Des Baumes Vorderteil sich ab, Das, weil es nicht so dunkel-grün, Auch es der Sonnen Stral Unmittelbar, nein bloß des Tages Licht, beschien; Noch einen andern Schmuck von grüner Farbe gab, Die gleichfalls unsern Augen Die süsseste Empfindlichkeit, Durch ihren sanften Grad von Farb' und Licht, erweckte. Der grünen Farben Unterscheid, Der dreyfach überhaupt, drin ins besond're noch Ein' ungezälte Zal von Aenderungen steckte, Erhub, vertieft' und zierte sich so schön, Daß ein bedachtsam Aug' an solcher Pracht Sich kaum vermögte satt zu sehn. Man sieht, (ach sehets mit Bedacht!) Wie lieblich hier So wol ein Grün im Licht', als auch ein Grün im Dunkeln, Und beid' in ihrer schön'sten Zier, Auf ganz verschied'ne Weise, funkeln: Jndem so mancher Ort durch den so holden Brand Des hellen Sonnen-Lichts beschienen, Ein and'rer dort in einem dunkel-grünen Und lieblich-külen Schatten stand.
Die Blätter der bestral'ten Seiten Erfüll'ten das Gesicht mit hellen Lieblichkeiten, Da nemlich, wenn durch sie die Gluht der Sonne fäll't, Jhr zart Geweb', illuminiret Ein gelblich feurig grün vor Augen stell't; Jnzwischen die, worauf die Sonne stralet,
Ein
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Des Baumes Vorderteil ſich ab, Das, weil es nicht ſo dunkel-gruͤn, Auch es der Sonnen Stral Unmittelbar, nein bloß des Tages Licht, beſchien; Noch einen andern Schmuck von gruͤner Farbe gab, Die gleichfalls unſern Augen Die ſuͤſſeſte Empfindlichkeit, Durch ihren ſanften Grad von Farb’ und Licht, erweckte. Der gruͤnen Farben Unterſcheid, Der dreyfach uͤberhaupt, drin ins beſond’re noch Ein’ ungezaͤlte Zal von Aenderungen ſteckte, Erhub, vertieft’ und zierte ſich ſo ſchoͤn, Daß ein bedachtſam Aug’ an ſolcher Pracht Sich kaum vermoͤgte ſatt zu ſehn. Man ſieht, (ach ſehets mit Bedacht!) Wie lieblich hier So wol ein Gruͤn im Licht’, als auch ein Gruͤn im Dunkeln, Und beid’ in ihrer ſchoͤn’ſten Zier, Auf ganz verſchied’ne Weiſe, funkeln: Jndem ſo mancher Ort durch den ſo holden Brand Des hellen Sonnen-Lichts beſchienen, Ein and’rer dort in einem dunkel-gruͤnen Und lieblich-kuͤlen Schatten ſtand.
Die Blaͤtter der beſtral’ten Seiten Erfuͤll’ten das Geſicht mit hellen Lieblichkeiten, Da nemlich, wenn durch ſie die Gluht der Sonne faͤll’t, Jhr zart Geweb’, illuminiret Ein gelblich feurig gruͤn vor Augen ſtell’t; Jnzwiſchen die, worauf die Sonne ſtralet,
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Des Baumes Vorderteil ſich ab,</l><lb/><l>Das, weil es nicht ſo dunkel-gruͤn,</l><lb/><l>Auch es der Sonnen Stral</l><lb/><l>Unmittelbar, nein bloß des Tages Licht, beſchien;</l><lb/><l>Noch einen andern Schmuck von gruͤner Farbe gab,</l><lb/><l>Die gleichfalls unſern Augen</l><lb/><l>Die ſuͤſſeſte Empfindlichkeit,</l><lb/><l>Durch ihren ſanften Grad von Farb’ und Licht, erweckte.</l><lb/><l>Der gruͤnen Farben Unterſcheid,</l><lb/><l>Der dreyfach uͤberhaupt, drin ins beſond’re noch</l><lb/><l>Ein’ ungezaͤlte Zal von Aenderungen ſteckte,</l><lb/><l>Erhub, vertieft’ und zierte ſich ſo ſchoͤn,</l><lb/><l>Daß ein bedachtſam Aug’ an ſolcher Pracht</l><lb/><l>Sich kaum vermoͤgte ſatt zu ſehn.</l><lb/><l>Man ſieht, (ach ſehets mit Bedacht!)</l><lb/><l>Wie lieblich hier</l><lb/><l>So wol ein Gruͤn im Licht’, als auch ein Gruͤn im Dunkeln,</l><lb/><l>Und beid’ in ihrer ſchoͤn’ſten Zier,</l><lb/><l>Auf ganz verſchied’ne Weiſe, funkeln:</l><lb/><l>Jndem ſo mancher Ort durch den ſo holden Brand</l><lb/><l>Des hellen Sonnen-Lichts beſchienen,</l><lb/><l>Ein and’rer dort in einem dunkel-gruͤnen</l><lb/><l>Und lieblich-kuͤlen Schatten ſtand.</l></lg><lb/><lgn="125"><l>Die Blaͤtter der beſtral’ten Seiten</l><lb/><l>Erfuͤll’ten das Geſicht mit hellen Lieblichkeiten,</l><lb/><l>Da nemlich, wenn durch ſie die Gluht der Sonne faͤll’t,</l><lb/><l>Jhr zart Geweb’, illuminiret</l><lb/><l>Ein gelblich feurig gruͤn vor Augen ſtell’t;</l><lb/><l>Jnzwiſchen die, worauf die Sonne ſtralet,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig">S 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ein</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Des Baumes Vorderteil ſich ab,
Das, weil es nicht ſo dunkel-gruͤn,
Auch es der Sonnen Stral
Unmittelbar, nein bloß des Tages Licht, beſchien;
Noch einen andern Schmuck von gruͤner Farbe gab,
Die gleichfalls unſern Augen
Die ſuͤſſeſte Empfindlichkeit,
Durch ihren ſanften Grad von Farb’ und Licht, erweckte.
Der gruͤnen Farben Unterſcheid,
Der dreyfach uͤberhaupt, drin ins beſond’re noch
Ein’ ungezaͤlte Zal von Aenderungen ſteckte,
Erhub, vertieft’ und zierte ſich ſo ſchoͤn,
Daß ein bedachtſam Aug’ an ſolcher Pracht
Sich kaum vermoͤgte ſatt zu ſehn.
Man ſieht, (ach ſehets mit Bedacht!)
Wie lieblich hier
So wol ein Gruͤn im Licht’, als auch ein Gruͤn im Dunkeln,
Und beid’ in ihrer ſchoͤn’ſten Zier,
Auf ganz verſchied’ne Weiſe, funkeln:
Jndem ſo mancher Ort durch den ſo holden Brand
Des hellen Sonnen-Lichts beſchienen,
Ein and’rer dort in einem dunkel-gruͤnen
Und lieblich-kuͤlen Schatten ſtand.
Die Blaͤtter der beſtral’ten Seiten
Erfuͤll’ten das Geſicht mit hellen Lieblichkeiten,
Da nemlich, wenn durch ſie die Gluht der Sonne faͤll’t,
Jhr zart Geweb’, illuminiret
Ein gelblich feurig gruͤn vor Augen ſtell’t;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/313>, abgerufen am 22.11.2024.
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