Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Traum-Gesicht. Sie so gefaltet sanfte drückten;Wie so viel Lieblichkeiten Sie gleichsam ihnen selbst entzückten. Dieß scheinen Seelen, Die bloß durch einen Sinn sich mit der Welt vermählen; Und die dennoch in diesem Sinn' allein, Weil seine Vorwürff' nicht zu zehlen, Genährt und auch vergnügt, ja fast halb selig seyn: Weil, allem Ansehn nach, sie an den Geber dencken, Und Jhm, in ihrer Lust, ein lieblich Opfer schencken. Jch kunnte mich nicht finden, und erstaunte Ob dieser Wunder-Welt; als ein, ich weiß nicht was, Mit scharffer Stimme mir schnell in die Ohren raunte: Dieß ist nicht alles das, Was du zu sehen haft: Du must noch weiter fort. Die vorgefühlte Krafft ergriff mich auf das neue, Und führte mich von diesem stillen Ort, Mit solcher Schnelligkeit, Daß ich mich fast annoch daran zu dencken scheue. Wind, Pfeil und Blitz sind langsam bey der Eile, Mit welcher ich, in kurtzer Zeit, Die unterschiednen Himmels-Theile Durchdrang, durchfuhr, durchflog. Jch sah' auf dieser Reise, Wo alles dunckel schiene, nichts. Ob dieses aus der Fern', und Wenigkeit des Lichts, Wie? oder aus der Schnelligkeit, Die mir mein Auge schloß, entstand, Jst mir noch unbekannt. Zu-
Traum-Geſicht. Sie ſo gefaltet ſanfte druͤckten;Wie ſo viel Lieblichkeiten Sie gleichſam ihnen ſelbſt entzuͤckten. Dieß ſcheinen Seelen, Die bloß durch einen Sinn ſich mit der Welt vermaͤhlen; Und die dennoch in dieſem Sinn’ allein, Weil ſeine Vorwuͤrff’ nicht zu zehlen, Genaͤhrt und auch vergnuͤgt, ja faſt halb ſelig ſeyn: Weil, allem Anſehn nach, ſie an den Geber dencken, Und Jhm, in ihrer Luſt, ein lieblich Opfer ſchencken. Jch kunnte mich nicht finden, und erſtaunte Ob dieſer Wunder-Welt; als ein, ich weiß nicht was, Mit ſcharffer Stimme mir ſchnell in die Ohren raunte: Dieß iſt nicht alles das, Was du zu ſehen haft: Du muſt noch weiter fort. Die vorgefuͤhlte Krafft ergriff mich auf das neue, Und fuͤhrte mich von dieſem ſtillen Ort, Mit ſolcher Schnelligkeit, Daß ich mich faſt annoch daran zu dencken ſcheue. Wind, Pfeil und Blitz ſind langſam bey der Eile, Mit welcher ich, in kurtzer Zeit, Die unterſchiednen Himmels-Theile Durchdrang, durchfuhr, durchflog. Jch ſah’ auf dieſer Reiſe, Wo alles dunckel ſchiene, nichts. Ob dieſes aus der Fern’, und Wenigkeit des Lichts, Wie? oder aus der Schnelligkeit, Die mir mein Auge ſchloß, entſtand, Jſt mir noch unbekannt. Zu-
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Traum-Geſicht.
Sie ſo gefaltet ſanfte druͤckten;
Wie ſo viel Lieblichkeiten
Sie gleichſam ihnen ſelbſt entzuͤckten.
Dieß ſcheinen Seelen,
Die bloß durch einen Sinn ſich mit der Welt vermaͤhlen;
Und die dennoch in dieſem Sinn’ allein,
Weil ſeine Vorwuͤrff’ nicht zu zehlen,
Genaͤhrt und auch vergnuͤgt, ja faſt halb ſelig ſeyn:
Weil, allem Anſehn nach, ſie an den Geber dencken,
Und Jhm, in ihrer Luſt, ein lieblich Opfer ſchencken.
Jch kunnte mich nicht finden, und erſtaunte
Ob dieſer Wunder-Welt; als ein, ich weiß nicht was,
Mit ſcharffer Stimme mir ſchnell in die Ohren raunte:
Dieß iſt nicht alles das,
Was du zu ſehen haft: Du muſt noch weiter fort.
Die vorgefuͤhlte Krafft ergriff mich auf das neue,
Und fuͤhrte mich von dieſem ſtillen Ort,
Mit ſolcher Schnelligkeit,
Daß ich mich faſt annoch daran zu dencken ſcheue.
Wind, Pfeil und Blitz ſind langſam bey der Eile,
Mit welcher ich, in kurtzer Zeit,
Die unterſchiednen Himmels-Theile
Durchdrang, durchfuhr, durchflog.
Jch ſah’ auf dieſer Reiſe,
Wo alles dunckel ſchiene, nichts.
Ob dieſes aus der Fern’, und Wenigkeit des Lichts,
Wie? oder aus der Schnelligkeit,
Die mir mein Auge ſchloß, entſtand,
Jſt mir noch unbekannt.
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