Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von Spiegeln und Fern-Gläsern. Es wird, wo man den Blick ins Himmels Tieffe streckt, Durch neue Rechen-Kunst der Lichter Meng' entdeckt. Man schauet, mit erstaunten Blicken Ein neues Sternen-Heer die tieffe Ründe schmücken. Es zeiget unsern Blick ein Glas recht klar und helle Von den Planeten fast die kleinste Stelle: Und um uns nun davon ein heller Licht zu geben; Verkürtzt es ihre Weit', und weiß den Blick zu heben, Daß wir die tieffste Tieff' in schneller Eil durchdringen, Und unsrer Augen Strahl bis zum Saturnus bringen. Was hat ein weiser Mann auf dieser Welt Für Wunder-Dinge nicht ans Licht gestellt! Er hat ihm Augen selbst, indem er Glas polirt, Die anders, als die seinigen, formirt: Da er der Erden Rund weit unter sich gelassen, Weiß ihn derselben Bau und Klumpen nicht zu fassen, Er hat im weiten All, nunmehr fast keine Schrancken. Es kennen die Natur die forschende Gedancken, Er ahmt ihr nach, und weiß sich ihrer zu bemeistern. Es ist nunmehr ja den erhabnen Geistern, Die das, was wahr, ergötzt, wenns ihnen sich entdeckt, Da sie von GOTTES Wunderwercken Die ungezählte Zahl und Herrlichkeit bemercken; Fast kein Geheimniß mehr versteckt. Von
Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern. Es wird, wo man den Blick ins Himmels Tieffe ſtreckt, Durch neue Rechen-Kunſt der Lichter Meng’ entdeckt. Man ſchauet, mit erſtaunten Blicken Ein neues Sternen-Heer die tieffe Ruͤnde ſchmuͤcken. Es zeiget unſern Blick ein Glas recht klar und helle Von den Planeten faſt die kleinſte Stelle: Und um uns nun davon ein heller Licht zu geben; Verkuͤrtzt es ihre Weit’, und weiß den Blick zu heben, Daß wir die tieffſte Tieff’ in ſchneller Eil durchdringen, Und unſrer Augen Strahl bis zum Saturnus bringen. Was hat ein weiſer Mann auf dieſer Welt Fuͤr Wunder-Dinge nicht ans Licht geſtellt! Er hat ihm Augen ſelbſt, indem er Glas polirt, Die anders, als die ſeinigen, formirt: Da er der Erden Rund weit unter ſich gelaſſen, Weiß ihn derſelben Bau und Klumpen nicht zu faſſen, Er hat im weiten All, nunmehr faſt keine Schrancken. Es kennen die Natur die forſchende Gedancken, Er ahmt ihr nach, und weiß ſich ihrer zu bemeiſtern. Es iſt nunmehr ja den erhabnen Geiſtern, Die das, was wahr, ergoͤtzt, wenns ihnen ſich entdeckt, Da ſie von GOTTES Wunderwercken Die ungezaͤhlte Zahl und Herrlichkeit bemercken; Faſt kein Geheimniß mehr verſteckt. Von
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Von Spiegeln und Fern-Glaͤſern.
Es wird, wo man den Blick ins Himmels Tieffe ſtreckt,
Durch neue Rechen-Kunſt der Lichter Meng’ entdeckt.
Man ſchauet, mit erſtaunten Blicken
Ein neues Sternen-Heer die tieffe Ruͤnde ſchmuͤcken.
Es zeiget unſern Blick ein Glas recht klar und helle
Von den Planeten faſt die kleinſte Stelle:
Und um uns nun davon ein heller Licht zu geben;
Verkuͤrtzt es ihre Weit’, und weiß den Blick zu heben,
Daß wir die tieffſte Tieff’ in ſchneller Eil durchdringen,
Und unſrer Augen Strahl bis zum Saturnus bringen.
Was hat ein weiſer Mann auf dieſer Welt
Fuͤr Wunder-Dinge nicht ans Licht geſtellt!
Er hat ihm Augen ſelbſt, indem er Glas polirt,
Die anders, als die ſeinigen, formirt:
Da er der Erden Rund weit unter ſich gelaſſen,
Weiß ihn derſelben Bau und Klumpen nicht zu faſſen,
Er hat im weiten All, nunmehr faſt keine Schrancken.
Es kennen die Natur die forſchende Gedancken,
Er ahmt ihr nach, und weiß ſich ihrer zu bemeiſtern.
Es iſt nunmehr ja den erhabnen Geiſtern,
Die das, was wahr, ergoͤtzt, wenns ihnen ſich entdeckt,
Da ſie von GOTTES Wunderwercken
Die ungezaͤhlte Zahl und Herrlichkeit bemercken;
Faſt kein Geheimniß mehr verſteckt.
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