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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von den Farben.


Sobald der Horizont Auroren lächlen siehet,
So gläntzt aufs neu und glühet
Der Wäld-und Felder Schmeltz: so schöne Schildereyen
Erzeigen sich von neuen.
So bald hingegen auch die Nacht
Den hellen Tag verdrungen;
Jst aller Farben bunte Pracht
Dahin; Es haben sie die Schatten eingeschlungen,
Und ihr so lieblicher und schöner Glantz
Verliert sich gantz.


So ist der Cörper Farb' allein das Licht,
Das auf dieselbe sich auf manche Weise bricht.
Derselben eigene Beschaffenheiten
Sind blos die Art, wie sie die Theile rückwerts schicken,
So sich auf sie alsdann verbreiten,
Wenn helle Cörper auf sie blicken.


Es legt sich deutlich hell und klar
Durch eine leichte Probe dar,
Wie wunderbar
Das Licht sich mildere, sich breche,
Sich färbe, stärck' und schwäche,
Sie bringt von dem, was eine Farbe sey
Uns die Empfindung bey.
Wir sehen, daß des Lichtes Schein
Erzeuge Roth, und Gelb, und Blau
Fällt
B b
Von den Farben.


Sobald der Horizont Auroren laͤchlen ſiehet,
So glaͤntzt aufs neu und gluͤhet
Der Waͤld-und Felder Schmeltz: ſo ſchoͤne Schildereyen
Erzeigen ſich von neuen.
So bald hingegen auch die Nacht
Den hellen Tag verdrungen;
Jſt aller Farben bunte Pracht
Dahin; Es haben ſie die Schatten eingeſchlungen,
Und ihr ſo lieblicher und ſchoͤner Glantz
Verliert ſich gantz.


So iſt der Coͤrper Farb’ allein das Licht,
Das auf dieſelbe ſich auf manche Weiſe bricht.
Derſelben eigene Beſchaffenheiten
Sind blos die Art, wie ſie die Theile ruͤckwerts ſchicken,
So ſich auf ſie alsdann verbreiten,
Wenn helle Coͤrper auf ſie blicken.


Es legt ſich deutlich hell und klar
Durch eine leichte Probe dar,
Wie wunderbar
Das Licht ſich mildere, ſich breche,
Sich faͤrbe, ſtaͤrck’ und ſchwaͤche,
Sie bringt von dem, was eine Farbe ſey
Uns die Empfindung bey.
Wir ſehen, daß des Lichtes Schein
Erzeuge Roth, und Gelb, und Blau
Faͤllt
B b
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[385/0415] Von den Farben. Sobald der Horizont Auroren laͤchlen ſiehet, So glaͤntzt aufs neu und gluͤhet Der Waͤld-und Felder Schmeltz: ſo ſchoͤne Schildereyen Erzeigen ſich von neuen. So bald hingegen auch die Nacht Den hellen Tag verdrungen; Jſt aller Farben bunte Pracht Dahin; Es haben ſie die Schatten eingeſchlungen, Und ihr ſo lieblicher und ſchoͤner Glantz Verliert ſich gantz. So iſt der Coͤrper Farb’ allein das Licht, Das auf dieſelbe ſich auf manche Weiſe bricht. Derſelben eigene Beſchaffenheiten Sind blos die Art, wie ſie die Theile ruͤckwerts ſchicken, So ſich auf ſie alsdann verbreiten, Wenn helle Coͤrper auf ſie blicken. Es legt ſich deutlich hell und klar Durch eine leichte Probe dar, Wie wunderbar Das Licht ſich mildere, ſich breche, Sich faͤrbe, ſtaͤrck’ und ſchwaͤche, Sie bringt von dem, was eine Farbe ſey Uns die Empfindung bey. Wir ſehen, daß des Lichtes Schein Erzeuge Roth, und Gelb, und Blau Faͤllt B b

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/415>, abgerufen am 29.05.2024.