Zuerst muß der Begriff so einfach seyn, als klar, So daß der Geist, wenn er daran gedencket, Den Augenblick sich in die Sachen sencket, Und findet, daß sie würcklich wahr.
Es scheint demnach, daß wir mit Recht nicht können Lufft, Erde, Gluth und Fluth die Elemente nennen: Da diese Cörper ja, besieht man sie allein, Von allen auf der Welt am minsten einfach seyn: Da wir dieselben nun durchaus nicht deutlich sehen; Kan auch kein deutlicher Begriff daraus entstehen. Ja, wenn man sie so gar Elementarisch einfach heist; Jst die Benennung doch nicht klar: Jndem sie unsern Geist Jm Jrrthum mit sich fort, auch wider Willen reisst. Wofern man etwas will kalt, feucht, warm, trocken nennen, (So ja die ersten Eigenschafften, Die, wie man spricht, an allen Cörpern hafften:) So zeigt man zwar zu gleicher Zeit Derselben Streit und Einigkeit; Allein, man lernt dadurch nicht die Natur erkennen. Man hat noch immer Müh sich deutlich zu erklären, Was warm und kalt, was trocken sey und feucht, Wie weit die Würckungen den Cörpern angehören, Wie mit dem Werckzeug sich dieselbige vergleicht. Die Wort' allein sind nichts. Und, wie ein jedes Wesen Aus einem Ursprung ja nothwendig erst entstand; So ist ein Ursprung ja, der selber nicht bekannt,
Auch
J
Von den Elementen.
Zuerſt muß der Begriff ſo einfach ſeyn, als klar, So daß der Geiſt, wenn er daran gedencket, Den Augenblick ſich in die Sachen ſencket, Und findet, daß ſie wuͤrcklich wahr.
Es ſcheint demnach, daß wir mit Recht nicht koͤnnen Lufft, Erde, Gluth und Fluth die Elemente nennen: Da dieſe Coͤrper ja, beſieht man ſie allein, Von allen auf der Welt am minſten einfach ſeyn: Da wir dieſelben nun durchaus nicht deutlich ſehen; Kan auch kein deutlicher Begriff daraus entſtehen. Ja, wenn man ſie ſo gar Elementariſch einfach heiſt; Jſt die Benennung doch nicht klar: Jndem ſie unſern Geiſt Jm Jrrthum mit ſich fort, auch wider Willen reiſſt. Wofern man etwas will kalt, feucht, warm, trocken nennen, (So ja die erſten Eigenſchafften, Die, wie man ſpricht, an allen Coͤrpern hafften:) So zeigt man zwar zu gleicher Zeit Derſelben Streit und Einigkeit; Allein, man lernt dadurch nicht die Natur erkennen. Man hat noch immer Muͤh ſich deutlich zu erklaͤren, Was warm und kalt, was trocken ſey und feucht, Wie weit die Wuͤrckungen den Coͤrpern angehoͤren, Wie mit dem Werckzeug ſich dieſelbige vergleicht. Die Wort’ allein ſind nichts. Und, wie ein jedes Weſen Aus einem Urſprung ja nothwendig erſt entſtand; So iſt ein Urſprung ja, der ſelber nicht bekannt,
Auch
J
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Von den Elementen.
Zuerſt muß der Begriff ſo einfach ſeyn, als klar,
So daß der Geiſt, wenn er daran gedencket,
Den Augenblick ſich in die Sachen ſencket,
Und findet, daß ſie wuͤrcklich wahr.
Es ſcheint demnach, daß wir mit Recht nicht koͤnnen
Lufft, Erde, Gluth und Fluth die Elemente nennen:
Da dieſe Coͤrper ja, beſieht man ſie allein,
Von allen auf der Welt am minſten einfach ſeyn:
Da wir dieſelben nun durchaus nicht deutlich ſehen;
Kan auch kein deutlicher Begriff daraus entſtehen.
Ja, wenn man ſie ſo gar
Elementariſch einfach heiſt;
Jſt die Benennung doch nicht klar:
Jndem ſie unſern Geiſt
Jm Jrrthum mit ſich fort, auch wider Willen reiſſt.
Wofern man etwas will kalt, feucht, warm, trocken nennen,
(So ja die erſten Eigenſchafften,
Die, wie man ſpricht, an allen Coͤrpern hafften:)
So zeigt man zwar zu gleicher Zeit
Derſelben Streit und Einigkeit;
Allein, man lernt dadurch nicht die Natur erkennen.
Man hat noch immer Muͤh ſich deutlich zu erklaͤren,
Was warm und kalt, was trocken ſey und feucht,
Wie weit die Wuͤrckungen den Coͤrpern angehoͤren,
Wie mit dem Werckzeug ſich dieſelbige vergleicht.
Die Wort’ allein ſind nichts. Und, wie ein jedes Weſen
Aus einem Urſprung ja nothwendig erſt entſtand;
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/159>, abgerufen am 16.07.2024.
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