Seh' ich der Sonnen-Bluhme Pracht, Und in derselbigen solch eine Sternen-Menge; So denk' ich an das schimmernde Gepränge Des funkelnden Gestirns in einer heitern Nacht: Da nemlich (wie wir es nicht leugnen können) Jn dem unendlich tief- und weiten Abgrunds-Thal Viel helle Sonnen ohne Zahl Jn unerlosch'nem Schimmer brennen: Und wie wir solche Sterne nennen; So sieht die Sonnen-Bluhm' auch Sternen-förmig aus, Ja, wie die Sterne dort verschied'ner Grösse seyn, So trifft auch dieß bey Sonnen-Bluhmen ein, Jndem wir einige bey ihnen Jn angenemen, holden, grünen, So wie wir dort in blauen Gründen Von dritter, anderer und erster Grösse finden. Ach mögt' ich doch durch dieses Sternen-Bild Mein Sinnen oft in jene Tiefe senken, Und an die Majestät gedenken, So die unendlich tiefe Gruft Der unergründlich-weiten Luft Mit hundert tausend Sonnen füllt, Und welche Millionen Erden Daß sie von ihrem Licht' erwärmt belebet werden, Durch blosses Wollen macht!
Vor diesem hellen Glanz und wunderbarer Pracht Des undurchdringlichen selbst-ständig ew'gen Lichts Wird meine Sel' im Denken ganz zu Nichts. Ach laß doch, grosses All, zu Deinem Ruhm allein Auf solche Weis' in Dir mich oft vernichtigt seyn!
Die
Seh’ ich der Sonnen-Bluhme Pracht, Und in derſelbigen ſolch eine Sternen-Menge; So denk’ ich an das ſchimmernde Gepraͤnge Des funkelnden Geſtirns in einer heitern Nacht: Da nemlich (wie wir es nicht leugnen koͤnnen) Jn dem unendlich tief- und weiten Abgrunds-Thal Viel helle Sonnen ohne Zahl Jn unerloſch’nem Schimmer brennen: Und wie wir ſolche Sterne nennen; So ſieht die Sonnen-Bluhm’ auch Sternen-foͤrmig aus, Ja, wie die Sterne dort verſchied’ner Groͤſſe ſeyn, So trifft auch dieß bey Sonnen-Bluhmen ein, Jndem wir einige bey ihnen Jn angenemen, holden, gruͤnen, So wie wir dort in blauen Gruͤnden Von dritter, anderer und erſter Groͤſſe finden. Ach moͤgt’ ich doch durch dieſes Sternen-Bild Mein Sinnen oft in jene Tiefe ſenken, Und an die Majeſtaͤt gedenken, So die unendlich tiefe Gruft Der unergruͤndlich-weiten Luft Mit hundert tauſend Sonnen fuͤllt, Und welche Millionen Erden Daß ſie von ihrem Licht’ erwaͤrmt belebet werden, Durch bloſſes Wollen macht!
Vor dieſem hellen Glanz und wunderbarer Pracht Des undurchdringlichen ſelbſt-ſtaͤndig ew’gen Lichts Wird meine Sel’ im Denken ganz zu Nichts. Ach laß doch, groſſes All, zu Deinem Ruhm allein Auf ſolche Weiſ’ in Dir mich oft vernichtigt ſeyn!
Die
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Seh’ ich der Sonnen-Bluhme Pracht,
Und in derſelbigen ſolch eine Sternen-Menge;
So denk’ ich an das ſchimmernde Gepraͤnge
Des funkelnden Geſtirns in einer heitern Nacht:
Da nemlich (wie wir es nicht leugnen koͤnnen)
Jn dem unendlich tief- und weiten Abgrunds-Thal
Viel helle Sonnen ohne Zahl
Jn unerloſch’nem Schimmer brennen:
Und wie wir ſolche Sterne nennen;
So ſieht die Sonnen-Bluhm’ auch Sternen-foͤrmig aus,
Ja, wie die Sterne dort verſchied’ner Groͤſſe ſeyn,
So trifft auch dieß bey Sonnen-Bluhmen ein,
Jndem wir einige bey ihnen
Jn angenemen, holden, gruͤnen,
So wie wir dort in blauen Gruͤnden
Von dritter, anderer und erſter Groͤſſe finden.
Ach moͤgt’ ich doch durch dieſes Sternen-Bild
Mein Sinnen oft in jene Tiefe ſenken,
Und an die Majeſtaͤt gedenken,
So die unendlich tiefe Gruft
Der unergruͤndlich-weiten Luft
Mit hundert tauſend Sonnen fuͤllt,
Und welche Millionen Erden
Daß ſie von ihrem Licht’ erwaͤrmt belebet werden,
Durch bloſſes Wollen macht!
Vor dieſem hellen Glanz und wunderbarer Pracht
Des undurchdringlichen ſelbſt-ſtaͤndig ew’gen Lichts
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/403>, abgerufen am 27.07.2024.
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