Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Bau der Welt,


Durch die geschwinde Macht, wodurch absonderlich
Ein jeder Wirbel sich
Nun drehet, schnell herum geschwungen,
Scheint jeglicher begräntzt, und in sich selbst gedrungen,
Als wenn er gar nicht flüßig wäre:
Wie oder recht, als ob er, durch Gewalt,
Von einem fest- und dichten Gegenhalt
Befestigt und gehemmet stünde.
Die unterschiedne Würbel drehn,
Sich jeder um sich selbst, in ihrer Ründe,
Wodurch sie nie vermengt, noch in einander gehn.


Jedoch sind einige,
(Da sie gedruckt durch andere)
Verlänget, wie ein Ey. Auf welche Weise
Auch gleich die Würbel stehn; behalten ihre Creyse
Doch einen Zwischenstand.
Allein es ist bekannt,
Und würde man sich sehr betrügen,
Zu glauben, daß ein Leer dazwischen könne liegen.
Die drey geeckten Zwischen-Stellen
Sind immer angefüllt, durch kleine Cörperlein
Vom Erst- und Zweyten Element,
So von den Sphären, die beweglich, abgetrennt
Und abgerissen seyn.
Die, sonder daß dadurch das mindste Plätzgen leer,
Und ungefüllet wär,
Jn ihrem schnellen Lauf geschickt stets weg zu fliegen,
Und auch all' Augenblick sich rückwerts zu verfügen.
Von
L 3
Von dem Bau der Welt,


Durch die geſchwinde Macht, wodurch abſonderlich
Ein jeder Wirbel ſich
Nun drehet, ſchnell herum geſchwungen,
Scheint jeglicher begraͤntzt, und in ſich ſelbſt gedrungen,
Als wenn er gar nicht fluͤßig waͤre:
Wie oder recht, als ob er, durch Gewalt,
Von einem feſt- und dichten Gegenhalt
Befeſtigt und gehemmet ſtuͤnde.
Die unterſchiedne Wuͤrbel drehn,
Sich jeder um ſich ſelbſt, in ihrer Ruͤnde,
Wodurch ſie nie vermengt, noch in einander gehn.


