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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von Verein. u. Untersch. Seel. u. Cörpers.


Wenn mitten in dem Lauf das Sonnen-Licht,
Aus dessen fruchtbarn Quell, so Licht als Wärme bricht,
Vom unbeständ'gen Mond, der Schimmer Glantz und
Prangen,
Von ihm allein empfangen,
Sein eigen Licht sieht aufgefangen;
Spricht jemand darum wol: Daß seine reine Gluht,
Die aus ihr selber stammt und nimmer ruht,
Weil sie ein dicker Cörper decket,
Verlöscht und stirbt, indem sie sich verstecket?


Wie! fehlt uns das Gesicht in einer finstern Nacht,
Hat man so dann zu sehen auch wol Macht?
Nein, weilen Dunckelheit und Finsterniß bestehn
Und sie in dunckler Nacht, vermag man nicht zu sehn.


Wie aber, es wird ja die Seele doch gerühret
Durch Schmertzen, die der Leib verspüret!
Wie wird sie doch mit seiner Schwäch' und Pein,
Verwickelt und mit fortgerissen?
Man untersucht, man wil die Ursach wissen,
Auf welche Weise sie so fest verbunden seyn.
Wer würckt die Mischungen, wer weiß auf welche Art
Mit der Materie der Geist verbunden ward?


Es ist der Mensch gefügt vom Cörper und vom Geist:
Wir haben Wissenschafft von allen beyden,
Und wissen sie sehr wol zu unterscheiden.
Was
Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers.


Wenn mitten in dem Lauf das Sonnen-Licht,
Aus deſſen fruchtbarn Quell, ſo Licht als Waͤrme bricht,
Vom unbeſtaͤnd’gen Mond, der Schimmer Glantz und
Prangen,
Von ihm allein empfangen,
Sein eigen Licht ſieht aufgefangen;
Spricht jemand darum wol: Daß ſeine reine Gluht,
Die aus ihr ſelber ſtammt und nimmer ruht,
Weil ſie ein dicker Coͤrper decket,
Verloͤſcht und ſtirbt, indem ſie ſich verſtecket?


Wie! fehlt uns das Geſicht in einer finſtern Nacht,
Hat man ſo dann zu ſehen auch wol Macht?
Nein, weilen Dunckelheit und Finſterniß beſtehn
Und ſie in dunckler Nacht, vermag man nicht zu ſehn.


Wie aber, es wird ja die Seele doch geruͤhret
Durch Schmertzen, die der Leib verſpuͤret!
Wie wird ſie doch mit ſeiner Schwaͤch’ und Pein,
Verwickelt und mit fortgeriſſen?
Man unterſucht, man wil die Urſach wiſſen,
Auf welche Weiſe ſie ſo feſt verbunden ſeyn.
Wer wuͤrckt die Miſchungen, wer weiß auf welche Art
Mit der Materie der Geiſt verbunden ward?


Es iſt der Menſch gefuͤgt vom Coͤrper und vom Geiſt:
Wir haben Wiſſenſchafft von allen beyden,
Und wiſſen ſie ſehr wol zu unterſcheiden.
Was
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[559/0589] Von Verein. u. Unterſch. Seel. u. Coͤrpers. Wenn mitten in dem Lauf das Sonnen-Licht, Aus deſſen fruchtbarn Quell, ſo Licht als Waͤrme bricht, Vom unbeſtaͤnd’gen Mond, der Schimmer Glantz und Prangen, Von ihm allein empfangen, Sein eigen Licht ſieht aufgefangen; Spricht jemand darum wol: Daß ſeine reine Gluht, Die aus ihr ſelber ſtammt und nimmer ruht, Weil ſie ein dicker Coͤrper decket, Verloͤſcht und ſtirbt, indem ſie ſich verſtecket? Wie! fehlt uns das Geſicht in einer finſtern Nacht, Hat man ſo dann zu ſehen auch wol Macht? Nein, weilen Dunckelheit und Finſterniß beſtehn Und ſie in dunckler Nacht, vermag man nicht zu ſehn. Wie aber, es wird ja die Seele doch geruͤhret Durch Schmertzen, die der Leib verſpuͤret! Wie wird ſie doch mit ſeiner Schwaͤch’ und Pein, Verwickelt und mit fortgeriſſen? Man unterſucht, man wil die Urſach wiſſen, Auf welche Weiſe ſie ſo feſt verbunden ſeyn. Wer wuͤrckt die Miſchungen, wer weiß auf welche Art Mit der Materie der Geiſt verbunden ward? Es iſt der Menſch gefuͤgt vom Coͤrper und vom Geiſt: Wir haben Wiſſenſchafft von allen beyden, Und wiſſen ſie ſehr wol zu unterſcheiden. Was

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/589>, abgerufen am 21.11.2024.