Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Man sieht daselbst von weitem mit Vergnügen
Den Thurm, wie auch das Schloß von Harrburg liegen.
Zur rechten siehet man die Hügel voller Büsche,
Bey Moorburg, wo die Heidel-Beer
Jn solcher Menge fast, als wie der Sand am Meer,
Gesammlet wird für uns're Tische.
Die Ferne lässet uns die angenemen Höh'u
Jn grüner nicht, in blauer, Farbe seh'n.
Der Berge purp'richt Blau
Verlier't sich allgemach in einem sichtbar'n Duft.
Jhr Umstrich, der so zart und flau,
Vereinet sich gemächlich mit der Luft,
Schein't mit dem Firmament sich feste zu verbinden,
Kaum kann man, zwischen Erd' und Himmel, Grenzen finden,
So daß der Ort, wo sich mein Blick verlier't,
Den Blick zum Himmel gleichsam führ't.

Den Deich nun siehet man nicht sonder Freuden
Mit grossen teils, teils klein- und zierlichen Gebäuden,
Mit hohen Bäumen teils, teils niedrigen geziert,
Die lustig anzusehn: wodurch er eine Ründe,
Die ich besonders schön, besonders lieblich finde,
Rings um der Wiesen Schmuck formir't.
Recht hinter diesem Kreis' erblicket man mit Lust
Und inn'rer Regung uns'rer Brust,
Der Elbe Segens-reiche Flut,
(Auf welcher mehrenteils ein Heer von Schiffen schwimmet,)
Die, wenn sie von der Sonnen Gluht
Bestral't, als fliessend Silber glimmet,
Ja öfters wie ein Spiegel-Glas,

Jn

Man ſieht daſelbſt von weitem mit Vergnuͤgen
Den Thurm, wie auch das Schloß von Harrburg liegen.
Zur rechten ſiehet man die Huͤgel voller Buͤſche,
Bey Moorburg, wo die Heidel-Beer
Jn ſolcher Menge faſt, als wie der Sand am Meer,
Geſammlet wird fuͤr unſ’re Tiſche.
Die Ferne laͤſſet uns die angenemen Hoͤh’u
Jn gruͤner nicht, in blauer, Farbe ſeh’n.
Der Berge purp’richt Blau
Verlier’t ſich allgemach in einem ſichtbar’n Duft.
Jhr Umſtrich, der ſo zart und flau,
Vereinet ſich gemaͤchlich mit der Luft,
Schein’t mit dem Firmament ſich feſte zu verbinden,
Kaum kann man, zwiſchen Erd’ und Himmel, Grenzen finden,
So daß der Ort, wo ſich mein Blick verlier’t,
Den Blick zum Himmel gleichſam fuͤhr’t.

Den Deich nun ſiehet man nicht ſonder Freuden
Mit groſſen teils, teils klein- und zierlichen Gebaͤuden,
Mit hohen Baͤumen teils, teils niedrigen geziert,
Die luſtig anzuſehn: wodurch er eine Ruͤnde,
Die ich beſonders ſchoͤn, beſonders lieblich finde,
Rings um der Wieſen Schmuck formir’t.
Recht hinter dieſem Kreiſ’ erblicket man mit Luſt
Und inn’rer Regung unſ’rer Bruſt,
Der Elbe Segens-reiche Flut,
(Auf welcher mehrenteils ein Heer von Schiffen ſchwimmet,)
Die, wenn ſie von der Sonnen Gluht
Beſtral’t, als flieſſend Silber glimmet,
Ja oͤfters wie ein Spiegel-Glas,

