Ein lieblichs Bild der Abend-Röte zeiget; Sieht man die rötliche Gestalt Sich alsobald Jn glatt- und braunem Eise bilden. Hiedurch wird manche Stelle Cinober-rot und helle, Ja scheinet gar sich zu vergülden.
Bey dieser Glätte nun, die glänzend wie ein Spiegel, Sieht man den weissen Glanz der kleinen schroffen Hügel Von Bruch- und Schiefer-Eis, wie Silber, mit Vergnügen Jm Purpur und im Golde liegen.
Noch wird zur Winters-Zeit auf der beschneyten Welt Ein' and're Lust den Augen vorgestell't, Jndem auf keinem Grund so nett, so rein Die Schatten vorgestellt und anzusehen seyn, Als auf dem weissen Schnee. Die Weisse stellt das Schwarz noch einst so zierlich Den Augen vor. Der Schatten lässt natürlich, Als wär' er cörperlich; daher denn auf der Erden Der Bäume Stämm' und Zweige doppelt werden, Wodurch im Gegensatz, wenn sie zusammen liegen, Sie ein vernünftig Aug' um desto mehr vergnügen.
Noch mehr: Wir sehn zu dieser Zeit Auch allenthalben auf der Erden Den Schnee zu kleinen Spiegeln werden: Weil alles schimmern, alles blitzen Ja anders nichts, Als wie ein Gegenschein des Sonnen-Lichts. Ach mögt' uns jeder Staub vom nahen Sonnen-Schein
Ein
C c 5
Ein lieblichs Bild der Abend-Roͤte zeiget; Sieht man die roͤtliche Geſtalt Sich alſobald Jn glatt- und braunem Eiſe bilden. Hiedurch wird manche Stelle Cinober-rot und helle, Ja ſcheinet gar ſich zu verguͤlden.
Bey dieſer Glaͤtte nun, die glaͤnzend wie ein Spiegel, Sieht man den weiſſen Glanz der kleinen ſchroffen Huͤgel Von Bruch- und Schiefer-Eis, wie Silber, mit Vergnuͤgen Jm Purpur und im Golde liegen.
Noch wird zur Winters-Zeit auf der beſchneyten Welt Ein’ and’re Luſt den Augen vorgeſtell’t, Jndem auf keinem Grund ſo nett, ſo rein Die Schatten vorgeſtellt und anzuſehen ſeyn, Als auf dem weiſſen Schnee. Die Weiſſe ſtellt das Schwarz noch einſt ſo zierlich Den Augen vor. Der Schatten laͤſſt natuͤrlich, Als waͤr’ er coͤrperlich; daher denn auf der Erden Der Baͤume Staͤmm’ und Zweige doppelt werden, Wodurch im Gegenſatz, wenn ſie zuſammen liegen, Sie ein vernuͤnftig Aug’ um deſto mehr vergnuͤgen.
Noch mehr: Wir ſehn zu dieſer Zeit Auch allenthalben auf der Erden Den Schnee zu kleinen Spiegeln werden: Weil alles ſchimmern, alles blitzen Ja anders nichts, Als wie ein Gegenſchein des Sonnen-Lichts. Ach moͤgt’ uns jeder Staub vom nahen Sonnen-Schein
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Ein lieblichs Bild der Abend-Roͤte zeiget;
Sieht man die roͤtliche Geſtalt
Sich alſobald
Jn glatt- und braunem Eiſe bilden.
Hiedurch wird manche Stelle
Cinober-rot und helle,
Ja ſcheinet gar ſich zu verguͤlden.
Bey dieſer Glaͤtte nun, die glaͤnzend wie ein Spiegel,
Sieht man den weiſſen Glanz der kleinen ſchroffen Huͤgel
Von Bruch- und Schiefer-Eis, wie Silber, mit Vergnuͤgen
Jm Purpur und im Golde liegen.
Noch wird zur Winters-Zeit auf der beſchneyten Welt
Ein’ and’re Luſt den Augen vorgeſtell’t,
Jndem auf keinem Grund ſo nett, ſo rein
Die Schatten vorgeſtellt und anzuſehen ſeyn,
Als auf dem weiſſen Schnee.
Die Weiſſe ſtellt das Schwarz noch einſt ſo zierlich
Den Augen vor. Der Schatten laͤſſt natuͤrlich,
Als waͤr’ er coͤrperlich; daher denn auf der Erden
Der Baͤume Staͤmm’ und Zweige doppelt werden,
Wodurch im Gegenſatz, wenn ſie zuſammen liegen,
Sie ein vernuͤnftig Aug’ um deſto mehr vergnuͤgen.
Noch mehr: Wir ſehn zu dieſer Zeit
Auch allenthalben auf der Erden
Den Schnee zu kleinen Spiegeln werden:
Weil alles ſchimmern, alles blitzen
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/445>, abgerufen am 27.07.2024.
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