Ach! wie lieblich riecht es hier? welch ein holder Vor- wurff haucht Mosch, Ziebeth und Bisam aus? welche balsamirte Düffte, Welch ambrirte süsse Theilchen füllen hier die lauen Lüffte? Scheint es nicht daß aller Orten ein unsichtbar Rauch-Faß raucht? Solche Fragen, solche Seuffzer! die durch Lust offt unter- brochen, Hatt' ich schnauffend kaum gethan, kaum die Wörter aus- gesprochen, Als ich hinter mir ein Beet blühender Schonkiljen sah'. Kaum hatt' ich ihr strahlend Gold, kaum ihr funckelnd Grün erblicket, Als mein innerstes, durchs Auge, wie durch den Geruch vorhin, Jnniglich gerührt, vergnüget, lieblich angestrahlt, erquickt, Und fast halb entzücket ward. Dem für Lust erstaunten Sinn Ließ der reich beblühmte Platz, voller Anmuht, wunderschön, Als am grünen Firmamente tausend gülden Sterne sehn, Deren Prangen Form und Farben, nebst dem Schimmer- reichen Gläntzen, Deren angenehmes Feur, voll von holden Jnfluentzen, Deren Lieblichkeit und Menge, deren Anmuhts-reichen Pracht,
So
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Die Schonkilje.
Ach! wie lieblich riecht es hier? welch ein holder Vor- wurff haucht Moſch, Ziebeth und Biſam aus? welche balſamirte Duͤffte, Welch ambrirte ſuͤſſe Theilchen fuͤllen hier die lauen Luͤffte? Scheint es nicht daß aller Orten ein unſichtbar Rauch-Faß raucht? Solche Fragen, ſolche Seuffzer! die durch Luſt offt unter- brochen, Hatt’ ich ſchnauffend kaum gethan, kaum die Woͤrter aus- geſprochen, Als ich hinter mir ein Beet bluͤhender Schonkiljen ſah’. Kaum hatt’ ich ihr ſtrahlend Gold, kaum ihr funckelnd Gruͤn erblicket, Als mein innerſtes, durchs Auge, wie durch den Geruch vorhin, Jnniglich geruͤhrt, vergnuͤget, lieblich angeſtrahlt, erquickt, Und faſt halb entzuͤcket ward. Dem fuͤr Luſt erſtaunten Sinn Ließ der reich bebluͤhmte Platz, voller Anmuht, wunderſchoͤn, Als am gruͤnen Firmamente tauſend guͤlden Sterne ſehn, Deren Prangen Form und Farben, nebſt dem Schimmer- reichen Glaͤntzen, Deren angenehmes Feur, voll von holden Jnfluentzen, Deren Lieblichkeit und Menge, deren Anmuhts-reichen Pracht,
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Die Schonkilje.
Ach! wie lieblich riecht es hier? welch ein holder Vor-
wurff haucht
Moſch, Ziebeth und Biſam aus? welche balſamirte
Duͤffte,
Welch ambrirte ſuͤſſe Theilchen fuͤllen hier die lauen Luͤffte?
Scheint es nicht daß aller Orten ein unſichtbar Rauch-Faß
raucht?
Solche Fragen, ſolche Seuffzer! die durch Luſt offt unter-
brochen,
Hatt’ ich ſchnauffend kaum gethan, kaum die Woͤrter aus-
geſprochen,
Als ich hinter mir ein Beet bluͤhender Schonkiljen ſah’.
Kaum hatt’ ich ihr ſtrahlend Gold, kaum ihr funckelnd Gruͤn
erblicket,
Als mein innerſtes, durchs Auge, wie durch den Geruch
vorhin,
Jnniglich geruͤhrt, vergnuͤget, lieblich angeſtrahlt, erquickt,
Und faſt halb entzuͤcket ward. Dem fuͤr Luſt erſtaunten Sinn
Ließ der reich bebluͤhmte Platz, voller Anmuht, wunderſchoͤn,
Als am gruͤnen Firmamente tauſend guͤlden Sterne ſehn,
Deren Prangen Form und Farben, nebſt dem Schimmer-
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Deren angenehmes Feur, voll von holden Jnfluentzen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. [579]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/609>, abgerufen am 22.11.2024.
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