Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Diese lenckt durch süßen Zwang, sie verbindet Ernst mit Schertzen, Jhrer Lehren sanffter Zug locket und gewinnt die Hertzen, Nichts ist so gelehrt und gründlich, nichts so sinnreich und beliebt, Dem die Wahl gebundner Worte nicht ein neues Leben giebt. Brocks dient völlig zum Beweiß, da wo dieser Nahme kämpffet, Wird der Thorheit Gegen-Satz gleich in der Gebuhrt gedämpffet, Seine Bücher voll Erbauung grünen wie ein Cedern-Wald, Wo ein Danck-Lied froher Stimmen zu des Höchsten Lob er- schallt. Zur Erhohlung kanst Du nun, Theurer Brocks, Dir Ruhe gönnen, Weil wir doch im stärcksten Tritt Dich nicht mehr erreichen können. Sieh Dich um, wie Dein Exempel auch ein kaltes Blut erhitzt, Und wie mancher auf dem Wege seinen Arm mit Krücken stützt, Wie Dich viel in ihrem Lauff als ihr wahres Ziel betrachten, Und, was Dir nicht ähnlich ist, keiner Folge würdig achten. Tritt man in den Hayn der Musen, in Apollens Heiligthum, So erklingt Dein wehrter Nahme durch so vieler Zeugen Ruhm. Jeder wünscht, so groß er ist, daß er Dir in etwas gleiche, Wie viel Tichter weichen Dir, so wie ich vor ihnen weiche? Ruh demnach, weil aller Segen Deine Palmen grün erhält, Und kein Moder später Zeiten Deiner Wercke Glantz befällt. Ruhe, denn dem tieffsten Schatz Deiner Weisheit nachzugraben, Wird die Welt, die künfftig lebt, immer was zu schaffen haben. Und ich höre fremde Sprachen, wie ihr Eifer sich bemüht, Und in ihren wüsten Gärten Deine Bluhmen auferzieht. Schau den Gipffel, wo du stehst. Kan man auch noch höher steigen? Ruhe! Doch, soll Tugend ruhn? Schweige! Wie? soll Wahr- heit schweigen? Nein, ):( ):( 3
Dieſe lenckt durch ſuͤßen Zwang, ſie verbindet Ernſt mit Schertzen, Jhrer Lehren ſanffter Zug locket und gewinnt die Hertzen, Nichts iſt ſo gelehrt und gruͤndlich, nichts ſo ſinnreich und beliebt, Dem die Wahl gebundner Worte nicht ein neues Leben giebt. Brocks dient voͤllig zum Beweiß, da wo dieſer Nahme kaͤmpffet, Wird der Thorheit Gegen-Satz gleich in der Gebuhrt gedaͤmpffet, Seine Buͤcher voll Erbauung gruͤnen wie ein Cedern-Wald, Wo ein Danck-Lied froher Stimmen zu des Hoͤchſten Lob er- ſchallt. Zur Erhohlung kanſt Du nun, Theurer Brocks, Dir Ruhe goͤnnen, Weil wir doch im ſtaͤrckſten Tritt Dich nicht mehr erreichen koͤnnen. Sieh Dich um, wie Dein Exempel auch ein kaltes Blut erhitzt, Und wie mancher auf dem Wege ſeinen Arm mit Kruͤcken ſtuͤtzt, Wie Dich viel in ihrem Lauff als ihr wahres Ziel betrachten, Und, was Dir nicht aͤhnlich iſt, keiner Folge wuͤrdig achten. Tritt man in den Hayn der Muſen, in Apollens Heiligthum, So erklingt Dein wehrter Nahme durch ſo vieler Zeugen Ruhm. Jeder wuͤnſcht, ſo groß er iſt, daß er Dir in etwas gleiche, Wie viel Tichter weichen Dir, ſo wie ich vor ihnen weiche? Ruh demnach, weil aller Segen Deine Palmen gruͤn erhaͤlt, Und kein Moder ſpaͤter Zeiten Deiner Wercke Glantz befaͤllt. Ruhe, denn dem tieffſten Schatz Deiner Weisheit nachzugraben, Wird die Welt, die kuͤnfftig lebt, immer was zu ſchaffen haben. Und ich hoͤre fremde Sprachen, wie ihr Eifer ſich bemuͤht, Und in ihren wuͤſten Gaͤrten Deine Bluhmen auferzieht. Schau den Gipffel, wo du ſtehſt. Kan man auch noch hoͤher ſteigen? Ruhe! Doch, ſoll Tugend ruhn? Schweige! Wie? ſoll Wahr- heit ſchweigen? Nein, ):( ):( 3
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Jhrer Lehren ſanffter Zug locket und gewinnt die Hertzen,
Nichts iſt ſo gelehrt und gruͤndlich, nichts ſo ſinnreich und
beliebt,
Dem die Wahl gebundner Worte nicht ein neues Leben giebt.
Brocks dient voͤllig zum Beweiß, da wo dieſer Nahme kaͤmpffet,
Wird der Thorheit Gegen-Satz gleich in der Gebuhrt gedaͤmpffet,
Seine Buͤcher voll Erbauung gruͤnen wie ein Cedern-Wald,
Wo ein Danck-Lied froher Stimmen zu des Hoͤchſten Lob er-
ſchallt.
Zur Erhohlung kanſt Du nun, Theurer Brocks, Dir Ruhe
goͤnnen,
Weil wir doch im ſtaͤrckſten Tritt Dich nicht mehr erreichen
koͤnnen.
Sieh Dich um, wie Dein Exempel auch ein kaltes Blut erhitzt,
Und wie mancher auf dem Wege ſeinen Arm mit Kruͤcken
ſtuͤtzt,
Wie Dich viel in ihrem Lauff als ihr wahres Ziel betrachten,
Und, was Dir nicht aͤhnlich iſt, keiner Folge wuͤrdig achten.
Tritt man in den Hayn der Muſen, in Apollens Heiligthum,
So erklingt Dein wehrter Nahme durch ſo vieler Zeugen
Ruhm.
Jeder wuͤnſcht, ſo groß er iſt, daß er Dir in etwas gleiche,
Wie viel Tichter weichen Dir, ſo wie ich vor ihnen weiche?
Ruh demnach, weil aller Segen Deine Palmen gruͤn erhaͤlt,
Und kein Moder ſpaͤter Zeiten Deiner Wercke Glantz befaͤllt.
Ruhe, denn dem tieffſten Schatz Deiner Weisheit nachzugraben,
Wird die Welt, die kuͤnfftig lebt, immer was zu ſchaffen haben.
Und ich hoͤre fremde Sprachen, wie ihr Eifer ſich bemuͤht,
Und in ihren wuͤſten Gaͤrten Deine Bluhmen auferzieht.
Schau den Gipffel, wo du ſtehſt. Kan man auch noch hoͤher
ſteigen?
Ruhe! Doch, ſoll Tugend ruhn? Schweige! Wie? ſoll Wahr-
heit ſchweigen?
Nein,
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