Das jeden, der es sieht, vergnüget, Jndem an dieser Ordnung bloß Die vorgerühmte Ordnung lieget. Denn Blatt und Bluhme werden groß, Wodurch sich eines stets so nett aufs and're füget.
Wenn wir der Bluhmen Stoff ergründen; So werden wir bewundernd finden, Daß alle Bluhmen, die so schön, Aus kleinen Luft- und Saft-gefüllten Rören Und zarten Bläschen bloß bestehn. Wer muß nicht GOttes Weis heit ehren, Wenn er bedenkt, Wie alle Bluhmen erst umschrenkt Von einem kleinen Kelch, der, wenn sie jung und zart, Sie vor der äussern Luft verwahrt, Ja ihnen noch hernachmals weiter nützet, Da er nicht nur die Blätter unterstützet, Sie noch dazu in netter Ordnung hält, Daß nicht ein jedes Blat, gedrückt von eig'ner Bürde, Verwirret hin und wieder fällt, Wie sonst gewiß geschehen würde. Man siehet einige von der Beschaffenheit, Als nemlich Lilien und Tulpen, sich zwar trennen, Die durch der Blätter Steifigkeit Sich selber stützen können. Drum zeigt uns dieß aufs neue, GOtt zum Preise, Jn der Veränd'rung an, Daß GOTT auf mehr als eine Weise Die Bluhmen herrlich schmücken kann.
Nun
A a 2
Das jeden, der es ſieht, vergnuͤget, Jndem an dieſer Ordnung bloß Die vorgeruͤhmte Ordnung lieget. Denn Blatt und Bluhme werden groß, Wodurch ſich eines ſtets ſo nett aufs and’re fuͤget.
Wenn wir der Bluhmen Stoff ergruͤnden; So werden wir bewundernd finden, Daß alle Bluhmen, die ſo ſchoͤn, Aus kleinen Luft- und Saft-gefuͤllten Roͤren Und zarten Blaͤſchen bloß beſtehn. Wer muß nicht GOttes Weiſ heit ehren, Wenn er bedenkt, Wie alle Bluhmen erſt umſchrenkt Von einem kleinen Kelch, der, wenn ſie jung und zart, Sie vor der aͤuſſern Luft verwahrt, Ja ihnen noch hernachmals weiter nuͤtzet, Da er nicht nur die Blaͤtter unterſtuͤtzet, Sie noch dazu in netter Ordnung haͤlt, Daß nicht ein jedes Blat, gedruͤckt von eig’ner Buͤrde, Verwirret hin und wieder faͤllt, Wie ſonſt gewiß geſchehen wuͤrde. Man ſiehet einige von der Beſchaffenheit, Als nemlich Lilien und Tulpen, ſich zwar trennen, Die durch der Blaͤtter Steifigkeit Sich ſelber ſtuͤtzen koͤnnen. Drum zeigt uns dieß aufs neue, GOtt zum Preiſe, Jn der Veraͤnd’rung an, Daß GOTT auf mehr als eine Weiſe Die Bluhmen herrlich ſchmuͤcken kann.
Nun
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[371/0407]
Das jeden, der es ſieht, vergnuͤget,
Jndem an dieſer Ordnung bloß
Die vorgeruͤhmte Ordnung lieget.
Denn Blatt und Bluhme werden groß,
Wodurch ſich eines ſtets ſo nett aufs and’re fuͤget.
Wenn wir der Bluhmen Stoff ergruͤnden;
So werden wir bewundernd finden,
Daß alle Bluhmen, die ſo ſchoͤn,
Aus kleinen Luft- und Saft-gefuͤllten Roͤren
Und zarten Blaͤſchen bloß beſtehn.
Wer muß nicht GOttes Weiſ heit ehren,
Wenn er bedenkt,
Wie alle Bluhmen erſt umſchrenkt
Von einem kleinen Kelch, der, wenn ſie jung und zart,
Sie vor der aͤuſſern Luft verwahrt,
Ja ihnen noch hernachmals weiter nuͤtzet,
Da er nicht nur die Blaͤtter unterſtuͤtzet,
Sie noch dazu in netter Ordnung haͤlt,
Daß nicht ein jedes Blat, gedruͤckt von eig’ner Buͤrde,
Verwirret hin und wieder faͤllt,
Wie ſonſt gewiß geſchehen wuͤrde.
Man ſiehet einige von der Beſchaffenheit,
Als nemlich Lilien und Tulpen, ſich zwar trennen,
Die durch der Blaͤtter Steifigkeit
Sich ſelber ſtuͤtzen koͤnnen.
Drum zeigt uns dieß aufs neue, GOtt zum Preiſe,
Jn der Veraͤnd’rung an,
Daß GOTT auf mehr als eine Weiſe
Die Bluhmen herrlich ſchmuͤcken kann.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/407>, abgerufen am 27.07.2024.
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