Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Mahl-Werck. Mahl-Werck. Wie herrlich mahlt die bildende Natur! Wie zierlich zeichnet sie so mancherley Figur! Wie lieblich stellt sie uns, in bunter Harmonie, Die schönste Landschaft vor, voll Thäler, Berg' und Wälder; Hier Flüsse wie Crystall, dort Aehren-reiche Felder; Bald Bäche voller Fisch' und Wiesen voller Vieh! Das Mahl-Werck ist so schön, so schön die Schilderey, Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte; Man, halb erstaunt, fast dencken solte, Daß es ein würcklich Stück vom Paradiese sey. Doch sieht so mancher Mensch dieß schöne Mahl-Werck an Wie S[..] Denners Bild, das man Ein würcklich Wunder heissen kann, Und welches recht, als wenn es lebt' und spräche, ließ. Denn, wie wir an zu lauschen fingen, Was er doch immer würde bringen Zu dieses grossen Meisters Ehr; So sagt er anders nichts als dieß: Ey! Ey! wo kriegen sie den schönen Firniß her? Traum-
Mahl-Werck. Mahl-Werck. Wie herrlich mahlt die bildende Natur! Wie zierlich zeichnet ſie ſo mancherley Figur! Wie lieblich ſtellt ſie uns, in bunter Harmonie, Die ſchoͤnſte Landſchaft vor, voll Thaͤler, Berg’ und Waͤlder; Hier Fluͤſſe wie Cryſtall, dort Aehren-reiche Felder; Bald Baͤche voller Fiſch’ und Wieſen voller Vieh! Das Mahl-Werck iſt ſo ſchoͤn, ſo ſchoͤn die Schilderey, Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte; Man, halb erſtaunt, faſt dencken ſolte, Daß es ein wuͤrcklich Stuͤck vom Paradieſe ſey. Doch ſieht ſo mancher Menſch dieß ſchoͤne Mahl-Werck an Wie S[‥] Denners Bild, das man Ein wuͤrcklich Wunder heiſſen kann, Und welches recht, als wenn es lebt’ und ſpraͤche, ließ. Denn, wie wir an zu lauſchen fingen, Was er doch immer wuͤrde bringen Zu dieſes groſſen Meiſters Ehr; So ſagt er anders nichts als dieß: Ey! Ey! wo kriegen ſie den ſchoͤnen Firniß her? Traum-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0223" n="191"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mahl-Werck.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Mahl-Werck.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie herrlich mahlt die bildende Natur!</l><lb/> <l>Wie zierlich zeichnet ſie ſo mancherley Figur!</l><lb/> <l>Wie lieblich ſtellt ſie uns, in bunter Harmonie,</l><lb/> <l>Die ſchoͤnſte Landſchaft vor, voll Thaͤler, Berg’ und Waͤlder;</l><lb/> <l>Hier Fluͤſſe wie Cryſtall, dort Aehren-reiche Felder;</l><lb/> <l>Bald Baͤche voller Fiſch’ und Wieſen voller Vieh!</l><lb/> <l>Das Mahl-Werck iſt ſo ſchoͤn, ſo ſchoͤn die Schilderey,</l><lb/> <l>Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte;</l><lb/> <l>Man, halb erſtaunt, faſt dencken ſolte,</l><lb/> <l>Daß es ein wuͤrcklich Stuͤck vom Paradieſe ſey.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch ſieht ſo mancher Menſch dieß ſchoͤne Mahl-Werck an</l><lb/> <l>Wie <hi rendition="#aq">S</hi><supplied>‥</supplied> Denners Bild, das man</l><lb/> <l>Ein wuͤrcklich Wunder heiſſen kann,</l><lb/> <l>Und welches recht, als wenn es lebt’ und ſpraͤche, ließ.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn, wie wir an zu lauſchen fingen,</l><lb/> <l>Was er doch immer wuͤrde bringen</l><lb/> <l>Zu dieſes groſſen Meiſters Ehr;</l><lb/> <l>So ſagt er anders nichts als dieß:<lb/><hi rendition="#fr">Ey! Ey! wo kriegen ſie den ſchoͤnen Firniß her?</hi></l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Traum-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [191/0223]
Mahl-Werck.
Mahl-Werck.
Wie herrlich mahlt die bildende Natur!
Wie zierlich zeichnet ſie ſo mancherley Figur!
Wie lieblich ſtellt ſie uns, in bunter Harmonie,
Die ſchoͤnſte Landſchaft vor, voll Thaͤler, Berg’ und Waͤlder;
Hier Fluͤſſe wie Cryſtall, dort Aehren-reiche Felder;
Bald Baͤche voller Fiſch’ und Wieſen voller Vieh!
Das Mahl-Werck iſt ſo ſchoͤn, ſo ſchoͤn die Schilderey,
Daß, wenn man es nur recht betrachten wollte;
Man, halb erſtaunt, faſt dencken ſolte,
Daß es ein wuͤrcklich Stuͤck vom Paradieſe ſey.
Doch ſieht ſo mancher Menſch dieß ſchoͤne Mahl-Werck an
Wie S‥ Denners Bild, das man
Ein wuͤrcklich Wunder heiſſen kann,
Und welches recht, als wenn es lebt’ und ſpraͤche, ließ.
Denn, wie wir an zu lauſchen fingen,
Was er doch immer wuͤrde bringen
Zu dieſes groſſen Meiſters Ehr;
So ſagt er anders nichts als dieß:
Ey! Ey! wo kriegen ſie den ſchoͤnen Firniß her?
Traum-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |