Nein, ich irre! fleuch die Ruhe, schreibe, trage Deine Last, Nimm den Theil der Nacht zu Hülffe, gieb uns alles, was Du hast, Denn hier ist kein Wort umsonst. Können wir nicht alles fassen Must Du Dein gesegnet Feld darum nicht verblühen lassen. Uberfluß hebt unsern Mangel doch nicht Deine Pflichten au[f] Deinem Trieb und unserm Wünschen gönne beyden freye[n] Lauf, Denn Dein Vorraht sättigt so, daß wir stets nach mehrer[n] streben, Auch den Augen muß man nie ein so schönes Recht vergeben. Fahre fort, sie zu entzücken. Die Erstaunung selbst erbaut, Und die Hertzen sind schon frömmer, die man in Bewegung schaut, Lehre, bessre, laß uns nie ohne neuem Zunder bleiben, Teutscher Musen Schmuck und Zier! fahre täglich fort zu schreiben!
Poeti-
Nein, ich irre! fleuch die Ruhe, ſchreibe, trage Deine Laſt, Nimm den Theil der Nacht zu Huͤlffe, gieb uns alles, waſ Du haſt, Denn hier iſt kein Wort umſonſt. Koͤnnen wir nicht alles faſſen Muſt Du Dein geſegnet Feld darum nicht verbluͤhen laſſen. Uberfluß hebt unſern Mangel doch nicht Deine Pflichten au[f] Deinem Trieb und unſerm Wuͤnſchen goͤnne beyden freye[n] Lauf, Denn Dein Vorraht ſaͤttigt ſo, daß wir ſtets nach mehrer[n] ſtreben, Auch den Augen muß man nie ein ſo ſchoͤnes Recht vergeben. Fahre fort, ſie zu entzuͤcken. Die Erſtaunung ſelbſt erbaut, Und die Hertzen ſind ſchon froͤmmer, die man in Bewegung ſchaut, Lehre, beſſre, laß uns nie ohne neuem Zunder bleiben, Teutſcher Muſen Schmuck und Zier! fahre taͤglich fort zu ſchreiben!
Poeti-
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[0024]
Nein, ich irre! fleuch die Ruhe, ſchreibe, trage Deine Laſt,
Nimm den Theil der Nacht zu Huͤlffe, gieb uns alles, waſ
Du haſt,
Denn hier iſt kein Wort umſonſt. Koͤnnen wir nicht alles faſſen
Muſt Du Dein geſegnet Feld darum nicht verbluͤhen laſſen.
Uberfluß hebt unſern Mangel doch nicht Deine Pflichten auf
Deinem Trieb und unſerm Wuͤnſchen goͤnne beyden freyen
Lauf,
Denn Dein Vorraht ſaͤttigt ſo, daß wir ſtets nach mehrern
ſtreben,
Auch den Augen muß man nie ein ſo ſchoͤnes Recht vergeben.
Fahre fort, ſie zu entzuͤcken. Die Erſtaunung ſelbſt erbaut,
Und die Hertzen ſind ſchon froͤmmer, die man in Bewegung
ſchaut,
Lehre, beſſre, laß uns nie ohne neuem Zunder bleiben,
Teutſcher Muſen Schmuck und Zier! fahre taͤglich fort zu
ſchreiben!
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/24>, abgerufen am 21.11.2024.
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