Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.Jst eben der, so ihn zu solchem Etwas führet. Wie ich hierauf die abgebroch'nen Ranken So voller Früchte fand, als ich sie recht besah; Gieng es mir zwar aufs neue nah: Doch trösteten mich folgende Gedanken: Jch will bey dem Verlust gewißlich nichts verlieren. Es soll, geliebte Ranke, mich Die kleine Frucht und Bluhmen, die dich zieren, Zu dein- und meinem Schöpfer führen. Wer weiß, warum du dich Hieher gelenkt, warum in dieser Stunde, Da ich allein, ich dich in solchem Stande funde; Warum ich so von dir gedacht, wie ich gedacht; Wer weiß, warum ich dich zerbrochen; ob es nicht Vielleicht darum geschehn, daß mein Gesicht Mein sonst unachtsames Gemüte Doch zur Aufmerksamkeit und zur Betrachtung brächte, Und ich von GOttes Macht und Weisheit, Lieb' und Güte, Zu Seinem Ruhm, was nützliches gedächte. Auf denn, mein Geist, betrachte mit Vergnügen Das fruchtbare Gewächs, woran recht wunderlich Verschied'ne grüne Rören sich Am fünf-geeckten Stengel fügen! Die Blätter, so an diesem Stengel sitzen, Sind, wie die Bluhmen selbst, besetzt mit zarten Spitzen, Nicht weniger die Frucht, so lange sie noch klein. Aus diesen Stengeln nun, die hol und lucker seyn, Wächst ein dem Reben-Laub an Bildung gleiches Blat, Das tausend kleine Adern hat, Die
Jſt eben der, ſo ihn zu ſolchem Etwas fuͤhret. Wie ich hierauf die abgebroch’nen Ranken So voller Fruͤchte fand, als ich ſie recht beſah; Gieng es mir zwar aufs neue nah: Doch troͤſteten mich folgende Gedanken: Jch will bey dem Verluſt gewißlich nichts verlieren. Es ſoll, geliebte Ranke, mich Die kleine Frucht und Bluhmen, die dich zieren, Zu dein- und meinem Schoͤpfer fuͤhren. Wer weiß, warum du dich Hieher gelenkt, warum in dieſer Stunde, Da ich allein, ich dich in ſolchem Stande funde; Warum ich ſo von dir gedacht, wie ich gedacht; Wer weiß, warum ich dich zerbrochen; ob es nicht Vielleicht darum geſchehn, daß mein Geſicht Mein ſonſt unachtſames Gemuͤte Doch zur Aufmerkſamkeit und zur Betrachtung braͤchte, Und ich von GOttes Macht und Weiſheit, Lieb’ und Guͤte, Zu Seinem Ruhm, was nuͤtzliches gedaͤchte. Auf denn, mein Geiſt, betrachte mit Vergnuͤgen Das fruchtbare Gewaͤchs, woran recht wunderlich Verſchied’ne gruͤne Roͤren ſich Am fuͤnf-geeckten Stengel fuͤgen! Die Blaͤtter, ſo an dieſem Stengel ſitzen, Sind, wie die Bluhmen ſelbſt, beſetzt mit zarten Spitzen, Nicht weniger die Frucht, ſo lange ſie noch klein. Aus dieſen Stengeln nun, die hol und lucker ſeyn, Waͤchſt ein dem Reben-Laub an Bildung gleiches Blat, Das tauſend kleine Adern hat, Die
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Jſt eben der, ſo ihn zu ſolchem Etwas fuͤhret.
Wie ich hierauf die abgebroch’nen Ranken
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Gieng es mir zwar aufs neue nah:
Doch troͤſteten mich folgende Gedanken:
Jch will bey dem Verluſt gewißlich nichts verlieren.
Es ſoll, geliebte Ranke, mich
Die kleine Frucht und Bluhmen, die dich zieren,
Zu dein- und meinem Schoͤpfer fuͤhren.
Wer weiß, warum du dich
Hieher gelenkt, warum in dieſer Stunde,
Da ich allein, ich dich in ſolchem Stande funde;
Warum ich ſo von dir gedacht, wie ich gedacht;
Wer weiß, warum ich dich zerbrochen; ob es nicht
Vielleicht darum geſchehn, daß mein Geſicht
Mein ſonſt unachtſames Gemuͤte
Doch zur Aufmerkſamkeit und zur Betrachtung braͤchte,
Und ich von GOttes Macht und Weiſheit, Lieb’ und Guͤte,
Zu Seinem Ruhm, was nuͤtzliches gedaͤchte.
Auf denn, mein Geiſt, betrachte mit Vergnuͤgen
Das fruchtbare Gewaͤchs, woran recht wunderlich
Verſchied’ne gruͤne Roͤren ſich
Am fuͤnf-geeckten Stengel fuͤgen!
Die Blaͤtter, ſo an dieſem Stengel ſitzen,
Sind, wie die Bluhmen ſelbſt, beſetzt mit zarten Spitzen,
Nicht weniger die Frucht, ſo lange ſie noch klein.
Aus dieſen Stengeln nun, die hol und lucker ſeyn,
Waͤchſt ein dem Reben-Laub an Bildung gleiches Blat,
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