Da wir also auch besehen Des Geruchs Beschaffenheit; Wollen wir nun weiter gehen, Und uns mit Aufmerksamkeit Zu dem dritten Sinne kehren, Auch vom Hören was zu hören, Dessen Nutz und Eigenschaft Von verwunderlicher Kraft.
70.
Die Natur hat unsern Ohren, Wie uns die Erfahrung zeig't, Einen hohen Sitz erkoren, Weil der Ton stets aufwärts steig't, Der, gezeug't von stoss- und schlagen, Durch die Luft wird fort getragen, Die in Kreisen sich beweg't, Als wenn man ein Wasser reg't.
71.
Wenn nun diese regen Kreise Sich erstrecken bis ans Ohr; Dringen sie auf selt'ne Weise Durch das nie gespärrte Thor, Wodurch sie sich selber führen, Bis sie an ein Häutgen rühren, Das daselbst, wie eine Wand, Die da tönet, ausgespann't.
72. Die-
U 3
III. Das Gehoͤr.
69.
Da wir alſo auch beſehen Des Geruchs Beſchaffenheit; Wollen wir nun weiter gehen, Und uns mit Aufmerkſamkeit Zu dem dritten Sinne kehren, Auch vom Hoͤren was zu hoͤren, Deſſen Nutz und Eigenſchaft Von verwunderlicher Kraft.
70.
Die Natur hat unſern Ohren, Wie uns die Erfahrung zeig’t, Einen hohen Sitz erkoren, Weil der Ton ſtets aufwaͤrts ſteig’t, Der, gezeug’t von ſtoſſ- und ſchlagen, Durch die Luft wird fort getragen, Die in Kreiſen ſich beweg’t, Als wenn man ein Waſſer reg’t.
71.
Wenn nun dieſe regen Kreiſe Sich erſtrecken bis ans Ohr; Dringen ſie auf ſelt’ne Weiſe Durch das nie geſpaͤrrte Thor, Wodurch ſie ſich ſelber fuͤhren, Bis ſie an ein Haͤutgen ruͤhren, Das daſelbſt, wie eine Wand, Die da toͤnet, ausgeſpann’t.
72. Die-
U 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0345"n="309"/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Das Gehoͤr.</hi></head><lb/><lgn="202"><head>69.</head><lb/><l><hirendition="#in">D</hi>a wir alſo auch beſehen</l><lb/><l>Des Geruchs Beſchaffenheit;</l><lb/><l>Wollen wir nun weiter gehen,</l><lb/><l>Und uns mit Aufmerkſamkeit</l><lb/><l>Zu dem dritten Sinne kehren,</l><lb/><l>Auch vom Hoͤren was zu hoͤren,</l><lb/><l>Deſſen Nutz und Eigenſchaft</l><lb/><l>Von verwunderlicher Kraft.</l></lg><lb/><lgn="203"><head>70.</head><lb/><l>Die Natur hat unſern Ohren,</l><lb/><l>Wie uns die Erfahrung zeig’t,</l><lb/><l>Einen hohen Sitz erkoren,</l><lb/><l>Weil der Ton ſtets aufwaͤrts ſteig’t,</l><lb/><l>Der, gezeug’t von ſtoſſ- und ſchlagen,</l><lb/><l>Durch die Luft wird fort getragen,</l><lb/><l>Die in Kreiſen ſich beweg’t,</l><lb/><l>Als wenn man ein Waſſer reg’t.</l></lg><lb/><lgn="204"><head>71.</head><lb/><l>Wenn nun dieſe regen Kreiſe</l><lb/><l>Sich erſtrecken bis ans Ohr;</l><lb/><l>Dringen ſie auf ſelt’ne Weiſe</l><lb/><l>Durch das nie geſpaͤrrte Thor,</l><lb/><l>Wodurch ſie ſich ſelber fuͤhren,</l><lb/><l>Bis ſie an ein Haͤutgen ruͤhren,</l><lb/><l>Das daſelbſt, wie eine Wand,</l><lb/><l>Die da toͤnet, ausgeſpann’t.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">72. Die-</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
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III. Das Gehoͤr.
69.
Da wir alſo auch beſehen
Des Geruchs Beſchaffenheit;
Wollen wir nun weiter gehen,
Und uns mit Aufmerkſamkeit
Zu dem dritten Sinne kehren,
Auch vom Hoͤren was zu hoͤren,
Deſſen Nutz und Eigenſchaft
Von verwunderlicher Kraft.
70.
Die Natur hat unſern Ohren,
Wie uns die Erfahrung zeig’t,
Einen hohen Sitz erkoren,
Weil der Ton ſtets aufwaͤrts ſteig’t,
Der, gezeug’t von ſtoſſ- und ſchlagen,
Durch die Luft wird fort getragen,
Die in Kreiſen ſich beweg’t,
Als wenn man ein Waſſer reg’t.
71.
Wenn nun dieſe regen Kreiſe
Sich erſtrecken bis ans Ohr;
Dringen ſie auf ſelt’ne Weiſe
Durch das nie geſpaͤrrte Thor,
Wodurch ſie ſich ſelber fuͤhren,
Bis ſie an ein Haͤutgen ruͤhren,
Das daſelbſt, wie eine Wand,
Die da toͤnet, ausgeſpann’t.
72. Die-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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