Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
(Wie hier im regen Born) der Born von Pein und Lust Da ich nun also saß und sann, Und eine inn're Regung fül'te; Sah ich dem Wasser-Stral, als er von neuen spiel'te, Noch etwas neues an, Jndem er, als das Licht der Sonnen ihn bestral'te, Sich selber um den grünen Rand Auf dem Licht-grauen Sand' Jn dunk'len Schatten deutlich mal'te. Jch sah ihm Anfangs zu, und lachte, Daß gleichsam dieser Schatten mir Mein Wasser-Spiel gedoppelt machte; Doch als ich noch darauf ein wenig länger dachte, Und merkte, daß des Schattens Stral Sich allemal Ein wenig von der Stell' und in die Ründe drehte; So fiel mir ein, Dieß könnte wol ein Sonnen-Zeiger seyn. Jch merkte denn bey jedem Seiger-Schlag Die Stelle, wo sodann der Schatten lag, Und faud hernach, so oft ich zäl'te, Daß es kaum um ein Härchen fel'te. Kann sonst von unserm kurzen Leben Des Wassers rege Flüchtigkeit Uns H 2
(Wie hier im regen Born) der Born von Pein und Luſt Da ich nun alſo ſaß und ſann, Und eine inn’re Regung fuͤl’te; Sah ich dem Waſſer-Stral, als er von neuen ſpiel’te, Noch etwas neues an, Jndem er, als das Licht der Sonnen ihn beſtral’te, Sich ſelber um den gruͤnen Rand Auf dem Licht-grauen Sand’ Jn dunk’len Schatten deutlich mal’te. Jch ſah ihm Anfangs zu, und lachte, Daß gleichſam dieſer Schatten mir Mein Waſſer-Spiel gedoppelt machte; Doch als ich noch darauf ein wenig laͤnger dachte, Und merkte, daß des Schattens Stral Sich allemal Ein wenig von der Stell’ und in die Ruͤnde drehte; So fiel mir ein, Dieß koͤnnte wol ein Sonnen-Zeiger ſeyn. Jch merkte denn bey jedem Seiger-Schlag Die Stelle, wo ſodann der Schatten lag, Und faud hernach, ſo oft ich zaͤl’te, Daß es kaum um ein Haͤrchen fel’te. Kann ſonſt von unſerm kurzen Leben Des Waſſers rege Fluͤchtigkeit Uns H 2
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(Wie hier im regen Born) der Born von Pein und Luſt
Die Leidenſchaft durch Leidenſchaft beweget,
Und deren Wut ſich unaufhoͤrlich reget;
Wodurch wir in veraͤnderlichem Wanken
Nichts, als verwirrete Begierden und Jdeen,
Und in nie ruhigen Gedanken
Stets unterbroch’ne Schoͤnheit, ſehen:
Da er, wenn ihn nicht ſtets die Unruh gleichſam trennte,
Bey einem ruhigen Gemuͤte
Ein Spiegel Goͤttlicher Macht, Weiſheit, Lieb’ und Guͤte
Sich und dem Naͤchſten werden koͤnnte.
Da ich nun alſo ſaß und ſann,
Und eine inn’re Regung fuͤl’te;
Sah ich dem Waſſer-Stral, als er von neuen ſpiel’te,
Noch etwas neues an,
Jndem er, als das Licht der Sonnen ihn beſtral’te,
Sich ſelber um den gruͤnen Rand
Auf dem Licht-grauen Sand’
Jn dunk’len Schatten deutlich mal’te.
Jch ſah ihm Anfangs zu, und lachte,
Daß gleichſam dieſer Schatten mir
Mein Waſſer-Spiel gedoppelt machte;
Doch als ich noch darauf ein wenig laͤnger dachte,
Und merkte, daß des Schattens Stral
Sich allemal
Ein wenig von der Stell’ und in die Ruͤnde drehte;
So fiel mir ein,
Dieß koͤnnte wol ein Sonnen-Zeiger ſeyn.
Jch merkte denn bey jedem Seiger-Schlag
Die Stelle, wo ſodann der Schatten lag,
Und faud hernach, ſo oft ich zaͤl’te,
Daß es kaum um ein Haͤrchen fel’te.
Kann ſonſt von unſerm kurzen Leben
Des Waſſers rege Fluͤchtigkeit
Uns
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