Es sind der Meinungen, so mancherley, daß man Dieselbigen nicht zählen kan. Jedweden will sein Witz durch andre Wege führen, Ein jeder will die Welt nach seinem Kopff formiren.
Jch glaube gleichwol doch von Geistern, die so klug, Daß jeder seinen Satz, mit gutem Grund und Fug, Vertheidiget und unterstützet; Und daß die so gelehrten Lehren, Wol etwan zu vereinen wären; Wenn man nur wie man billig sollte, Die Doppel-Deutigkeit der Wörter ändern wollte. Es sey die Lufft, es sey die Gluht, Es sey die Erd', es sey die Fluht, So man zum Grunde setzt der Welt, und aller Sachen; Sie sind Materie, aus welcher sie zu machen. Es kommt darauf nur an, mit Sorgfalt nachzusehn, Wie eigentlich das, was sie Elementen Jn ihren Lehren nennten, Und so verschiedentlich vermischten; zu verstehn. Man nehm in seiner Lehr Von Elementen, eins, man nehme mehr; So kan man, wie vorhin, durch künsteln, drehen, dichten, Ein neues Lehr-Gebäu daraus errichten.
Doch da ein Element von einem jeden Dinge Das ist, durch welches es zuerst das Seyn empfinge; Muß man es unter duncklen Bildern Fantastischer Jdeen ja nicht schildern.
Der
Von den Elementen.
Es ſind der Meinungen, ſo mancherley, daß man Dieſelbigen nicht zaͤhlen kan. Jedweden will ſein Witz durch andre Wege fuͤhren, Ein jeder will die Welt nach ſeinem Kopff formiren.
Jch glaube gleichwol doch von Geiſtern, die ſo klug, Daß jeder ſeinen Satz, mit gutem Grund und Fug, Vertheidiget und unterſtuͤtzet; Und daß die ſo gelehrten Lehren, Wol etwan zu vereinen waͤren; Wenn man nur wie man billig ſollte, Die Doppel-Deutigkeit der Woͤrter aͤndern wollte. Es ſey die Lufft, es ſey die Gluht, Es ſey die Erd’, es ſey die Fluht, So man zum Grunde ſetzt der Welt, und aller Sachen; Sie ſind Materie, aus welcher ſie zu machen. Es kommt darauf nur an, mit Sorgfalt nachzuſehn, Wie eigentlich das, was ſie Elementen Jn ihren Lehren nennten, Und ſo verſchiedentlich vermiſchten; zu verſtehn. Man nehm in ſeiner Lehr Von Elementen, eins, man nehme mehr; So kan man, wie vorhin, durch kuͤnſteln, drehen, dichten, Ein neues Lehr-Gebaͤu daraus errichten.
Doch da ein Element von einem jeden Dinge Das iſt, durch welches es zuerſt das Seyn empfinge; Muß man es unter duncklen Bildern Fantaſtiſcher Jdeen ja nicht ſchildern.
Der
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Von den Elementen.
Es ſind der Meinungen, ſo mancherley, daß man
Dieſelbigen nicht zaͤhlen kan.
Jedweden will ſein Witz durch andre Wege fuͤhren,
Ein jeder will die Welt nach ſeinem Kopff formiren.
Jch glaube gleichwol doch von Geiſtern, die ſo klug,
Daß jeder ſeinen Satz, mit gutem Grund und Fug,
Vertheidiget und unterſtuͤtzet;
Und daß die ſo gelehrten Lehren,
Wol etwan zu vereinen waͤren;
Wenn man nur wie man billig ſollte,
Die Doppel-Deutigkeit der Woͤrter aͤndern wollte.
Es ſey die Lufft, es ſey die Gluht,
Es ſey die Erd’, es ſey die Fluht,
So man zum Grunde ſetzt der Welt, und aller Sachen;
Sie ſind Materie, aus welcher ſie zu machen.
Es kommt darauf nur an, mit Sorgfalt nachzuſehn,
Wie eigentlich das, was ſie Elementen
Jn ihren Lehren nennten,
Und ſo verſchiedentlich vermiſchten; zu verſtehn.
Man nehm in ſeiner Lehr
Von Elementen, eins, man nehme mehr;
So kan man, wie vorhin, durch kuͤnſteln, drehen, dichten,
Ein neues Lehr-Gebaͤu daraus errichten.
Doch da ein Element von einem jeden Dinge
Das iſt, durch welches es zuerſt das Seyn empfinge;
Muß man es unter duncklen Bildern
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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