Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

über einen Hof voll Feder-Vieh, etc.
So dem Gehör, wie dem Gesicht,
Ein angenehm, ein ungemein Vergnügen.
Mit Recht sieht niemand sonder Lust
An ihrem Hals', und an der Brust,
Den wandelbaren Glantz der glatten Federn schimmern.
Wie lieblich klingt ihr süsses wimmern,
Jhr Girren, ihr Geklatsch, wann sie sich aufwärts heben,
Und, bald in blauer Lufft, in grossen Kreisen schweben,
Bald schnäbelnd, auf der Giebel Spitzen,
Verliebet bey einander sitzen.
Durch ihre mancherley Figur
Wird man nicht nur,
Durch ihre Schönheit auch, zum HErrn der Creatur
Geführt, geleitet und gewiesen.

Wird wol mit allem Recht der Schöpfer nicht ge-
priesen,

Wann wir, in bunt gefärbtem Glantz,
Den Spiegel-voll-und hell beaugten Schwantz
Des über-Wunder-schönen Pfauen,
(Wie ihn der treffliche berühmte Triller nennt)

Worin ein buntes Feur brennt,
Mit, trotz der Achtlosheit, erstaunten Blicken schauen?
Man leg' ein silbernes und güldenes Gewand
Drap' d'or und Drap d'argent genannt,
Woran von Seid' und Sammt der schönsten Farben Pracht,
Nach aller Kunst, durch menschlichen Verstand,
Zugleich mit angebracht,
Bey diesem gläntzenden Gefieder
Zur Probe nieder:
So
L 2

uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
So dem Gehoͤr, wie dem Geſicht,
Ein angenehm, ein ungemein Vergnuͤgen.
Mit Recht ſieht niemand ſonder Luſt
An ihrem Halſ’, und an der Bruſt,
Den wandelbaren Glantz der glatten Federn ſchimmern.
Wie lieblich klingt ihr ſuͤſſes wimmern,
Jhr Girren, ihr Geklatſch, wann ſie ſich aufwaͤrts heben,
Und, bald in blauer Lufft, in groſſen Kreiſen ſchweben,
Bald ſchnaͤbelnd, auf der Giebel Spitzen,
Verliebet bey einander ſitzen.
Durch ihre mancherley Figur
Wird man nicht nur,
Durch ihre Schoͤnheit auch, zum HErrn der Creatur
Gefuͤhrt, geleitet und gewieſen.

Wird wol mit allem Recht der Schoͤpfer nicht ge-
prieſen,

Wann wir, in bunt gefaͤrbtem Glantz,
Den Spiegel-voll-und hell beaugten Schwantz
Des uͤber-Wunder-ſchoͤnen Pfauen,
(Wie ihn der treffliche beruͤhmte Triller nennt)

