Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Jndem des Schilfs und Binsen Dunkel-grün Zur Rechten strecket sich die Eb'ne gleichsalls fort, Wo sie den Deich und Damm der Stadt Zum Schutz, zur Zier, zur Grenze hat. Doch siehet man sie hier und dort, Um unser Auge zu erfrischen, Mit Bleichen bald, und bald mit holden Büschen, Mit niedern bald, und bald mit hohen Weiden, Mit niedern bald und schlecht-bald zierlichen Gebäuden Unordentlich, doch süß und lieblich, unterbrochen. Ein langes Dach, worunter Pech und Teer, Damit, bey der Verbrennlichkeit So schnell entzündeter und heftig glüh'nder Waren, Die Stadt, die Kaufmann schaft, und jeder für Gefahren Gesichert wär', Jst an des Deiches Fuß zu sehn. Nicht weit davon sieht man, nicht ohn Vergnügen, Auch eine Wind- und Schneide-Müle stehn, Die durch der langen Flügel Drehn, Womit sie gleichsam scheint zu fliegen, Auch nebst dem Nutzen, Holz zu sägen, Ein nicht unangenem Bewegen Jn der sonst stillen Landschaft macht. Des Deiches Zirkel drehet sich Jn einer grünen weiten Ründe, Auf dessen hoch-erhab'nem Strich Jch, wie in seinem Schoß, noch manche Schönheit finde. Man
Jndem des Schilfs und Binſen Dunkel-gruͤn Zur Rechten ſtrecket ſich die Eb’ne gleichſalls fort, Wo ſie den Deich und Damm der Stadt Zum Schutz, zur Zier, zur Grenze hat. Doch ſiehet man ſie hier und dort, Um unſer Auge zu erfriſchen, Mit Bleichen bald, und bald mit holden Buͤſchen, Mit niedern bald, und bald mit hohen Weiden, Mit niedern bald und ſchlecht-bald zierlichen Gebaͤuden Unordentlich, doch ſuͤß und lieblich, unterbrochen. Ein langes Dach, worunter Pech und Teer, Damit, bey der Verbrennlichkeit So ſchnell entzuͤndeter und heftig gluͤh’nder Waren, Die Stadt, die Kaufmann ſchaft, und jeder fuͤr Gefahren Geſichert waͤr’, Jſt an des Deiches Fuß zu ſehn. Nicht weit davon ſieht man, nicht ohn Vergnuͤgen, Auch eine Wind- und Schneide-Muͤle ſtehn, Die durch der langen Fluͤgel Drehn, Womit ſie gleichſam ſcheint zu fliegen, Auch nebſt dem Nutzen, Holz zu ſaͤgen, Ein nicht unangenem Bewegen Jn der ſonſt ſtillen Landſchaft macht. Des Deiches Zirkel drehet ſich Jn einer gruͤnen weiten Ruͤnde, Auf deſſen hoch-erhab’nem Strich Jch, wie in ſeinem Schoß, noch manche Schoͤnheit finde. Man
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="4"> <l><pb facs="#f0387" n="351"/> Jndem des Schilfs und Binſen Dunkel-gruͤn</l><lb/> <l>Jn eben der Figur noch einem Stern ſich gliche.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Zur Rechten ſtrecket ſich die Eb’ne gleichſalls fort,</l><lb/> <l>Wo ſie den Deich und Damm der Stadt</l><lb/> <l>Zum Schutz, zur Zier, zur Grenze hat.</l><lb/> <l>Doch ſiehet man ſie hier und dort,</l><lb/> <l>Um unſer Auge zu erfriſchen,</l><lb/> <l>Mit Bleichen bald, und bald mit holden Buͤſchen,</l><lb/> <l>Mit niedern bald, und bald mit hohen Weiden,</l><lb/> <l>Mit niedern bald und ſchlecht-bald zierlichen Gebaͤuden</l><lb/> <l>Unordentlich, doch ſuͤß und lieblich, unterbrochen.</l><lb/> <l>Ein langes Dach, worunter Pech und Teer,</l><lb/> <l>Damit, bey der Verbrennlichkeit</l><lb/> <l>So ſchnell entzuͤndeter und heftig gluͤh’nder Waren,</l><lb/> <l>Die Stadt, die Kaufmann ſchaft, und jeder fuͤr Gefahren</l><lb/> <l>Geſichert waͤr’,</l><lb/> <l>Jſt an des Deiches Fuß zu ſehn.</l><lb/> <l>Nicht weit davon ſieht man, nicht ohn Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Auch eine Wind- und Schneide-Muͤle ſtehn,</l><lb/> <l>Die durch der langen Fluͤgel Drehn,</l><lb/> <l>Womit ſie gleichſam ſcheint zu fliegen,</l><lb/> <l>Auch nebſt dem Nutzen, Holz zu ſaͤgen,</l><lb/> <l>Ein nicht unangenem Bewegen</l><lb/> <l>Jn der ſonſt ſtillen Landſchaft macht.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Des Deiches Zirkel drehet ſich</l><lb/> <l>Jn einer gruͤnen weiten Ruͤnde,</l><lb/> <l>Auf deſſen hoch-erhab’nem Strich</l><lb/> <l>Jch, wie in ſeinem Schoß, noch manche Schoͤnheit finde.</l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [351/0387]
Jndem des Schilfs und Binſen Dunkel-gruͤn
Jn eben der Figur noch einem Stern ſich gliche.
Zur Rechten ſtrecket ſich die Eb’ne gleichſalls fort,
Wo ſie den Deich und Damm der Stadt
Zum Schutz, zur Zier, zur Grenze hat.
Doch ſiehet man ſie hier und dort,
Um unſer Auge zu erfriſchen,
Mit Bleichen bald, und bald mit holden Buͤſchen,
Mit niedern bald, und bald mit hohen Weiden,
Mit niedern bald und ſchlecht-bald zierlichen Gebaͤuden
Unordentlich, doch ſuͤß und lieblich, unterbrochen.
Ein langes Dach, worunter Pech und Teer,
Damit, bey der Verbrennlichkeit
So ſchnell entzuͤndeter und heftig gluͤh’nder Waren,
Die Stadt, die Kaufmann ſchaft, und jeder fuͤr Gefahren
Geſichert waͤr’,
Jſt an des Deiches Fuß zu ſehn.
Nicht weit davon ſieht man, nicht ohn Vergnuͤgen,
Auch eine Wind- und Schneide-Muͤle ſtehn,
Die durch der langen Fluͤgel Drehn,
Womit ſie gleichſam ſcheint zu fliegen,
Auch nebſt dem Nutzen, Holz zu ſaͤgen,
Ein nicht unangenem Bewegen
Jn der ſonſt ſtillen Landſchaft macht.
Des Deiches Zirkel drehet ſich
Jn einer gruͤnen weiten Ruͤnde,
Auf deſſen hoch-erhab’nem Strich
Jch, wie in ſeinem Schoß, noch manche Schoͤnheit finde.
Man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |