Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Die alle wiederum mit Spitzen reich versehn, An jedem Ort, woraus das Blat entspringet, Entspriesst zu einer Zeit die Bluhm' und Frucht zugleich; Wobey noch überdem recht Wunder-reich An eben solchem Ort ein Stiel mit Gäblein dringet. Derselbe teilet sich in drey verschied'ne Teile, Die alle, recht wie kleine grüne Seile, Wo sie Gelegenheit nur finden, Die Ranken suchen fest zu binden. Bewund're doch, mein Herz, die Ordnung der Natur Jn diesem Kürbs-Gewächs aufs neu! Erwege, daß nicht nur Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern sey! Damit dieß Ranken-Werk von wegen seiner Schwäche So bald nicht bräche, Wächst eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran, Wodurch sie hie und da sich halten kann. Ach lasst uns doch, wenn wir dergleichen sehn, Den, Der dieß alles macht, den weisen GOtt, erhöhn! An dieses Stieles Fuß Erblicket man, wiewol so wunderbarlich klein, Daß jeder sich darob verwundern muß, Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu sehen seyn, Und dennoch finden wir, daß die so an den Spitzen Der langen Ranken sitzen, Noch unweit kleiner sind, da nemlich man daran Ein
Die alle wiederum mit Spitzen reich verſehn, An jedem Ort, woraus das Blat entſpringet, Entſprieſſt zu einer Zeit die Bluhm’ und Frucht zugleich; Wobey noch uͤberdem recht Wunder-reich An eben ſolchem Ort ein Stiel mit Gaͤblein dringet. Derſelbe teilet ſich in drey verſchied’ne Teile, Die alle, recht wie kleine gruͤne Seile, Wo ſie Gelegenheit nur finden, Die Ranken ſuchen feſt zu binden. Bewund’re doch, mein Herz, die Ordnung der Natur Jn dieſem Kuͤrbs-Gewaͤchs aufs neu! Erwege, daß nicht nur Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern ſey! Damit dieß Ranken-Werk von wegen ſeiner Schwaͤche So bald nicht braͤche, Waͤchſt eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran, Wodurch ſie hie und da ſich halten kann. Ach laſſt uns doch, wenn wir dergleichen ſehn, Den, Der dieß alles macht, den weiſen GOtt, erhoͤhn! An dieſes Stieles Fuß Erblicket man, wiewol ſo wunderbarlich klein, Daß jeder ſich darob verwundern muß, Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu ſehen ſeyn, Und dennoch finden wir, daß die ſo an den Spitzen Der langen Ranken ſitzen, Noch unweit kleiner ſind, da nemlich man daran Ein
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Die alle wiederum mit Spitzen reich verſehn,
Wodurch ſie teils von einem Ort zum andern
Mit den faſt ſtets verlaͤngten Ranken wandern,
Teils wie auf kleinen Fuͤſſen ſtehn.
An jedem Ort, woraus das Blat entſpringet,
Entſprieſſt zu einer Zeit die Bluhm’ und Frucht zugleich;
Wobey noch uͤberdem recht Wunder-reich
An eben ſolchem Ort ein Stiel mit Gaͤblein dringet.
Derſelbe teilet ſich in drey verſchied’ne Teile,
Die alle, recht wie kleine gruͤne Seile,
Wo ſie Gelegenheit nur finden,
Die Ranken ſuchen feſt zu binden.
Bewund’re doch, mein Herz, die Ordnung der Natur
Jn dieſem Kuͤrbs-Gewaͤchs aufs neu!
Erwege, daß nicht nur
Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern ſey!
Damit dieß Ranken-Werk von wegen ſeiner Schwaͤche
So bald nicht braͤche,
Waͤchſt eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran,
Wodurch ſie hie und da ſich halten kann.
Ach laſſt uns doch, wenn wir dergleichen ſehn,
Den, Der dieß alles macht, den weiſen GOtt, erhoͤhn!
An dieſes Stieles Fuß
Erblicket man, wiewol ſo wunderbarlich klein,
Daß jeder ſich darob verwundern muß,
Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu ſehen ſeyn,
Und dennoch finden wir, daß die ſo an den Spitzen
Der langen Ranken ſitzen,
Noch unweit kleiner ſind, da nemlich man daran
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