So fül' ich mich vor Freuden kaum. Mich deucht, ich seh mit Augen einen Raum, Wo Millionen Millionen Verklär'te Geisterchen und sel'ge Selen wohnen, Die all' in einem Meer von Licht und Wonne schwimmen, Die all' in reiner Gluht von heil'ger Andacht glimmen, Die all' an GOTTES Huld, an Seiner Werke Pracht, An Seiner Weisheit, Lieb' und Macht, An Seiner Majestät und Herrlichkeit Unendlicher Vollkommenheit, Zu ihres grossen Schöpfers Ehren, Jn sel'ger Lust, sich ewig nähren. Kommt diese Meinung dir Vielleicht zu Anfang fremde für? So laß dich nur dadurch sogleich nicht schrecken! Dein' Unempfindlichkeit erschreckt mich noch vielmehr, Da, zur Verkleinerung von GOTTES Ehr', Jn selbiger betrübte Folgen stecken. Jst es genug, Den Himmel oben hin nur als ein blaues Tuch, Wie oder gar nicht, anzusehn? Zudem so kannst du ja von den so hellen Sternen, Die würklich Cörperlich, und die, so groß als schön, Des Himmels Raum unleugbar schmücken, Dennoch bey Tage nichts erblicken: Wirst du dich deßfalls sie zu leugnen unterstehn?
Hieraus nun siehst du klar von deinem Blick die Schwäche. Sprichst du denn wol mit Recht zu meiner Meinung, nein, Wenn ich, von Anmut heiß, voll Andacht glaub' und spreche: Es wird wol alles dort voll Mahanaim seyn.
Wie kann ein Mensch den Schöpfer besser ehren, Wie kann man Seinen Ruhm doch mehr vermehren, Wie können wir Jhm doch ein besser Opfer schenken,
Als
So fuͤl’ ich mich vor Freuden kaum. Mich deucht, ich ſeh mit Augen einen Raum, Wo Millionen Millionen Verklaͤr’te Geiſterchen und ſel’ge Selen wohnen, Die all’ in einem Meer von Licht und Wonne ſchwimmen, Die all’ in reiner Gluht von heil’ger Andacht glimmen, Die all’ an GOTTES Huld, an Seiner Werke Pracht, An Seiner Weiſheit, Lieb’ und Macht, An Seiner Majeſtaͤt und Herrlichkeit Unendlicher Vollkommenheit, Zu ihres groſſen Schoͤpfers Ehren, Jn ſel’ger Luſt, ſich ewig naͤhren. Kommt dieſe Meinung dir Vielleicht zu Anfang fremde fuͤr? So laß dich nur dadurch ſogleich nicht ſchrecken! Dein’ Unempfindlichkeit erſchreckt mich noch vielmehr, Da, zur Verkleinerung von GOTTES Ehr’, Jn ſelbiger betruͤbte Folgen ſtecken. Jſt es genug, Den Himmel oben hin nur als ein blaues Tuch, Wie oder gar nicht, anzuſehn? Zudem ſo kannſt du ja von den ſo hellen Sternen, Die wuͤrklich Coͤrperlich, und die, ſo groß als ſchoͤn, Des Himmels Raum unleugbar ſchmuͤcken, Dennoch bey Tage nichts erblicken: Wirſt du dich deßfalls ſie zu leugnen unterſtehn?
Hieraus nun ſiehſt du klar von deinem Blick die Schwaͤche. Sprichſt du denn wol mit Recht zu meiner Meinung, nein, Wenn ich, von Anmut heiß, voll Andacht glaub’ und ſpreche: Es wird wol alles dort voll Mahanaim ſeyn.
