Daß wir Schmerzen können leiden, Und empfindlich sind für Pein, Lehrt uns alle Sachen meiden, Die uns schäd- und tödtlich seyn. Diesem Sinn' ist zuzuschreiben, Wenn wir unversehret bleiben. Daß man sein' Erhaltung such't, Jst nur des Gefüles Frucht.
Beschluß.
127.
Dieses ist's, was von den Sinnen Unsern Sinnen ist bekannt. Hat man aber gleich hierinnen Alles Sinnen angewandt; Bleibt das Wesen doch verborgen, Ungeachtet aller Sorgen. Muß der Klüg'ste doch gestehn, Daß wir kaum den Schatten sehn.
128.
Daß wir aber dieß nicht fassen, Dürfen wir uns warlich nicht Gar zu sehr befremden lassen. Hätten wir nur vier gekriegt, Sag't, wer würde dann wol können Auch des fünften Kraft nur nennen? Daß uns also viel verhel't, Kommt, weil uns der sechste fel't.
129.
126.
Daß wir Schmerzen koͤnnen leiden, Und empfindlich ſind fuͤr Pein, Lehrt uns alle Sachen meiden, Die uns ſchaͤd- und toͤdtlich ſeyn. Dieſem Sinn’ iſt zuzuſchreiben, Wenn wir unverſehret bleiben. Daß man ſein’ Erhaltung ſuch’t, Jſt nur des Gefuͤles Frucht.
Beſchluß.
127.
Dieſes iſt’s, was von den Sinnen Unſern Sinnen iſt bekannt. Hat man aber gleich hierinnen Alles Sinnen angewandt; Bleibt das Weſen doch verborgen, Ungeachtet aller Sorgen. Muß der Kluͤg’ſte doch geſtehn, Daß wir kaum den Schatten ſehn.
128.
Daß wir aber dieß nicht faſſen, Duͤrfen wir uns warlich nicht Gar zu ſehr befremden laſſen. Haͤtten wir nur vier gekriegt, Sag’t, wer wuͤrde dann wol koͤnnen Auch des fuͤnften Kraft nur nennen? Daß uns alſo viel verhel’t, Kommt, weil uns der ſechſte fel’t.
129.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0364"n="328"/><lgn="259"><head>126.</head><lb/><l>Daß wir Schmerzen koͤnnen leiden,</l><lb/><l>Und empfindlich ſind fuͤr Pein,</l><lb/><l>Lehrt uns alle Sachen meiden,</l><lb/><l>Die uns ſchaͤd- und toͤdtlich ſeyn.</l><lb/><l>Dieſem Sinn’ iſt zuzuſchreiben,</l><lb/><l>Wenn wir unverſehret bleiben.</l><lb/><l>Daß man ſein’ Erhaltung ſuch’t,</l><lb/><l>Jſt nur des Gefuͤles Frucht.</l></lg></lg><lb/><lgtype="poem"><head><hirendition="#b">Beſchluß.</hi></head><lb/><lgn="260"><head>127.</head><lb/><l><hirendition="#in">D</hi>ieſes iſt’s, was von den Sinnen</l><lb/><l>Unſern Sinnen iſt bekannt.</l><lb/><l>Hat man aber gleich hierinnen</l><lb/><l>Alles Sinnen angewandt;</l><lb/><l>Bleibt das Weſen doch verborgen,</l><lb/><l>Ungeachtet aller Sorgen.</l><lb/><l>Muß der Kluͤg’ſte doch geſtehn,</l><lb/><l>Daß wir kaum den Schatten ſehn.</l></lg><lb/><lgn="261"><head>128.</head><lb/><l>Daß wir aber dieß nicht faſſen,</l><lb/><l>Duͤrfen wir uns warlich nicht</l><lb/><l>Gar zu ſehr befremden laſſen.</l><lb/><l>Haͤtten wir nur vier gekriegt,</l><lb/><l>Sag’t, wer wuͤrde dann wol koͤnnen</l><lb/><l>Auch des fuͤnften Kraft nur nennen?</l><lb/><l>Daß uns alſo viel verhel’t,</l><lb/><l>Kommt, weil uns der ſechſte fel’t.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">129.</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[328/0364]
126.
Daß wir Schmerzen koͤnnen leiden,
Und empfindlich ſind fuͤr Pein,
Lehrt uns alle Sachen meiden,
Die uns ſchaͤd- und toͤdtlich ſeyn.
Dieſem Sinn’ iſt zuzuſchreiben,
Wenn wir unverſehret bleiben.
Daß man ſein’ Erhaltung ſuch’t,
Jſt nur des Gefuͤles Frucht.
Beſchluß.
127.
Dieſes iſt’s, was von den Sinnen
Unſern Sinnen iſt bekannt.
Hat man aber gleich hierinnen
Alles Sinnen angewandt;
Bleibt das Weſen doch verborgen,
Ungeachtet aller Sorgen.
Muß der Kluͤg’ſte doch geſtehn,
Daß wir kaum den Schatten ſehn.
128.
Daß wir aber dieß nicht faſſen,
Duͤrfen wir uns warlich nicht
Gar zu ſehr befremden laſſen.
Haͤtten wir nur vier gekriegt,
Sag’t, wer wuͤrde dann wol koͤnnen
Auch des fuͤnften Kraft nur nennen?
Daß uns alſo viel verhel’t,
Kommt, weil uns der ſechſte fel’t.
129.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/364>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.