Jndem ich also dacht, Trieb der erzürnte West Uns unverhofft auf eine Sand-Banck fest. Es war der Stoß gewaltig, alles kracht, Die Segel schlotterten, und schlugen auf und nieder; Es peitschte sie die strenge Wuth Der wilden Winde hin und wieder: Es schäumte die gedrengte Fluth. Dennoch entstand, o HERR, durch Deine Gnade, Aus allen uns nicht der geringste Schade. Es nahmen uns aufs neu die Wellen auf den Rücken: Die Last der regen Lufft drückt' uns von diesem Ort, Mit günstiger Bewegung, fort, Und führt' uns bald vergnügt zu Lande; So daß ich ietzt den Geist an unserm Elbe-Strande Zum HERRN der Elementen schwinge, Und Jhm, für Seine Huld, ein helles Danck-Lied bringe.
Mahl-
Die Schiff-Fahrt.
Jndem ich alſo dacht, Trieb der erzuͤrnte Weſt Uns unverhofft auf eine Sand-Banck feſt. Es war der Stoß gewaltig, alles kracht, Die Segel ſchlotterten, und ſchlugen auf und nieder; Es peitſchte ſie die ſtrenge Wuth Der wilden Winde hin und wieder: Es ſchaͤumte die gedrengte Fluth. Dennoch entſtand, o HERR, durch Deine Gnade, Aus allen uns nicht der geringſte Schade. Es nahmen uns aufs neu die Wellen auf den Ruͤcken: Die Laſt der regen Lufft druͤckt’ uns von dieſem Ort, Mit guͤnſtiger Bewegung, fort, Und fuͤhrt’ uns bald vergnuͤgt zu Lande; So daß ich ietzt den Geiſt an unſerm Elbe-Strande Zum HERRN der Elementen ſchwinge, Und Jhm, fuͤr Seine Huld, ein helles Danck-Lied bringe.
Mahl-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0222"n="190"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Schiff-Fahrt.</hi></fw><lb/><lgn="10"><l>Jndem ich alſo dacht,</l><lb/><l>Trieb der erzuͤrnte Weſt</l><lb/><l>Uns unverhofft auf eine Sand-Banck feſt.</l><lb/><l>Es war der Stoß gewaltig, alles kracht,</l><lb/><l>Die Segel ſchlotterten, und ſchlugen auf und nieder;</l><lb/><l>Es peitſchte ſie die ſtrenge Wuth</l><lb/><l>Der wilden Winde hin und wieder:</l><lb/><l>Es ſchaͤumte die gedrengte Fluth.</l><lb/><l>Dennoch entſtand, o HERR, durch Deine Gnade,</l><lb/><l>Aus allen uns nicht der geringſte Schade.</l><lb/><l>Es nahmen uns aufs neu die Wellen auf den Ruͤcken:</l><lb/><l>Die Laſt der regen Lufft druͤckt’ uns von dieſem Ort,</l><lb/><l>Mit guͤnſtiger Bewegung, fort,</l><lb/><l>Und fuͤhrt’ uns bald vergnuͤgt zu Lande;</l><lb/><l>So daß ich ietzt den Geiſt an unſerm Elbe-Strande</l><lb/><l>Zum HERRN der Elementen ſchwinge,</l><lb/><l>Und Jhm, fuͤr Seine Huld, ein helles Danck-Lied bringe.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Mahl-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[190/0222]
Die Schiff-Fahrt.
Jndem ich alſo dacht,
Trieb der erzuͤrnte Weſt
Uns unverhofft auf eine Sand-Banck feſt.
Es war der Stoß gewaltig, alles kracht,
Die Segel ſchlotterten, und ſchlugen auf und nieder;
Es peitſchte ſie die ſtrenge Wuth
Der wilden Winde hin und wieder:
Es ſchaͤumte die gedrengte Fluth.
Dennoch entſtand, o HERR, durch Deine Gnade,
Aus allen uns nicht der geringſte Schade.
Es nahmen uns aufs neu die Wellen auf den Ruͤcken:
Die Laſt der regen Lufft druͤckt’ uns von dieſem Ort,
Mit guͤnſtiger Bewegung, fort,
Und fuͤhrt’ uns bald vergnuͤgt zu Lande;
So daß ich ietzt den Geiſt an unſerm Elbe-Strande
Zum HERRN der Elementen ſchwinge,
Und Jhm, fuͤr Seine Huld, ein helles Danck-Lied bringe.
Mahl-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/222>, abgerufen am 24.11.2024.
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