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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

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108.
Herbe sind nicht reife Früchte;
Säurlich-süß ist guter Wein;
Bitter-süß sind viele Früchte,
Die Oliven ähnlich seyn;
Saur sind Saurampf und Citronen;
Süß hingegen sind Melonen,
Honig, Zucker, Milch und Most.
Mark und Oel sind fette Kost.
109.
Wo uns eine Sach' auf Erden
Unsers Schöpfers Liebe weis't,
Jst es, da verbunden werden
(Wenn sich unser Cörper speis't)
Mit der Not so süsse Lüste.
Wenn man ekelnd speisen müste;
Würd' es, wie wir gern gestehn,
Nie zu rechter Zeit geschehn.
110.
Was die unverdross'nen Bienen
Und was der verbrannte Mor
Zieh'n aus Rosen und Jesminen
Und Maderens Zucker-Ror,
Alle Süssigkeit der Reben
Wär der Welt umsonst gegeben,
Schmeckte nicht der Zungen Kraft
Jedes Dinges Eigenschaft.
111.
108.
Herbe ſind nicht reife Fruͤchte;
Saͤurlich-ſuͤß iſt guter Wein;
Bitter-ſuͤß ſind viele Fruͤchte,
Die Oliven aͤhnlich ſeyn;
Saur ſind Saurampf und Citronen;
Suͤß hingegen ſind Melonen,
Honig, Zucker, Milch und Moſt.
Mark und Oel ſind fette Koſt.
109.
Wo uns eine Sach’ auf Erden
Unſers Schoͤpfers Liebe weiſ’t,
Jſt es, da verbunden werden
(Wenn ſich unſer Coͤrper ſpeiſ’t)
Mit der Not ſo ſuͤſſe Luͤſte.
Wenn man ekelnd ſpeiſen muͤſte;
Wuͤrd’ es, wie wir gern geſtehn,
Nie zu rechter Zeit geſchehn.
110.
Was die unverdroſſ’nen Bienen
Und was der verbrannte Mor
Zieh’n aus Roſen und Jeſminen
Und Maderens Zucker-Ror,
Alle Suͤſſigkeit der Reben
Waͤr der Welt umſonſt gegeben,
Schmeckte nicht der Zungen Kraft
Jedes Dinges Eigenſchaft.
111.
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[322/0358] 108. Herbe ſind nicht reife Fruͤchte; Saͤurlich-ſuͤß iſt guter Wein; Bitter-ſuͤß ſind viele Fruͤchte, Die Oliven aͤhnlich ſeyn; Saur ſind Saurampf und Citronen; Suͤß hingegen ſind Melonen, Honig, Zucker, Milch und Moſt. Mark und Oel ſind fette Koſt. 109. Wo uns eine Sach’ auf Erden Unſers Schoͤpfers Liebe weiſ’t, Jſt es, da verbunden werden (Wenn ſich unſer Coͤrper ſpeiſ’t) Mit der Not ſo ſuͤſſe Luͤſte. Wenn man ekelnd ſpeiſen muͤſte; Wuͤrd’ es, wie wir gern geſtehn, Nie zu rechter Zeit geſchehn. 110. Was die unverdroſſ’nen Bienen Und was der verbrannte Mor Zieh’n aus Roſen und Jeſminen Und Maderens Zucker-Ror, Alle Suͤſſigkeit der Reben Waͤr der Welt umſonſt gegeben, Schmeckte nicht der Zungen Kraft Jedes Dinges Eigenſchaft. 111.

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/358>, abgerufen am 27.07.2024.