Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Einfluß der Witterung.
Einfluß der Witterung.
Wann der Himmel aufgekläret, und der Sonnen helle
Glut
Alle Vorwürff' übergüldet; wann das Heer der Winde
ruht;
Deucht mich, daß bey dieser Stille, bey dem allgemeinen
Schein,
Da, in süssem Gleich-Gewicht, Lufft und Erd' und Fluth sich
schmücken,
Wir zu zärtlichen Gedancken, etwas lieblichs auszudrücken,
Und was schönes zu beschreiben, besser aufgeräumet seyn.
Wann hingegen dunckle Wolcken, oder Wind, die Lüfte
füllen,
Und der Schönheit Quell, die Sonne, durch geschwärtzten
Dufft verhüllen;
Deucht mich, daß zu ernsten Lehren,
Auch die Wirckung der Natur zu versuchen, zu erklären,
Unsre Seelen-Kräffte fast fähig- und geschickter wären.


Welt-
K 3
Einfluß der Witterung.
Einfluß der Witterung.
Wann der Himmel aufgeklaͤret, und der Sonnen helle
Glut
Alle Vorwuͤrff’ uͤberguͤldet; wann das Heer der Winde
ruht;
Deucht mich, daß bey dieſer Stille, bey dem allgemeinen
Schein,
Da, in ſuͤſſem Gleich-Gewicht, Lufft und Erd’ und Fluth ſich
ſchmuͤcken,
Wir zu zaͤrtlichen Gedancken, etwas lieblichs auszudruͤcken,
Und was ſchoͤnes zu beſchreiben, beſſer aufgeraͤumet ſeyn.
Wann hingegen dunckle Wolcken, oder Wind, die Luͤfte
fuͤllen,
Und der Schoͤnheit Quell, die Sonne, durch geſchwaͤrtzten
Dufft verhuͤllen;
Deucht mich, daß zu ernſten Lehren,
Auch die Wirckung der Natur zu verſuchen, zu erklaͤren,
Unſre Seelen-Kraͤffte faſt faͤhig- und geſchickter waͤren.


Welt-
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0181" n="149"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einfluß der Witterung.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Einfluß der Witterung.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ann der Himmel aufgekla&#x0364;ret, und der Sonnen helle</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Glut</hi> </l><lb/>
            <l>Alle Vorwu&#x0364;rff&#x2019; u&#x0364;bergu&#x0364;ldet; wann das Heer der Winde</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ruht;</hi> </l><lb/>
            <l>Deucht mich, daß bey die&#x017F;er Stille, bey dem allgemeinen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schein,</hi> </l><lb/>
            <l>Da, in &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;em Gleich-Gewicht, Lufft und Erd&#x2019; und Fluth &#x017F;ich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chmu&#x0364;cken,</hi> </l><lb/>
            <l>Wir zu za&#x0364;rtlichen Gedancken, etwas lieblichs auszudru&#x0364;cken,</l><lb/>
            <l>Und was &#x017F;cho&#x0364;nes zu be&#x017F;chreiben, be&#x017F;&#x017F;er aufgera&#x0364;umet &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Wann hingegen dunckle Wolcken, oder Wind, die Lu&#x0364;fte</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fu&#x0364;llen,</hi> </l><lb/>
            <l>Und der Scho&#x0364;nheit Quell, die Sonne, durch ge&#x017F;chwa&#x0364;rtzten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Dufft verhu&#x0364;llen;</hi> </l><lb/>
            <l>Deucht mich, daß zu ern&#x017F;ten Lehren,</l><lb/>
            <l>Auch die Wirckung der Natur zu ver&#x017F;uchen, zu erkla&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;re Seelen-Kra&#x0364;ffte fa&#x017F;t fa&#x0364;hig- und ge&#x017F;chickter wa&#x0364;ren.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Welt-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0181] Einfluß der Witterung. Einfluß der Witterung. Wann der Himmel aufgeklaͤret, und der Sonnen helle Glut Alle Vorwuͤrff’ uͤberguͤldet; wann das Heer der Winde ruht; Deucht mich, daß bey dieſer Stille, bey dem allgemeinen Schein, Da, in ſuͤſſem Gleich-Gewicht, Lufft und Erd’ und Fluth ſich ſchmuͤcken, Wir zu zaͤrtlichen Gedancken, etwas lieblichs auszudruͤcken, Und was ſchoͤnes zu beſchreiben, beſſer aufgeraͤumet ſeyn. Wann hingegen dunckle Wolcken, oder Wind, die Luͤfte fuͤllen, Und der Schoͤnheit Quell, die Sonne, durch geſchwaͤrtzten Dufft verhuͤllen; Deucht mich, daß zu ernſten Lehren, Auch die Wirckung der Natur zu verſuchen, zu erklaͤren, Unſre Seelen-Kraͤffte faſt faͤhig- und geſchickter waͤren. Welt- K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/181
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/181>, abgerufen am 24.11.2024.