Jedoch ſind einige,
(Da ſie gedruckt durch andere)
Verlaͤnget, wie ein Ey. Auf welche Weiſe
Auch gleich die Wuͤrbel ſtehn; behalten ihre Creyſe
Doch einen Zwiſchenſtand.
Allein es iſt bekannt,
Und wuͤrde man ſich ſehr betruͤgen,
Zu glauben, daß ein Leer dazwiſchen koͤnne liegen.
Die drey geeckten Zwiſchen-Stellen
Sind immer angefuͤllt, durch kleine Coͤrperlein
Vom Erſt- und Zweyten Element,
So von den Sphaͤren, die beweglich, abgetrennt
Und abgeriſſen ſeyn.
Die, ſonder daß dadurch das mindſte Plaͤtzgen leer,
Und ungefuͤllet waͤr,
Jn ihrem ſchnellen Lauf geſchickt ſtets weg zu fliegen,
Und auch all’ Augenblick ſich ruͤckwerts zu verfuͤgen.
Von
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0195" n="165"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Bau der Welt,</hi> </fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>urch die ge&#x017F;chwinde Macht, wodurch ab&#x017F;onderlich</l><lb/>
                <l>Ein jeder Wirbel &#x017F;ich</l><lb/>
                <l>Nun drehet, &#x017F;chnell herum ge&#x017F;chwungen,</l><lb/>
                <l>Scheint jeglicher begra&#x0364;ntzt, und in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gedrungen,</l><lb/>
                <l>Als wenn er gar nicht flu&#x0364;ßig wa&#x0364;re:</l><lb/>
                <l>Wie oder recht, als ob er, durch Gewalt,</l><lb/>
                <l>Von einem fe&#x017F;t- und dichten Gegenhalt</l><lb/>
                <l>Befe&#x017F;tigt und gehemmet &#x017F;tu&#x0364;nde.</l><lb/>
                <l>Die unter&#x017F;chiedne Wu&#x0364;rbel drehn,</l><lb/>
                <l>Sich jeder um &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, in ihrer Ru&#x0364;nde,</l><lb/>
                <l>Wodurch &#x017F;ie nie vermengt, noch in einander gehn.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>edoch &#x017F;ind einige,</l><lb/>
                <l>(Da &#x017F;ie gedruckt durch andere)</l><lb/>
                <l>Verla&#x0364;nget, wie ein Ey. Auf welche Wei&#x017F;e</l><lb/>
                <l>Auch gleich die Wu&#x0364;rbel &#x017F;tehn; behalten ihre Crey&#x017F;e</l><lb/>
                <l>Doch einen Zwi&#x017F;chen&#x017F;tand.</l><lb/>
                <l>Allein es i&#x017F;t bekannt,</l><lb/>
                <l>Und wu&#x0364;rde man &#x017F;ich &#x017F;ehr betru&#x0364;gen,</l><lb/>
                <l>Zu glauben, daß ein Leer dazwi&#x017F;chen ko&#x0364;nne liegen.</l><lb/>
                <l>Die drey geeckten Zwi&#x017F;chen-Stellen</l><lb/>
                <l>Sind immer angefu&#x0364;llt, durch kleine Co&#x0364;rperlein</l><lb/>
                <l>Vom Er&#x017F;t- und Zweyten Element,</l><lb/>
                <l>So von den Spha&#x0364;ren, die beweglich, abgetrennt</l><lb/>
                <l>Und abgeri&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Die, &#x017F;onder daß dadurch das mind&#x017F;te Pla&#x0364;tzgen leer,</l><lb/>
                <l>Und ungefu&#x0364;llet wa&#x0364;r,</l><lb/>
                <l>Jn ihrem &#x017F;chnellen Lauf ge&#x017F;chickt &#x017F;tets weg zu fliegen,</l><lb/>
                <l>Und auch all&#x2019; Augenblick &#x017F;ich ru&#x0364;ckwerts zu verfu&#x0364;gen.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">L 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0195] Von dem Bau der Welt, Durch die geſchwinde Macht, wodurch abſonderlich Ein jeder Wirbel ſich Nun drehet, ſchnell herum geſchwungen, Scheint jeglicher begraͤntzt, und in ſich ſelbſt gedrungen, Als wenn er gar nicht fluͤßig waͤre: Wie oder recht, als ob er, durch Gewalt, Von einem feſt- und dichten Gegenhalt Befeſtigt und gehemmet ſtuͤnde. Die unterſchiedne Wuͤrbel drehn, Sich jeder um ſich ſelbſt, in ihrer Ruͤnde, Wodurch ſie nie vermengt, noch in einander gehn. Jedoch ſind einige, (Da ſie gedruckt durch andere) Verlaͤnget, wie ein Ey. Auf welche Weiſe Auch gleich die Wuͤrbel ſtehn; behalten ihre Creyſe Doch einen Zwiſchenſtand. Allein es iſt bekannt, Und wuͤrde man ſich ſehr betruͤgen, Zu glauben, daß ein Leer dazwiſchen koͤnne liegen. Die drey geeckten Zwiſchen-Stellen Sind immer angefuͤllt, durch kleine Coͤrperlein Vom Erſt- und Zweyten Element, So von den Sphaͤren, die beweglich, abgetrennt Und abgeriſſen ſeyn. Die, ſonder daß dadurch das mindſte Plaͤtzgen leer, Und ungefuͤllet waͤr, Jn ihrem ſchnellen Lauf geſchickt ſtets weg zu fliegen, Und auch all’ Augenblick ſich ruͤckwerts zu verfuͤgen. Von L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/195
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/195>, abgerufen am 21.11.2024.