Worin ein buntes Feur brennt,
Mit, trotz der Achtlosheit, erſtaunten Blicken ſchauen?
Man leg’ ein ſilbernes und guͤldenes Gewand
Drap’ d’or und Drap d’argent genannt,
Woran von Seid’ und Sammt der ſchoͤnſten Farben Pracht,
Nach aller Kunſt, durch menſchlichen Verſtand,
Zugleich mit angebracht,
Bey dieſem glaͤntzenden Gefieder
Zur Probe nieder:
So
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <pb facs="#f0195" n="163"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">u&#x0364;ber einen Hof voll Feder-Vieh, &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
              <l>So dem Geho&#x0364;r, wie dem Ge&#x017F;icht,</l><lb/>
              <l>Ein angenehm, ein ungemein Vergnu&#x0364;gen.</l><lb/>
              <l>Mit Recht &#x017F;ieht niemand &#x017F;onder Lu&#x017F;t</l><lb/>
              <l>An ihrem Hal&#x017F;&#x2019;, und an der Bru&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Den wandelbaren Glantz der glatten Federn &#x017F;chimmern.</l><lb/>
              <l>Wie lieblich klingt ihr &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es wimmern,</l><lb/>
              <l>Jhr Girren, ihr Geklat&#x017F;ch, wann &#x017F;ie &#x017F;ich aufwa&#x0364;rts heben,</l><lb/>
              <l>Und, bald in blauer Lufft, in gro&#x017F;&#x017F;en Krei&#x017F;en &#x017F;chweben,</l><lb/>
              <l>Bald &#x017F;chna&#x0364;belnd, auf der Giebel Spitzen,</l><lb/>
              <l>Verliebet bey einander &#x017F;itzen.</l><lb/>
              <l>Durch ihre mancherley Figur</l><lb/>
              <l>Wird man nicht nur,</l><lb/>
              <l>Durch ihre Scho&#x0364;nheit auch, zum HErrn der Creatur</l><lb/>
              <l>Gefu&#x0364;hrt, geleitet und gewie&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Wird wol mit allem Recht der Scho&#x0364;pfer nicht ge-<lb/><hi rendition="#et">prie&#x017F;en,</hi></l><lb/>
              <l>Wann wir, in bunt gefa&#x0364;rbtem Glantz,</l><lb/>
              <l>Den Spiegel-voll-und hell beaugten Schwantz</l><lb/>
              <l>Des u&#x0364;ber-Wunder-&#x017F;cho&#x0364;nen Pfauen,<lb/>
(Wie ihn der treffliche beru&#x0364;hmte Triller nennt)</l><lb/>
              <l>Worin ein buntes Feur brennt,</l><lb/>
              <l>Mit, trotz der Achtlosheit, er&#x017F;taunten Blicken &#x017F;chauen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Man leg&#x2019; ein &#x017F;ilbernes und gu&#x0364;ldenes Gewand</l><lb/>
              <l>Drap&#x2019; d&#x2019;or und Drap d&#x2019;argent genannt,</l><lb/>
              <l>Woran von Seid&#x2019; und Sammt der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Farben Pracht,</l><lb/>
              <l>Nach aller Kun&#x017F;t, durch men&#x017F;chlichen Ver&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Zugleich mit angebracht,</l><lb/>
              <l>Bey die&#x017F;em gla&#x0364;ntzenden Gefieder</l><lb/>
              <l>Zur Probe nieder:</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0195] uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc. So dem Gehoͤr, wie dem Geſicht, Ein angenehm, ein ungemein Vergnuͤgen. Mit Recht ſieht niemand ſonder Luſt An ihrem Halſ’, und an der Bruſt, Den wandelbaren Glantz der glatten Federn ſchimmern. Wie lieblich klingt ihr ſuͤſſes wimmern, Jhr Girren, ihr Geklatſch, wann ſie ſich aufwaͤrts heben, Und, bald in blauer Lufft, in groſſen Kreiſen ſchweben, Bald ſchnaͤbelnd, auf der Giebel Spitzen, Verliebet bey einander ſitzen. Durch ihre mancherley Figur Wird man nicht nur, Durch ihre Schoͤnheit auch, zum HErrn der Creatur Gefuͤhrt, geleitet und gewieſen. Wird wol mit allem Recht der Schoͤpfer nicht ge- prieſen, Wann wir, in bunt gefaͤrbtem Glantz, Den Spiegel-voll-und hell beaugten Schwantz Des uͤber-Wunder-ſchoͤnen Pfauen, (Wie ihn der treffliche beruͤhmte Triller nennt) Worin ein buntes Feur brennt, Mit, trotz der Achtlosheit, erſtaunten Blicken ſchauen? Man leg’ ein ſilbernes und guͤldenes Gewand Drap’ d’or und Drap d’argent genannt, Woran von Seid’ und Sammt der ſchoͤnſten Farben Pracht, Nach aller Kunſt, durch menſchlichen Verſtand, Zugleich mit angebracht, Bey dieſem glaͤntzenden Gefieder Zur Probe nieder: So L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/195
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/195>, abgerufen am 23.11.2024.