Wunderbarlich ist ihr Wesen, Wenn man recht mit Ernst bedenk't, Was wir von ihr sehn und lesen. So wann sie uneingeschrenk't, Als auch wann sie in der Enge, Sieht man an der Teilchen Menge Eine sonderbare Spur Jhres Wesens und Natur.
26.
Wenn man Luft in ein Gefässe Von Metall, das stark und fest, Von geraumer Mass' und Grösse Durch ein Werkzeug drengt und presst, Lässt sie sich so feste drücken, Und so wunderbar verdicken, Daß sie fühlbar, und so dicht, Als ein Wasser am Gewicht.
27.
Da ein Körnchen Luft hingegen Jm Gefäß, das ausgeleert, Durch ein wunderbar Bewegen Sich viel tausendfach vermehrt, Und sich rings auf allen Seiten Unvermerkt weiß auszubreiten, Daß es tausendmal so klein, Ja ein nichts fast, schein't zu seyn.
28. Alle
Q 2
25.
Wunderbarlich iſt ihr Weſen, Wenn man recht mit Ernſt bedenk’t, Was wir von ihr ſehn und leſen. So wann ſie uneingeſchrenk’t, Als auch wann ſie in der Enge, Sieht man an der Teilchen Menge Eine ſonderbare Spur Jhres Weſens und Natur.
26.
Wenn man Luft in ein Gefaͤſſe Von Metall, das ſtark und feſt, Von geraumer Maſſ’ und Groͤſſe Durch ein Werkzeug drengt und preſſt, Laͤſſt ſie ſich ſo feſte druͤcken, Und ſo wunderbar verdicken, Daß ſie fuͤhlbar, und ſo dicht, Als ein Waſſer am Gewicht.
27.
Da ein Koͤrnchen Luft hingegen Jm Gefaͤß, das ausgeleert, Durch ein wunderbar Bewegen Sich viel tauſendfach vermehrt, Und ſich rings auf allen Seiten Unvermerkt weiß auszubreiten, Daß es tauſendmal ſo klein, Ja ein nichts faſt, ſchein’t zu ſeyn.
28. Alle
Q 2
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25.
Wunderbarlich iſt ihr Weſen,
Wenn man recht mit Ernſt bedenk’t,
Was wir von ihr ſehn und leſen.
So wann ſie uneingeſchrenk’t,
Als auch wann ſie in der Enge,
Sieht man an der Teilchen Menge
Eine ſonderbare Spur
Jhres Weſens und Natur.
26.
Wenn man Luft in ein Gefaͤſſe
Von Metall, das ſtark und feſt,
Von geraumer Maſſ’ und Groͤſſe
Durch ein Werkzeug drengt und preſſt,
Laͤſſt ſie ſich ſo feſte druͤcken,
Und ſo wunderbar verdicken,
Daß ſie fuͤhlbar, und ſo dicht,
Als ein Waſſer am Gewicht.
27.
Da ein Koͤrnchen Luft hingegen
Jm Gefaͤß, das ausgeleert,
Durch ein wunderbar Bewegen
Sich viel tauſendfach vermehrt,
Und ſich rings auf allen Seiten
Unvermerkt weiß auszubreiten,
Daß es tauſendmal ſo klein,
Ja ein nichts faſt, ſchein’t zu ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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