Jn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="6">
            <l><pb facs="#f0388" n="352"/>
Man &#x017F;ieht da&#x017F;elb&#x017F;t von weitem mit Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l>Den Thurm, wie auch das Schloß von Harrburg liegen.</l><lb/>
            <l>Zur rechten &#x017F;iehet man die Hu&#x0364;gel voller Bu&#x0364;&#x017F;che,</l><lb/>
            <l>Bey Moorburg, wo die Heidel-Beer</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;olcher Menge fa&#x017F;t, als wie der Sand am Meer,</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;ammlet wird fu&#x0364;r un&#x017F;&#x2019;re Ti&#x017F;che.</l><lb/>
            <l>Die Ferne la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et uns die angenemen Ho&#x0364;h&#x2019;u</l><lb/>
            <l>Jn gru&#x0364;ner nicht, in blauer, Farbe &#x017F;eh&#x2019;n.</l><lb/>
            <l>Der Berge purp&#x2019;richt Blau</l><lb/>
            <l>Verlier&#x2019;t &#x017F;ich allgemach in einem &#x017F;ichtbar&#x2019;n Duft.</l><lb/>
            <l>Jhr Um&#x017F;trich, der &#x017F;o zart und flau,</l><lb/>
            <l>Vereinet &#x017F;ich gema&#x0364;chlich mit der Luft,</l><lb/>
            <l>Schein&#x2019;t mit dem Firmament &#x017F;ich fe&#x017F;te zu verbinden,</l><lb/>
            <l>Kaum kann man, zwi&#x017F;chen Erd&#x2019; und Himmel, Grenzen finden,</l><lb/>
            <l>So daß der Ort, wo &#x017F;ich mein Blick verlier&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Den Blick zum Himmel gleich&#x017F;am fu&#x0364;hr&#x2019;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Den Deich nun &#x017F;iehet man nicht &#x017F;onder Freuden</l><lb/>
            <l>Mit gro&#x017F;&#x017F;en teils, teils klein- und zierlichen Geba&#x0364;uden,</l><lb/>
            <l>Mit hohen Ba&#x0364;umen teils, teils niedrigen geziert,</l><lb/>
            <l>Die lu&#x017F;tig anzu&#x017F;ehn: wodurch er eine Ru&#x0364;nde,</l><lb/>
            <l>Die ich be&#x017F;onders &#x017F;cho&#x0364;n, be&#x017F;onders lieblich finde,</l><lb/>
            <l>Rings um der Wie&#x017F;en Schmuck formir&#x2019;t.</l><lb/>
            <l>Recht hinter die&#x017F;em Krei&#x017F;&#x2019; erblicket man mit Lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Und inn&#x2019;rer Regung un&#x017F;&#x2019;rer Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Der Elbe Segens-reiche Flut,</l><lb/>
            <l>(Auf welcher mehrenteils ein Heer von Schiffen &#x017F;chwimmet,)</l><lb/>
            <l>Die, wenn &#x017F;ie von der Sonnen Gluht</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;tral&#x2019;t, als flie&#x017F;&#x017F;end Silber glimmet,</l><lb/>
            <l>Ja o&#x0364;fters wie ein Spiegel-Glas,</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0388] Man ſieht daſelbſt von weitem mit Vergnuͤgen Den Thurm, wie auch das Schloß von Harrburg liegen. Zur rechten ſiehet man die Huͤgel voller Buͤſche, Bey Moorburg, wo die Heidel-Beer Jn ſolcher Menge faſt, als wie der Sand am Meer, Geſammlet wird fuͤr unſ’re Tiſche. Die Ferne laͤſſet uns die angenemen Hoͤh’u Jn gruͤner nicht, in blauer, Farbe ſeh’n. Der Berge purp’richt Blau Verlier’t ſich allgemach in einem ſichtbar’n Duft. Jhr Umſtrich, der ſo zart und flau, Vereinet ſich gemaͤchlich mit der Luft, Schein’t mit dem Firmament ſich feſte zu verbinden, Kaum kann man, zwiſchen Erd’ und Himmel, Grenzen finden, So daß der Ort, wo ſich mein Blick verlier’t, Den Blick zum Himmel gleichſam fuͤhr’t. Den Deich nun ſiehet man nicht ſonder Freuden Mit groſſen teils, teils klein- und zierlichen Gebaͤuden, Mit hohen Baͤumen teils, teils niedrigen geziert, Die luſtig anzuſehn: wodurch er eine Ruͤnde, Die ich beſonders ſchoͤn, beſonders lieblich finde, Rings um der Wieſen Schmuck formir’t. Recht hinter dieſem Kreiſ’ erblicket man mit Luſt Und inn’rer Regung unſ’rer Bruſt, Der Elbe Segens-reiche Flut, (Auf welcher mehrenteils ein Heer von Schiffen ſchwimmet,) Die, wenn ſie von der Sonnen Gluht Beſtral’t, als flieſſend Silber glimmet, Ja oͤfters wie ein Spiegel-Glas, Jn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/388
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/388>, abgerufen am 22.11.2024.