf bald nieder,
Und ſolches ohn Gefieder.
Wer niemals einen Fiſch geſehn,
Und man erzaͤlet’ ihm, es waͤr’ ein Thier zu finden,
Das aus den tiefſten Gruͤnden
Sich ſonder Fluͤgel koͤnnt’ erhoͤh’n,
Auch ſonder Haͤnde ſich bewegen,
Und ſonder Fuͤſſe gehn und ſtehn;
Was mein’t ihr? wuͤrd’ er nicht mehr, als wir ſonſten pflegen,
Darob erſtaunen und gedenken:
Was muß das fuͤr ein Wunder ſeyn!
Ach GOtt! laß mich auf Dich allein,
So oft ich Fiſche ſeh, mein’ Andacht lenken,
Und denken: wie ſo groß iſt doch des Schoͤpfers Macht,
Der, nebſt der ungezaͤl’ten Schar
Beſchuppter Fiſch’, und zwar ſo wunderbar,
Auch alle Ding’ aus Nichts hervor gebracht!
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