Mensch, erwäge doch und merke, Wenn dein Mund was gutes schmeckt, Deines Schöpfers Wunder-Werke! Was darin für Weisheit steckt, Jst nicht leichtlich zu ermessen, Da Er nicht nur in das Essen Und in alles, was uns tränkt, So verschied'nen Saft gesenkt;
112.
Sondern auch in deinem Munde Gaum und Zunge so gemacht, Daß, recht eben in dem Schlunde, Wenn man es genau betracht't, Uns die Speis' erst Anmut bringet, Eben wenn man's nieder schlinget; Jst demnach, mehr als man meint, Narung, Nutz und Lust vereint.
113.
Denke doch, wenn Schmerz und Fieber Uns in Blut und Adern steckt, Wie erbärmlich uns darüber, Was man isst und trinket, schmeckt! Muß der Ekel vor den Speisen Uns nicht augenscheinlich weisen, Daß man nie sein Glück ermisst, Wenn uns schmecket, was man isst?
114.
X 2
111.
Menſch, erwaͤge doch und merke, Wenn dein Mund was gutes ſchmeckt, Deines Schoͤpfers Wunder-Werke! Was darin fuͤr Weiſheit ſteckt, Jſt nicht leichtlich zu ermeſſen, Da Er nicht nur in das Eſſen Und in alles, was uns traͤnkt, So verſchied’nen Saft geſenkt;
112.
Sondern auch in deinem Munde Gaum und Zunge ſo gemacht, Daß, recht eben in dem Schlunde, Wenn man es genau betracht’t, Uns die Speiſ’ erſt Anmut bringet, Eben wenn man’s nieder ſchlinget; Jſt demnach, mehr als man meint, Narung, Nutz und Luſt vereint.
113.
Denke doch, wenn Schmerz und Fieber Uns in Blut und Adern ſteckt, Wie erbaͤrmlich uns daruͤber, Was man iſſt und trinket, ſchmeckt! Muß der Ekel vor den Speiſen Uns nicht augenſcheinlich weiſen, Daß man nie ſein Gluͤck ermiſſt, Wenn uns ſchmecket, was man iſſt?
114.
X 2
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111.
Menſch, erwaͤge doch und merke,
Wenn dein Mund was gutes ſchmeckt,
Deines Schoͤpfers Wunder-Werke!
Was darin fuͤr Weiſheit ſteckt,
Jſt nicht leichtlich zu ermeſſen,
Da Er nicht nur in das Eſſen
Und in alles, was uns traͤnkt,
So verſchied’nen Saft geſenkt;
112.
Sondern auch in deinem Munde
Gaum und Zunge ſo gemacht,
Daß, recht eben in dem Schlunde,
Wenn man es genau betracht’t,
Uns die Speiſ’ erſt Anmut bringet,
Eben wenn man’s nieder ſchlinget;
Jſt demnach, mehr als man meint,
Narung, Nutz und Luſt vereint.
113.
Denke doch, wenn Schmerz und Fieber
Uns in Blut und Adern ſteckt,
Wie erbaͤrmlich uns daruͤber,
Was man iſſt und trinket, ſchmeckt!
Muß der Ekel vor den Speiſen
Uns nicht augenſcheinlich weiſen,
Daß man nie ſein Gluͤck ermiſſt,
Wenn uns ſchmecket, was man iſſt?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/359>, abgerufen am 22.11.2024.
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