Es theilet auf der Welt sich allemal Die Jahr-und Tages-Zeit, nachdem der Sonnen-Strahl, So aus dem Wasser scheint zu eilen, Sich uns zu nähern scheint, und wiederum zu weichen. Wenn sie entfernet ist, verschmachten und verbleichen Die Dinge, die wir sehn. Nah't man sich aber ihr, So leben sie und blühn in schönster Zier: Und in der gantzen Welt entsteht und hängt allein Bloß die Bewegung ab vom Sonnen-Schein.
Betrachtung über die Ordnung und Dauer der Welt.
Betrachten wir nun so, vom Grossen All, den Bau; So wird vom Lehr Gebäu, das einfach, gantz genau, Ein deutlicher Zusammenhang gefunden. Es weis't von seinem Band und Ordnungen die Spur, Wodurch der Schöpffer der Natur, Von dieser weiten Welt, die Cörper all'verbunden.
Es ist der Wunder-Bau so herrlich eingericht; Er reget sich durch ein so ordentlich Gewicht, Und daurhafft Räder-Werck. Er würckt zu gleicher Zeit Jn allen Theilen so, in solcher Einigkeit; Daß, wenn ein neu Gesetz, den Welt-Creis mit Gewalt Zwäng'einen andern Lauff zu nehmen;
So
Von den Jahrs-Zeiten,
Es theilet auf der Welt ſich allemal Die Jahr-und Tages-Zeit, nachdem der Sonnen-Strahl, So aus dem Waſſer ſcheint zu eilen, Sich uns zu naͤhern ſcheint, und wiederum zu weichen. Wenn ſie entfernet iſt, verſchmachten und verbleichen Die Dinge, die wir ſehn. Nah’t man ſich aber ihr, So leben ſie und bluͤhn in ſchoͤnſter Zier: Und in der gantzen Welt entſteht und haͤngt allein Bloß die Bewegung ab vom Sonnen-Schein.
Betrachtung uͤber die Ordnung und Dauer der Welt.
Betrachten wir nun ſo, vom Groſſen All, den Bau; So wird vom Lehr Gebaͤu, das einfach, gantz genau, Ein deutlicher Zuſammenhang gefunden. Es weiſ’t von ſeinem Band und Ordnungen die Spur, Wodurch der Schoͤpffer der Natur, Von dieſer weiten Welt, die Coͤrper all’verbunden.
Es iſt der Wunder-Bau ſo herrlich eingericht; Er reget ſich durch ein ſo ordentlich Gewicht, Und daurhafft Raͤder-Werck. Er wuͤrckt zu gleicher Zeit Jn allen Theilen ſo, in ſolcher Einigkeit; Daß, wenn ein neu Geſetz, den Welt-Creis mit Gewalt Zwaͤng’einen andern Lauff zu nehmen;
So
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0297"n="267"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Jahrs-Zeiten,</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Es theilet auf der Welt ſich allemal</l><lb/><l>Die Jahr-und Tages-Zeit, nachdem der Sonnen-Strahl,</l><lb/><l>So aus dem Waſſer ſcheint zu eilen,</l><lb/><l>Sich uns zu naͤhern ſcheint, und wiederum zu weichen.</l><lb/><l>Wenn ſie entfernet iſt, verſchmachten und verbleichen</l><lb/><l>Die Dinge, die wir ſehn. Nah’t man ſich aber ihr,</l><lb/><l>So leben ſie und bluͤhn in ſchoͤnſter Zier:</l><lb/><l>Und in der gantzen Welt entſteht und haͤngt allein</l><lb/><l>Bloß die Bewegung ab vom Sonnen-Schein.</l></lg></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Betrachtung uͤber die Ordnung<lb/>
und Dauer der Welt.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">B</hi>etrachten wir nun ſo, vom <hirendition="#fr">Groſſen All,</hi> den Bau;</l><lb/><l>So wird vom Lehr Gebaͤu, das einfach, gantz genau,</l><lb/><l>Ein deutlicher Zuſammenhang gefunden.</l><lb/><l>Es weiſ’t von ſeinem Band und Ordnungen die Spur,</l><lb/><l>Wodurch der <hirendition="#fr">Schoͤpffer der Natur,</hi></l><lb/><l>Von dieſer weiten Welt, die Coͤrper all’verbunden.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>s iſt der Wunder-Bau ſo herrlich eingericht;</l><lb/><l>Er reget ſich durch ein ſo ordentlich Gewicht,</l><lb/><l>Und daurhafft Raͤder-Werck. Er wuͤrckt zu gleicher Zeit</l><lb/><l>Jn allen Theilen ſo, in ſolcher Einigkeit;</l><lb/><l>Daß, wenn ein neu Geſetz, den Welt-Creis mit Gewalt</l><lb/><l>Zwaͤng’einen andern Lauff zu nehmen;</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[267/0297]
Von den Jahrs-Zeiten,
Es theilet auf der Welt ſich allemal
Die Jahr-und Tages-Zeit, nachdem der Sonnen-Strahl,
So aus dem Waſſer ſcheint zu eilen,
Sich uns zu naͤhern ſcheint, und wiederum zu weichen.
Wenn ſie entfernet iſt, verſchmachten und verbleichen
Die Dinge, die wir ſehn. Nah’t man ſich aber ihr,
So leben ſie und bluͤhn in ſchoͤnſter Zier:
Und in der gantzen Welt entſteht und haͤngt allein
Bloß die Bewegung ab vom Sonnen-Schein.
Betrachtung uͤber die Ordnung
und Dauer der Welt.
Betrachten wir nun ſo, vom Groſſen All, den Bau;
So wird vom Lehr Gebaͤu, das einfach, gantz genau,
Ein deutlicher Zuſammenhang gefunden.
Es weiſ’t von ſeinem Band und Ordnungen die Spur,
Wodurch der Schoͤpffer der Natur,
Von dieſer weiten Welt, die Coͤrper all’verbunden.
Es iſt der Wunder-Bau ſo herrlich eingericht;
Er reget ſich durch ein ſo ordentlich Gewicht,
Und daurhafft Raͤder-Werck. Er wuͤrckt zu gleicher Zeit
Jn allen Theilen ſo, in ſolcher Einigkeit;
Daß, wenn ein neu Geſetz, den Welt-Creis mit Gewalt
Zwaͤng’einen andern Lauff zu nehmen;
So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/297>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.