Wie kann ein Menſch den Schoͤpfer beſſer ehren, Wie kann man Seinen Ruhm doch mehr vermehren, Wie koͤnnen wir Jhm doch ein beſſer Opfer ſchenken,
Als
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So fuͤl’ ich mich vor Freuden kaum.</l><lb/><l>Mich deucht, ich ſeh mit Augen einen Raum,</l><lb/><l>Wo Millionen Millionen</l><lb/><l>Verklaͤr’te Geiſterchen und ſel’ge Selen wohnen,</l><lb/><l>Die all’ in einem Meer von Licht und Wonne ſchwimmen,</l><lb/><l>Die all’ in reiner Gluht von heil’ger Andacht glimmen,</l><lb/><l>Die all’ an GOTTES Huld, an Seiner Werke Pracht,</l><lb/><l>An Seiner Weiſheit, Lieb’ und Macht,</l><lb/><l>An Seiner Majeſtaͤt und Herrlichkeit</l><lb/><l>Unendlicher Vollkommenheit,</l><lb/><l>Zu ihres groſſen Schoͤpfers Ehren,</l><lb/><l>Jn ſel’ger Luſt, ſich ewig naͤhren.</l><lb/><l>Kommt dieſe Meinung dir</l><lb/><l>Vielleicht zu Anfang fremde fuͤr?</l><lb/><l>So laß dich nur dadurch ſogleich nicht ſchrecken!</l><lb/><l>Dein’ Unempfindlichkeit erſchreckt mich noch vielmehr,</l><lb/><l>Da, zur Verkleinerung von GOTTES Ehr’,</l><lb/><l>Jn ſelbiger betruͤbte Folgen ſtecken.</l><lb/><l>Jſt es genug,</l><lb/><l>Den Himmel oben hin nur als ein blaues Tuch,</l><lb/><l>Wie oder gar nicht, anzuſehn?</l><lb/><l>Zudem ſo kannſt du ja von den ſo hellen Sternen,</l><lb/><l>Die wuͤrklich Coͤrperlich, und die, ſo groß als ſchoͤn,</l><lb/><l>Des Himmels Raum unleugbar ſchmuͤcken,</l><lb/><l>Dennoch bey Tage nichts erblicken:</l><lb/><l>Wirſt du dich deßfalls ſie zu leugnen unterſtehn?</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Hieraus nun ſiehſt du klar von deinem Blick die Schwaͤche.</l><lb/><l>Sprichſt du denn wol mit Recht zu meiner Meinung, nein,</l><lb/><l>Wenn ich, von Anmut heiß, voll Andacht glaub’ und ſpreche:</l><lb/><l><hirendition="#fr">Es wird wol alles dort voll Mahanaim ſeyn.</hi></l></lg><lb/><lgn="7"><l>Wie kann ein Menſch den Schoͤpfer beſſer ehren,</l><lb/><l>Wie kann man Seinen Ruhm doch mehr vermehren,</l><lb/><l>Wie koͤnnen wir Jhm doch ein beſſer Opfer ſchenken,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Als</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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So fuͤl’ ich mich vor Freuden kaum.
Mich deucht, ich ſeh mit Augen einen Raum,
Wo Millionen Millionen
Verklaͤr’te Geiſterchen und ſel’ge Selen wohnen,
Die all’ in einem Meer von Licht und Wonne ſchwimmen,
Die all’ in reiner Gluht von heil’ger Andacht glimmen,
Die all’ an GOTTES Huld, an Seiner Werke Pracht,
An Seiner Weiſheit, Lieb’ und Macht,
An Seiner Majeſtaͤt und Herrlichkeit
Unendlicher Vollkommenheit,
Zu ihres groſſen Schoͤpfers Ehren,
Jn ſel’ger Luſt, ſich ewig naͤhren.
Kommt dieſe Meinung dir
Vielleicht zu Anfang fremde fuͤr?
So laß dich nur dadurch ſogleich nicht ſchrecken!
Dein’ Unempfindlichkeit erſchreckt mich noch vielmehr,
Da, zur Verkleinerung von GOTTES Ehr’,
Jn ſelbiger betruͤbte Folgen ſtecken.
Jſt es genug,
Den Himmel oben hin nur als ein blaues Tuch,
Wie oder gar nicht, anzuſehn?
Zudem ſo kannſt du ja von den ſo hellen Sternen,
Die wuͤrklich Coͤrperlich, und die, ſo groß als ſchoͤn,
Des Himmels Raum unleugbar ſchmuͤcken,
Dennoch bey Tage nichts erblicken:
Wirſt du dich deßfalls ſie zu leugnen unterſtehn?
Hieraus nun ſiehſt du klar von deinem Blick die Schwaͤche.
Sprichſt du denn wol mit Recht zu meiner Meinung, nein,
Wenn ich, von Anmut heiß, voll Andacht glaub’ und ſpreche:
Es wird wol alles dort voll Mahanaim ſeyn.
Wie kann ein Menſch den Schoͤpfer beſſer ehren,
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Wie koͤnnen wir Jhm doch ein beſſer Opfer ſchenken,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/46>, abgerufen am 09.11.2024.
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