Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Er such't zuförderst sich zu heylen, Um nun zu diesem Arzt zu kommen, Hab' ich mir itzo vorgenommen, Dir eine recht beqveme Spur Und einen leichten Weg zu zeigen. Du must zum grossen Schöpfer steigen Auf Leitern Seiner Creatur. Du wirst in Seiner Lieb' und Allmacht tiefen Gründen Die irdische Zufriedenheit, Ja gar dereinst die Seligkeit, Nachdem du sie im Glauben brauchest, finden. Du wirst von allem Gram genesen, Wirst du das Buch der Welt zu GOttes Ehre lesen. Der Menschen Red' ist eine laute Schrift; Die Schrift ist eine stumme Rede. Wer nun das Buch der Welt aufmerksam lieset, trifft (Ach daß es jeder sehn und keiner sehen kann!) Die Rede der Natur in allen Dingen an. Sie preiset GOttes Macht durch Ohren, Nas' und Augen, Durch Zung' und Hand den Selen an, und spricht: O lieber Mensch, laß doch der Erde Schönheit taugen, Dich zu belustigen, um dich durch dein Gesicht, Samt deiner andern Sinnen Thüren, Zu dein- und meinem HErrn zu führen! Du kannst ja GOttes Macht, du kannst ja GOttes Liebe, Die Jhn zu dein-zu ihr- und aller Schöpfung triebe, Nicht P 3
Er ſuch’t zufoͤrderſt ſich zu heylen, Um nun zu dieſem Arzt zu kommen, Hab’ ich mir itzo vorgenommen, Dir eine recht beqveme Spur Und einen leichten Weg zu zeigen. Du muſt zum groſſen Schoͤpfer ſteigen Auf Leitern Seiner Creatur. Du wirſt in Seiner Lieb’ und Allmacht tiefen Gruͤnden Die irdiſche Zufriedenheit, Ja gar dereinſt die Seligkeit, Nachdem du ſie im Glauben braucheſt, finden. Du wirſt von allem Gram geneſen, Wirſt du das Buch der Welt zu GOttes Ehre leſen. Der Menſchen Red’ iſt eine laute Schrift; Die Schrift iſt eine ſtumme Rede. Wer nun das Buch der Welt aufmerkſam lieſet, trifft (Ach daß es jeder ſehn und keiner ſehen kann!) Die Rede der Natur in allen Dingen an. Sie preiſet GOttes Macht durch Ohren, Naſ’ und Augen, Durch Zung’ und Hand den Selen an, und ſpricht: O lieber Menſch, laß doch der Erde Schoͤnheit taugen, Dich zu beluſtigen, um dich durch dein Geſicht, Samt deiner andern Sinnen Thuͤren, Zu dein- und meinem HErrn zu fuͤhren! Du kannſt ja GOttes Macht, du kannſt ja GOttes Liebe, Die Jhn zu dein-zu ihr- und aller Schoͤpfung triebe, Nicht P 3
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Er ſuch’t zufoͤrderſt ſich zu heylen,
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Such’t er den Arzt. So laſſt uns auch
Zu GOTT, dem Arzt der Selen, eilen.
Um nun zu dieſem Arzt zu kommen,
Hab’ ich mir itzo vorgenommen,
Dir eine recht beqveme Spur
Und einen leichten Weg zu zeigen.
Du muſt zum groſſen Schoͤpfer ſteigen
Auf Leitern Seiner Creatur.
Du wirſt in Seiner Lieb’ und Allmacht tiefen Gruͤnden
Die irdiſche Zufriedenheit,
Ja gar dereinſt die Seligkeit,
Nachdem du ſie im Glauben braucheſt, finden.
Du wirſt von allem Gram geneſen,
Wirſt du das Buch der Welt zu GOttes Ehre leſen.
Der Menſchen Red’ iſt eine laute Schrift;
Die Schrift iſt eine ſtumme Rede.
Wer nun das Buch der Welt aufmerkſam lieſet, trifft
(Ach daß es jeder ſehn und keiner ſehen kann!)
Die Rede der Natur in allen Dingen an.
Sie preiſet GOttes Macht durch Ohren, Naſ’ und Augen,
Durch Zung’ und Hand den Selen an, und ſpricht:
O lieber Menſch, laß doch der Erde Schoͤnheit taugen,
Dich zu beluſtigen, um dich durch dein Geſicht,
Samt deiner andern Sinnen Thuͤren,
Zu dein- und meinem HErrn zu fuͤhren!
Du kannſt ja GOttes Macht, du kannſt ja GOttes Liebe,
Die Jhn zu dein-zu ihr- und aller Schoͤpfung triebe,
Nicht
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