Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Und schein't fast, wie der Mond. Es deckt das flache Feld Wird aus der Erde durch die Gluht Das klare Spiegel-Glas gemacht; So wird durch Kälte von der Flut Auch Spiegel-Glas hervor gebracht, Und zwar das auf verschied'nen Stellen Viel tausend Ellen, O grosses Wunder! lang und breit. Es scheint, ob suche die Natur Auf eine neue Weis' uns zu ergetzen, Und alle Schönheit zu ersetzen, Womit sie sich bisher geschmückt; Die sie uns aber nun entrückt, Weßhalben sie die Feuchtigkeit verdickt, Damit auf der gefror'nen Fläche Der holde Sonnen-Stral sich breche, Und so das Licht, das sonst nicht sichtbar war, Jm Widerscheinen hell und klar Sich unsern Augen zeigen mögte: Wodurch ein denkend Aug', ein sehendes Gemüt Jm bunten Wider-Schein viel helle Farben sieht, Jndem viel tausend kleine Spitzen, Wie kleine Diamanten, blitzen. Vom Silber, welches ausgebrannt, Wird in dem luckern Schnee ein ähnlich Bild erkannt. Absonderlich, wann sich die Sonne neiget, Und sich so dann am heitern Firmament Ein
Und ſchein’t faſt, wie der Mond. Es deckt das flache Feld Wird aus der Erde durch die Gluht Das klare Spiegel-Glas gemacht; So wird durch Kaͤlte von der Flut Auch Spiegel-Glas hervor gebracht, Und zwar das auf verſchied’nen Stellen Viel tauſend Ellen, O groſſes Wunder! lang und breit. Es ſcheint, ob ſuche die Natur Auf eine neue Weiſ’ uns zu ergetzen, Und alle Schoͤnheit zu erſetzen, Womit ſie ſich bisher geſchmuͤckt; Die ſie uns aber nun entruͤckt, Weßhalben ſie die Feuchtigkeit verdickt, Damit auf der gefror’nen Flaͤche Der holde Sonnen-Stral ſich breche, Und ſo das Licht, das ſonſt nicht ſichtbar war, Jm Widerſcheinen hell und klar Sich unſern Augen zeigen moͤgte: Wodurch ein denkend Aug’, ein ſehendes Gemuͤt Jm bunten Wider-Schein viel helle Farben ſieht, Jndem viel tauſend kleine Spitzen, Wie kleine Diamanten, blitzen. Vom Silber, welches ausgebrannt, Wird in dem luckern Schnee ein aͤhnlich Bild erkannt. Abſonderlich, wann ſich die Sonne neiget, Und ſich ſo dann am heitern Firmament Ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="5"> <l><pb facs="#f0444" n="408"/> Und ſchein’t faſt, wie der Mond. Es deckt das flache Feld</l><lb/> <l>Ein Licht, das mit dem Schnee ſcheint aus der Luft gefallen;</l><lb/> <l>Des Waſſers Flaͤche blitzt, wie ſchwimmende Kryſtallen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wird aus der Erde durch die Gluht</l><lb/> <l>Das klare Spiegel-Glas gemacht;</l><lb/> <l>So wird durch Kaͤlte von der Flut</l><lb/> <l>Auch Spiegel-Glas hervor gebracht,</l><lb/> <l>Und zwar das auf verſchied’nen Stellen</l><lb/> <l>Viel tauſend Ellen,</l><lb/> <l>O groſſes Wunder! lang und breit.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Es ſcheint, ob ſuche die Natur</l><lb/> <l>Auf eine neue Weiſ’ uns zu ergetzen,</l><lb/> <l>Und alle Schoͤnheit zu erſetzen,</l><lb/> <l>Womit ſie ſich bisher geſchmuͤckt;</l><lb/> <l>Die ſie uns aber nun entruͤckt,</l><lb/> <l>Weßhalben ſie die Feuchtigkeit verdickt,</l><lb/> <l>Damit auf der gefror’nen Flaͤche</l><lb/> <l>Der holde Sonnen-Stral ſich breche,</l><lb/> <l>Und ſo das Licht, das ſonſt nicht ſichtbar war,</l><lb/> <l>Jm Widerſcheinen hell und klar</l><lb/> <l>Sich unſern Augen zeigen moͤgte:</l><lb/> <l>Wodurch ein denkend Aug’, ein ſehendes Gemuͤt</l><lb/> <l>Jm bunten Wider-Schein viel helle Farben ſieht,</l><lb/> <l>Jndem viel tauſend kleine Spitzen,</l><lb/> <l>Wie kleine Diamanten, blitzen.</l><lb/> <l>Vom Silber, welches ausgebrannt,</l><lb/> <l>Wird in dem luckern Schnee ein aͤhnlich Bild erkannt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Abſonderlich, wann ſich die Sonne neiget,</l><lb/> <l>Und ſich ſo dann am heitern Firmament</l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0444]
Und ſchein’t faſt, wie der Mond. Es deckt das flache Feld
Ein Licht, das mit dem Schnee ſcheint aus der Luft gefallen;
Des Waſſers Flaͤche blitzt, wie ſchwimmende Kryſtallen.
Wird aus der Erde durch die Gluht
Das klare Spiegel-Glas gemacht;
So wird durch Kaͤlte von der Flut
Auch Spiegel-Glas hervor gebracht,
Und zwar das auf verſchied’nen Stellen
Viel tauſend Ellen,
O groſſes Wunder! lang und breit.
Es ſcheint, ob ſuche die Natur
Auf eine neue Weiſ’ uns zu ergetzen,
Und alle Schoͤnheit zu erſetzen,
Womit ſie ſich bisher geſchmuͤckt;
Die ſie uns aber nun entruͤckt,
Weßhalben ſie die Feuchtigkeit verdickt,
Damit auf der gefror’nen Flaͤche
Der holde Sonnen-Stral ſich breche,
Und ſo das Licht, das ſonſt nicht ſichtbar war,
Jm Widerſcheinen hell und klar
Sich unſern Augen zeigen moͤgte:
Wodurch ein denkend Aug’, ein ſehendes Gemuͤt
Jm bunten Wider-Schein viel helle Farben ſieht,
Jndem viel tauſend kleine Spitzen,
Wie kleine Diamanten, blitzen.
Vom Silber, welches ausgebrannt,
Wird in dem luckern Schnee ein aͤhnlich Bild erkannt.
Abſonderlich, wann ſich die Sonne neiget,
Und ſich ſo dann am heitern Firmament
Ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |