Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Die Reise. Hier hebet sich ein Thurm empor;Da sinckt der Blick in tieffe Thäler; dort Erstreckt er sich auf einer Ebne fort. Hier tritt ein Busch, und dort ein Berg hervor. Das Kutschen-Fenster stellet mir Stets eine neue Schilderey Von einer stets verneuten Landschaft für. Es giebt des Fensters vordrer Theil Mir eben so viel Gegenwürff' in Eil', Als mir, das hintre raubt. Wie herrlich gläntzt, wie lieblich glimmt Das Sonnen-Licht, wann auf der Fluth Crystallen Derselben Strahlen fallen! Offt siehet man von weitem hohe Gipfel Von Bergen, gantz bedeckt durch dichter Bäume Wipfel; Worauf, da Zweig' und Laub sich angenehm verschräncken, Und in die Tieffen sich der Sonnen Strahlen sencken; Die krausen hell-bestrahlten Höhn Noch einst so angenehm und schön, Durch dunckel-grünen Wechsel, stehn. Wie sanft versinckt der Blick (als wie das Licht Jn einen grünen Sammt mit Lust versincket) Jn dicht belaubtes Buschwerck nicht! Wie lieblich lässt es doch, wann das Getreide reifft, Und unser Blick so dann die Flächen überläufft! Hier drengt von reiffen Korn ein schmahler gelber Strich Durch dunckel-grüne Wiesen sich. Dort siehet man von dunckel-grünen Büschen Sich lange Strich' in gelbe Felder mischen, An
Die Reiſe. Hier hebet ſich ein Thurm empor;Da ſinckt der Blick in tieffe Thaͤler; dort Erſtreckt er ſich auf einer Ebne fort. Hier tritt ein Buſch, und dort ein Berg hervor. Das Kutſchen-Fenſter ſtellet mir Stets eine neue Schilderey Von einer ſtets verneuten Landſchaft fuͤr. Es giebt des Fenſters vordrer Theil Mir eben ſo viel Gegenwuͤrff’ in Eil’, Als mir, das hintre raubt. Wie herrlich glaͤntzt, wie lieblich glimmt Das Sonnen-Licht, wann auf der Fluth Cryſtallen Derſelben Strahlen fallen! Offt ſiehet man von weitem hohe Gipfel Von Bergen, gantz bedeckt durch dichter Baͤume Wipfel; Worauf, da Zweig’ und Laub ſich angenehm verſchraͤncken, Und in die Tieffen ſich der Sonnen Strahlen ſencken; Die krauſen hell-beſtrahlten Hoͤhn Noch einſt ſo angenehm und ſchoͤn, Durch dunckel-gruͤnen Wechſel, ſtehn. Wie ſanft verſinckt der Blick (als wie das Licht Jn einen gruͤnen Sammt mit Luſt verſincket) Jn dicht belaubtes Buſchwerck nicht! Wie lieblich laͤſſt es doch, wann das Getreide reifft, Und unſer Blick ſo dann die Flaͤchen uͤberlaͤufft! Hier drengt von reiffen Korn ein ſchmahler gelber Strich Durch dunckel-gruͤne Wieſen ſich. Dort ſiehet man von dunckel-gruͤnen Buͤſchen Sich lange Strich’ in gelbe Felder miſchen, An
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Die Reiſe.
Hier hebet ſich ein Thurm empor;
Da ſinckt der Blick in tieffe Thaͤler; dort
Erſtreckt er ſich auf einer Ebne fort.
Hier tritt ein Buſch, und dort ein Berg hervor.
Das Kutſchen-Fenſter ſtellet mir
Stets eine neue Schilderey
Von einer ſtets verneuten Landſchaft fuͤr.
Es giebt des Fenſters vordrer Theil
Mir eben ſo viel Gegenwuͤrff’ in Eil’,
Als mir, das hintre raubt.
Wie herrlich glaͤntzt, wie lieblich glimmt
Das Sonnen-Licht, wann auf der Fluth Cryſtallen
Derſelben Strahlen fallen!
Offt ſiehet man von weitem hohe Gipfel
Von Bergen, gantz bedeckt durch dichter Baͤume Wipfel;
Worauf, da Zweig’ und Laub ſich angenehm verſchraͤncken,
Und in die Tieffen ſich der Sonnen Strahlen ſencken;
Die krauſen hell-beſtrahlten Hoͤhn
Noch einſt ſo angenehm und ſchoͤn,
Durch dunckel-gruͤnen Wechſel, ſtehn.
Wie ſanft verſinckt der Blick (als wie das Licht
Jn einen gruͤnen Sammt mit Luſt verſincket)
Jn dicht belaubtes Buſchwerck nicht!
Wie lieblich laͤſſt es doch, wann das Getreide reifft,
Und unſer Blick ſo dann die Flaͤchen uͤberlaͤufft!
Hier drengt von reiffen Korn ein ſchmahler gelber Strich
Durch dunckel-gruͤne Wieſen ſich.
Dort ſiehet man von dunckel-gruͤnen Buͤſchen
Sich lange Strich’ in gelbe Felder miſchen,
An
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