Der dicht belaubten Zweige Menge, Derselben Ründe, samt der Länge, Sind Wunder, wenn wirs überlegen. Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; würd' ihm der Regen Ohn' allen Zweifel schaden müssen. Die Feuchtigkeit würd' auf ihm stehen bleiben, Und sein Gewächs bald aufzureiben, Ja durch Vermoderung ihn aufzulösen, wissen. Wär' er nun auch nicht lang hingegen; Wo sollte solch ein milder Segen Von Früchten, die zur Speise nützen, Wo sollten so viel Blätter, sitzen? Ach nimm denn, lieber Mensch, des Schöpfers weise Macht Bey jedem Baum, mit Lust und Dank, in acht!
Zu
S 4
Der dicht belaubten Zweige Menge, Derſelben Ruͤnde, ſamt der Laͤnge, Sind Wunder, wenn wirs uͤberlegen. Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; wuͤrd’ ihm der Regen Ohn’ allen Zweifel ſchaden muͤſſen. Die Feuchtigkeit wuͤrd’ auf ihm ſtehen bleiben, Und ſein Gewaͤchs bald aufzureiben, Ja durch Vermoderung ihn aufzuloͤſen, wiſſen. Waͤr’ er nun auch nicht lang hingegen; Wo ſollte ſolch ein milder Segen Von Fruͤchten, die zur Speiſe nuͤtzen, Wo ſollten ſo viel Blaͤtter, ſitzen? Ach nimm denn, lieber Menſch, des Schoͤpfers weiſe Macht Bey jedem Baum, mit Luſt und Dank, in acht!
Zu
S 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="128"><l><pbfacs="#f0315"n="279"/>
Der dicht belaubten Zweige Menge,</l><lb/><l>Derſelben Ruͤnde, ſamt der Laͤnge,</l><lb/><l>Sind Wunder, wenn wirs uͤberlegen.</l><lb/><l>Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; wuͤrd’ ihm der</l><lb/><l><hirendition="#et">Regen</hi></l><lb/><l>Ohn’ allen Zweifel ſchaden muͤſſen.</l><lb/><l>Die Feuchtigkeit wuͤrd’ auf ihm ſtehen bleiben,</l><lb/><l>Und ſein Gewaͤchs bald aufzureiben,</l><lb/><l>Ja durch Vermoderung ihn aufzuloͤſen, wiſſen.</l><lb/><l>Waͤr’ er nun auch nicht lang hingegen;</l><lb/><l>Wo ſollte ſolch ein milder Segen</l><lb/><l>Von Fruͤchten, die zur Speiſe nuͤtzen,</l><lb/><l>Wo ſollten ſo viel Blaͤtter, ſitzen?</l><lb/><l>Ach nimm denn, lieber Menſch, des Schoͤpfers weiſe Macht</l><lb/><l>Bey jedem Baum, mit Luſt und Dank, in acht!</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">S 4</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Zu</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[279/0315]
Der dicht belaubten Zweige Menge,
Derſelben Ruͤnde, ſamt der Laͤnge,
Sind Wunder, wenn wirs uͤberlegen.
Wofern ein Stamm und Zweig nicht rund; wuͤrd’ ihm der
Regen
Ohn’ allen Zweifel ſchaden muͤſſen.
Die Feuchtigkeit wuͤrd’ auf ihm ſtehen bleiben,
Und ſein Gewaͤchs bald aufzureiben,
Ja durch Vermoderung ihn aufzuloͤſen, wiſſen.
Waͤr’ er nun auch nicht lang hingegen;
Wo ſollte ſolch ein milder Segen
Von Fruͤchten, die zur Speiſe nuͤtzen,
Wo ſollten ſo viel Blaͤtter, ſitzen?
Ach nimm denn, lieber Menſch, des Schoͤpfers weiſe Macht
Bey jedem Baum, mit Luſt und Dank, in acht!
Zu
S 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/315>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.