Der Zauberey, die gantz unschuldig, zu geschweigen, Durch die so zarte Züg' uns manche Schönheit zeigen, Wie sehn wir nicht bereits so hoch die Künste steigen! Was zeigt uns euer edles Licht, O Stern-Kunst und Phisie, für Wahrheit nicht! (*) Kennt doch die Welt durch die Vortrefflichkeiten, Wozu uns Stern-und Grössrungs-Gläser leiten, Fast ferner keine Dunckelheiten.
Will man ein Stäubchen, so vorhin nicht sichtbar, sehn: Man schau es durch ein Glas! es wird entstehn, Ja, es vergrössert sich, wird wie ein Berg gestallt, Und scheint der Riesen Aufenthalt. Mit einer dicken Haut mit Schuppen auf den Rücken Kan man selbst eine Mülb' und eine Miet' erblicken, Fast dem Rinoceros und Elephanten gleich. Jn einem Tröpffchen Naß (als wie in Thetis Reich) Vermag ein Glas uns zwischen regen Wellen Recht grosse Fische vorzustellen.
Ein alt bestänbtes Buch zeigt uns auf seinem Bande, Jn feuchter Fäulniß weichem Wust, Mit einer gantz besondern Lust, Den allerschönsten Schmeltz von einem Garten-Lande, Jn bunter Blumen Glantz, in angenehmen Grünen. Es zeiget uns verkleint den Pinsel und die Spur, Wodurch die weise Hand der bildenden Natur, Die wundervolle Pracht Von ihren schönsten Wercken macht.
Es
(*) Es ist keinesweges diejenige, so man die Beurtheilende nennet.
Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Der Zauberey, die gantz unſchuldig, zu geſchweigen, Durch die ſo zarte Zuͤg’ uns manche Schoͤnheit zeigen, Wie ſehn wir nicht bereits ſo hoch die Kuͤnſte ſteigen! Was zeigt uns euer edles Licht, O Stern-Kunſt und Phiſie, fuͤr Wahrheit nicht! (*) Kennt doch die Welt durch die Vortrefflichkeiten, Wozu uns Stern-und Groͤſſrungs-Glaͤſer leiten, Faſt ferner keine Dunckelheiten.
Will man ein Staͤubchen, ſo vorhin nicht ſichtbar, ſehn: Man ſchau es durch ein Glas! es wird entſtehn, Ja, es vergroͤſſert ſich, wird wie ein Berg geſtallt, Und ſcheint der Rieſen Aufenthalt. Mit einer dicken Haut mit Schuppen auf den Ruͤcken Kan man ſelbſt eine Muͤlb’ und eine Miet’ erblicken, Faſt dem Rinoceros und Elephanten gleich. Jn einem Troͤpffchen Naß (als wie in Thetis Reich) Vermag ein Glas uns zwiſchen regen Wellen Recht groſſe Fiſche vorzuſtellen.
Ein alt beſtaͤnbtes Buch zeigt uns auf ſeinem Bande, Jn feuchter Faͤulniß weichem Wuſt, Mit einer gantz beſondern Luſt, Den allerſchoͤnſten Schmeltz von einem Garten-Lande, Jn bunter Blumen Glantz, in angenehmen Gruͤnen. Es zeiget uns verkleint den Pinſel und die Spur, Wodurch die weiſe Hand der bildenden Natur, Die wundervolle Pracht Von ihren ſchoͤnſten Wercken macht.
Es
(*) Es iſt keinesweges diejenige, ſo man die Beurtheilende nennet.
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Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Der Zauberey, die gantz unſchuldig, zu geſchweigen,
Durch die ſo zarte Zuͤg’ uns manche Schoͤnheit zeigen,
Wie ſehn wir nicht bereits ſo hoch die Kuͤnſte ſteigen!
Was zeigt uns euer edles Licht,
O Stern-Kunſt und Phiſie, fuͤr Wahrheit nicht! (*)
Kennt doch die Welt durch die Vortrefflichkeiten,
Wozu uns Stern-und Groͤſſrungs-Glaͤſer leiten,
Faſt ferner keine Dunckelheiten.
Will man ein Staͤubchen, ſo vorhin nicht ſichtbar, ſehn:
Man ſchau es durch ein Glas! es wird entſtehn,
Ja, es vergroͤſſert ſich, wird wie ein Berg geſtallt,
Und ſcheint der Rieſen Aufenthalt.
Mit einer dicken Haut mit Schuppen auf den Ruͤcken
Kan man ſelbſt eine Muͤlb’ und eine Miet’ erblicken,
Faſt dem Rinoceros und Elephanten gleich.
Jn einem Troͤpffchen Naß (als wie in Thetis Reich)
Vermag ein Glas uns zwiſchen regen Wellen
Recht groſſe Fiſche vorzuſtellen.
Ein alt beſtaͤnbtes Buch zeigt uns auf ſeinem Bande,
Jn feuchter Faͤulniß weichem Wuſt,
Mit einer gantz beſondern Luſt,
Den allerſchoͤnſten Schmeltz von einem Garten-Lande,
Jn bunter Blumen Glantz, in angenehmen Gruͤnen.
Es zeiget uns verkleint den Pinſel und die Spur,
Wodurch die weiſe Hand der bildenden Natur,
Die wundervolle Pracht
Von ihren ſchoͤnſten Wercken macht.
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(*) Es iſt keinesweges diejenige, ſo man die Beurtheilende nennet.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/521>, abgerufen am 16.07.2024.
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