Nicht nur mit Licht, mit Schatten auch geschmückt. Durch diesen lieblichen Verband Des Himmels mit der Welt, Den ich so herrlich vorgestellt Und mir vor Augen liegen fand, Ward meine Seleselbst, mein innerstes, gerühret, Und durch der Creaturen Pracht Zu Dem, Der alles schöne macht, Jn froher Ehrfurcht so zu denken angeführet:
Grosses All! unendlichs Wesen, Der Natur Buch giebt mir hier, Voller Wunder, Glanz und Zier, Deine Herrlichkeit zu lesen. Uns're Selen wissen nicht, Sich was schöners vorzubilden; Aber ach, was muß Dein Licht Jn den himmlischen Gefilden Ohne Schranken, sonder Grenzen, Wo es unverhüllet, glänzen! Welch ein Abgrund voller Lust, Welche Tiefen voller Wonne Sind, o aller Sonnen Sonne, Denen, die Dich sehn, bewust! Welch ein Meer von heil'ger Gluht Muß aus Deinem Throne qvillen! Welche sel'ge Liebes-Flut
Muß
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Nicht nur mit Licht, mit Schatten auch geſchmuͤckt. Durch dieſen lieblichen Verband Des Himmels mit der Welt, Den ich ſo herrlich vorgeſtellt Und mir vor Augen liegen fand, Ward meine Seleſelbſt, mein innerſtes, geruͤhret, Und durch der Creaturen Pracht Zu Dem, Der alles ſchoͤne macht, Jn froher Ehrfurcht ſo zu denken angefuͤhret:
Groſſes All! unendlichs Weſen, Der Natur Buch giebt mir hier, Voller Wunder, Glanz und Zier, Deine Herrlichkeit zu leſen. Unſ’re Selen wiſſen nicht, Sich was ſchoͤners vorzubilden; Aber ach, was muß Dein Licht Jn den himmliſchen Gefilden Ohne Schranken, ſonder Grenzen, Wo es unverhuͤllet, glaͤnzen! Welch ein Abgrund voller Luſt, Welche Tiefen voller Wonne Sind, o aller Sonnen Sonne, Denen, die Dich ſehn, bewuſt! Welch ein Meer von heil’ger Gluht Muß aus Deinem Throne qvillen! Welche ſel’ge Liebes-Flut
Muß
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Nicht nur mit Licht, mit Schatten auch geſchmuͤckt.
Durch dieſen lieblichen Verband
Des Himmels mit der Welt,
Den ich ſo herrlich vorgeſtellt
Und mir vor Augen liegen fand,
Ward meine Seleſelbſt, mein innerſtes, geruͤhret,
Und durch der Creaturen Pracht
Zu Dem, Der alles ſchoͤne macht,
Jn froher Ehrfurcht ſo zu denken angefuͤhret:
Groſſes All! unendlichs Weſen,
Der Natur Buch giebt mir hier,
Voller Wunder, Glanz und Zier,
Deine Herrlichkeit zu leſen.
Unſ’re Selen wiſſen nicht,
Sich was ſchoͤners vorzubilden;
Aber ach, was muß Dein Licht
Jn den himmliſchen Gefilden
Ohne Schranken, ſonder Grenzen,
Wo es unverhuͤllet, glaͤnzen!
Welch ein Abgrund voller Luſt,
Welche Tiefen voller Wonne
Sind, o aller Sonnen Sonne,
Denen, die Dich ſehn, bewuſt!
Welch ein Meer von heil’ger Gluht
Muß aus Deinem Throne qvillen!
Welche ſel’ge Liebes-Flut
Muß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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