Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
28.
Kurz, es ist der Bauch der Erden
Ganz mit Wundern angefüllt,
Und kann nicht gezälet werden,
Was ihr dunk'ler Schoß verhüllt.
Viele Weisen, die drauf achten,
Und die Seltenheit betrachten,
Geben ganz erstaunet für,
Sie sey ein besel'tes Thier.
29.
Dem zu Folge sie denn schliessen,
Dieser Ström' und Qvellen Flut
Die sich durch die Welt ergiessen,
Sey des Erden-Cörpers Blut,
Welches in sehr grosser Menge
Durch die vielen Wasser-Gänge,
Als durch so viel Adern, dringt,
Und der Welt die Narung bringt.
30.
Wie das Herz die lauen Säfte,
So ihm stetig eingeflöss't,
Durch uns unbekannte Kräfte
Bald empfängt, bald von sich stöss't;
So sey in des Meeres Gründen
Solch ein Welt-Herz auch zu finden,
Das sich eben so beweg't,
Und uns Ebb' und Flut erreg't.
31. Jh-
28.
Kurz, es iſt der Bauch der Erden
Ganz mit Wundern angefuͤllt,
Und kann nicht gezaͤlet werden,
Was ihr dunk’ler Schoß verhuͤllt.
Viele Weiſen, die drauf achten,
Und die Seltenheit betrachten,
Geben ganz erſtaunet fuͤr,
Sie ſey ein beſel’tes Thier.
29.
Dem zu Folge ſie denn ſchlieſſen,
Dieſer Stroͤm’ und Qvellen Flut
Die ſich durch die Welt ergieſſen,
Sey des Erden-Coͤrpers Blut,
Welches in ſehr groſſer Menge
Durch die vielen Waſſer-Gaͤnge,
Als durch ſo viel Adern, dringt,
Und der Welt die Narung bringt.
30.
Wie das Herz die lauen Saͤfte,
So ihm ſtetig eingefloͤſſ’t,
Durch uns unbekannte Kraͤfte
Bald empfaͤngt, bald von ſich ſtoͤſſ’t;
So ſey in des Meeres Gruͤnden
Solch ein Welt-Herz auch zu finden,
Das ſich eben ſo beweg’t,
Und uns Ebb’ und Flut erreg’t.
31. Jh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0238" n="202"/>
          <lg n="32">
            <head>28.</head><lb/>
            <l>Kurz, es i&#x017F;t der Bauch der Erden</l><lb/>
            <l>Ganz mit Wundern angefu&#x0364;llt,</l><lb/>
            <l>Und kann nicht geza&#x0364;let werden,</l><lb/>
            <l>Was ihr dunk&#x2019;ler Schoß verhu&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>Viele Wei&#x017F;en, die drauf achten,</l><lb/>
            <l>Und die Seltenheit betrachten,</l><lb/>
            <l>Geben ganz er&#x017F;taunet fu&#x0364;r,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;ey ein be&#x017F;el&#x2019;tes Thier.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="33">
            <head>29.</head><lb/>
            <l>Dem zu Folge &#x017F;ie denn &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;er Stro&#x0364;m&#x2019; und Qvellen Flut</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich durch die Welt ergie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Sey des Erden-Co&#x0364;rpers Blut,</l><lb/>
            <l>Welches in &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er Menge</l><lb/>
            <l>Durch die vielen Wa&#x017F;&#x017F;er-Ga&#x0364;nge,</l><lb/>
            <l>Als durch &#x017F;o viel Adern, dringt,</l><lb/>
            <l>Und der Welt die Narung bringt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="34">
            <head>30.</head><lb/>
            <l>Wie das Herz die lauen Sa&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>So ihm &#x017F;tetig eingeflo&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Durch uns unbekannte Kra&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Bald empfa&#x0364;ngt, bald von &#x017F;ich &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019;t;</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ey in des Meeres Gru&#x0364;nden</l><lb/>
            <l>Solch ein Welt-Herz auch zu finden,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ich eben &#x017F;o beweg&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Und uns Ebb&#x2019; und Flut erreg&#x2019;t.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">31. Jh-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0238] 28. Kurz, es iſt der Bauch der Erden Ganz mit Wundern angefuͤllt, Und kann nicht gezaͤlet werden, Was ihr dunk’ler Schoß verhuͤllt. Viele Weiſen, die drauf achten, Und die Seltenheit betrachten, Geben ganz erſtaunet fuͤr, Sie ſey ein beſel’tes Thier. 29. Dem zu Folge ſie denn ſchlieſſen, Dieſer Stroͤm’ und Qvellen Flut Die ſich durch die Welt ergieſſen, Sey des Erden-Coͤrpers Blut, Welches in ſehr groſſer Menge Durch die vielen Waſſer-Gaͤnge, Als durch ſo viel Adern, dringt, Und der Welt die Narung bringt. 30. Wie das Herz die lauen Saͤfte, So ihm ſtetig eingefloͤſſ’t, Durch uns unbekannte Kraͤfte Bald empfaͤngt, bald von ſich ſtoͤſſ’t; So ſey in des Meeres Gruͤnden Solch ein Welt-Herz auch zu finden, Das ſich eben ſo beweg’t, Und uns Ebb’ und Flut erreg’t. 31. Jh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/238
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/238>, abgerufen am 16.05.2024.