So kan auch nicht durch dichte Bogen Gänge Des schwülen Sommers Hitze gehn. Wenn gleich der Sonnen Licht Durch einige von ihren Blättern bricht; So hemmet sie jedoch der Zweig' und Blätter Menge. Es kan sein scharffer Pfeil sie alle nicht durchstechen, Noch durch die Dunckelheit der Schatten brechen.
So lang der Sonnen Gluth die neue Welt anlacht, Liegt unsere versenckt, in einer tieffen Nacht; Hernach erhebet sich derselben dicker Schleyer, So uns bisher vom hellen Sonnen-Feuer Den schönen Glantz geraubt. Der Morgenröthe Pracht Giebt den verlohrnen Glantz an jedem Vorwurf wieder. Es gehet kaum sobald der Tag im Westen nieder; So überdecket uns aufs neu die schwartze Nacht. Es wechselt alles ab. Doch mögen noch so schön Die neuen Scenen uns die Farben mahlen, So flüchtig oder daurhafft seyn; So ist doch auf der Welt, von allem, was wir sehn, Nichts anders, als nur Sonnen-Schein Nichts anders, als nur Sonnen-Strahlen.
Betrach-
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Von den durchſichtigen und nicht ꝛc.
So kan auch nicht durch dichte Bogen Gaͤnge Des ſchwuͤlen Sommers Hitze gehn. Wenn gleich der Sonnen Licht Durch einige von ihren Blaͤttern bricht; So hemmet ſie jedoch der Zweig’ und Blaͤtter Menge. Es kan ſein ſcharffer Pfeil ſie alle nicht durchſtechen, Noch durch die Dunckelheit der Schatten brechen.
So lang der Sonnen Gluth die neue Welt anlacht, Liegt unſere verſenckt, in einer tieffen Nacht; Hernach erhebet ſich derſelben dicker Schleyer, So uns bisher vom hellen Sonnen-Feuer Den ſchoͤnen Glantz geraubt. Der Morgenroͤthe Pracht Giebt den verlohrnen Glantz an jedem Vorwurf wieder. Es gehet kaum ſobald der Tag im Weſten nieder; So uͤberdecket uns aufs neu die ſchwartze Nacht. Es wechſelt alles ab. Doch moͤgen noch ſo ſchoͤn Die neuen Scenen uns die Farben mahlen, So fluͤchtig oder daurhafft ſeyn; So iſt doch auf der Welt, von allem, was wir ſehn, Nichts anders, als nur Sonnen-Schein Nichts anders, als nur Sonnen-Strahlen.
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[405/0435]
Von den durchſichtigen und nicht ꝛc.
So kan auch nicht durch dichte Bogen Gaͤnge
Des ſchwuͤlen Sommers Hitze gehn.
Wenn gleich der Sonnen Licht
Durch einige von ihren Blaͤttern bricht;
So hemmet ſie jedoch der Zweig’ und Blaͤtter Menge.
Es kan ſein ſcharffer Pfeil ſie alle nicht durchſtechen,
Noch durch die Dunckelheit der Schatten brechen.
So lang der Sonnen Gluth die neue Welt anlacht,
Liegt unſere verſenckt, in einer tieffen Nacht;
Hernach erhebet ſich derſelben dicker Schleyer,
So uns bisher vom hellen Sonnen-Feuer
Den ſchoͤnen Glantz geraubt. Der Morgenroͤthe Pracht
Giebt den verlohrnen Glantz an jedem Vorwurf wieder.
Es gehet kaum ſobald der Tag im Weſten nieder;
So uͤberdecket uns aufs neu die ſchwartze Nacht.
Es wechſelt alles ab. Doch moͤgen noch ſo ſchoͤn
Die neuen Scenen uns die Farben mahlen,
So fluͤchtig oder daurhafft ſeyn;
So iſt doch auf der Welt, von allem, was wir ſehn,
Nichts anders, als nur Sonnen-Schein
Nichts anders, als nur Sonnen-Strahlen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/435>, abgerufen am 22.11.2024.
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