Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
21.
Recht wie wenn ein helles Zimmer,
Welches man mit Boy bedeckt,
Alsbald einen schnellen Schimmer
Durch die klein'ste Oeffnung streckt,
Und man glaubte, diese Stelle
Sey allein des Lichtes Qvelle,
Jrr'te man sich dennoch sehr,
Weil's die Gluht des Zimmers wär.
22.
Könnte hinter diesen Decken,
Die kein Augen-Stral durchbricht,
Nicht ein Meer von Stralen stecken,
Ein unendlich Reich von Licht,
Das in stillen Heiterkeiten
Ewiger Vollkommenheiten
Unergründlich, unbegränzt,
Ewig, unverändert glänzt?
23.
Denn weil ird'scher Cörper Augen
Solchen Sitz der Gottheit ganz
Nimmer zu ertragen taugen;
Hat vielleicht GOtt Seinen Glanz
Jn das dichte Kleid der Festen,
Bloß zu der Geschöpfe besten,
Jn gelind- und sanfterm Grad
Eingehüllt aus lauter Gnad'?
24. Also
B b 3
21.
Recht wie wenn ein helles Zimmer,
Welches man mit Boy bedeckt,
Alsbald einen ſchnellen Schimmer
Durch die klein’ſte Oeffnung ſtreckt,
Und man glaubte, dieſe Stelle
Sey allein des Lichtes Qvelle,
Jrr’te man ſich dennoch ſehr,
Weil’s die Gluht des Zimmers waͤr.
22.
Koͤnnte hinter dieſen Decken,
Die kein Augen-Stral durchbricht,
Nicht ein Meer von Stralen ſtecken,
Ein unendlich Reich von Licht,
Das in ſtillen Heiterkeiten
Ewiger Vollkommenheiten
Unergruͤndlich, unbegraͤnzt,
Ewig, unveraͤndert glaͤnzt?
23.
Denn weil ird’ſcher Coͤrper Augen
Solchen Sitz der Gottheit ganz
Nimmer zu ertragen taugen;
Hat vielleicht GOtt Seinen Glanz
Jn das dichte Kleid der Feſten,
Bloß zu der Geſchoͤpfe beſten,
Jn gelind- und ſanfterm Grad
Eingehuͤllt aus lauter Gnad’?
24. Alſo
B b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0425" n="389"/>
          <lg n="87">
            <head>21.</head><lb/>
            <l>Recht wie wenn ein helles Zimmer,</l><lb/>
            <l>Welches man mit Boy bedeckt,</l><lb/>
            <l>Alsbald einen &#x017F;chnellen Schimmer</l><lb/>
            <l>Durch die klein&#x2019;&#x017F;te Oeffnung &#x017F;treckt,</l><lb/>
            <l>Und man glaubte, die&#x017F;e Stelle</l><lb/>
            <l>Sey allein des Lichtes Qvelle,</l><lb/>
            <l>Jrr&#x2019;te man &#x017F;ich dennoch &#x017F;ehr,</l><lb/>
            <l>Weil&#x2019;s die Gluht des Zimmers wa&#x0364;r.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="88">
            <head>22.</head><lb/>
            <l>Ko&#x0364;nnte hinter die&#x017F;en Decken,</l><lb/>
            <l>Die kein Augen-Stral durchbricht,</l><lb/>
            <l>Nicht ein Meer von Stralen &#x017F;tecken,</l><lb/>
            <l>Ein unendlich Reich von Licht,</l><lb/>
            <l>Das in &#x017F;tillen Heiterkeiten</l><lb/>
            <l>Ewiger Vollkommenheiten</l><lb/>
            <l>Unergru&#x0364;ndlich, unbegra&#x0364;nzt,</l><lb/>
            <l>Ewig, unvera&#x0364;ndert gla&#x0364;nzt?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="89">
            <head>23.</head><lb/>
            <l>Denn weil ird&#x2019;&#x017F;cher Co&#x0364;rper Augen</l><lb/>
            <l>Solchen Sitz der Gottheit ganz</l><lb/>
            <l>Nimmer zu ertragen taugen;</l><lb/>
            <l>Hat vielleicht GOtt Seinen Glanz</l><lb/>
            <l>Jn das dichte Kleid der Fe&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Bloß zu der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe be&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Jn gelind- und &#x017F;anfterm Grad</l><lb/>
            <l>Eingehu&#x0364;llt aus lauter Gnad&#x2019;?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B b 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">24. Al&#x017F;o</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0425] 21. Recht wie wenn ein helles Zimmer, Welches man mit Boy bedeckt, Alsbald einen ſchnellen Schimmer Durch die klein’ſte Oeffnung ſtreckt, Und man glaubte, dieſe Stelle Sey allein des Lichtes Qvelle, Jrr’te man ſich dennoch ſehr, Weil’s die Gluht des Zimmers waͤr. 22. Koͤnnte hinter dieſen Decken, Die kein Augen-Stral durchbricht, Nicht ein Meer von Stralen ſtecken, Ein unendlich Reich von Licht, Das in ſtillen Heiterkeiten Ewiger Vollkommenheiten Unergruͤndlich, unbegraͤnzt, Ewig, unveraͤndert glaͤnzt? 23. Denn weil ird’ſcher Coͤrper Augen Solchen Sitz der Gottheit ganz Nimmer zu ertragen taugen; Hat vielleicht GOtt Seinen Glanz Jn das dichte Kleid der Feſten, Bloß zu der Geſchoͤpfe beſten, Jn gelind- und ſanfterm Grad Eingehuͤllt aus lauter Gnad’? 24. Alſo B b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/425
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/425>, abgerufen am 25.11.2024.