War fort. Ein falb und dämmrich grau, Das ich nicht sonder Grausen schau, Beschattete das Wasser gantz, Vertrat des weissen Lichtes Stelle, Und machte manchen Platz Der dunckeln Fluth, durch schwachen Gegen-Satz, Zwar dunckler mehr, doch sich nicht helle: Kalt, wiedrig, trüb', verdrießlich, fürchterlich War alles, was vor zwo Secunden sich Jn solchem Schimmer wies', Und das so helle, fast als wie der Himmel, ließ.
Mein GOTT! rieff ich darüber, ach wie bald Verändert auch der Mensch die Minen und Gestalt, Wenn etwan nur ein Trübsals-Dufft Sein Licht der Freuden und der Wonne, Wie hier in heitrer Lufft Ein Wolcken-Dufft die Sonne, Verhüllet und verdeckt: Jhm kocht, entfernt von Freud' und Schertzen, Ein schwartzer Unmuth in dem Hertzen: Er weiß von keinem Freuden-Schein, Und es ist offt nichts als ein Dunst allein,
Der in so schwartze Traurigkeit, Jn solch empfindlichs Hertzeleid, Daß er bis auf den Tod sich kräncket, Sein kurtz vorher so muntres Hertze sencket.
Jn-
Schneller Wechſel.
War fort. Ein falb und daͤmmrich grau, Das ich nicht ſonder Grauſen ſchau, Beſchattete das Waſſer gantz, Vertrat des weiſſen Lichtes Stelle, Und machte manchen Platz Der dunckeln Fluth, durch ſchwachen Gegen-Satz, Zwar dunckler mehr, doch ſich nicht helle: Kalt, wiedrig, truͤb’, verdrießlich, fuͤrchterlich War alles, was vor zwo Secunden ſich Jn ſolchem Schimmer wieſ’, Und das ſo helle, faſt als wie der Himmel, ließ.
Mein GOTT! rieff ich daruͤber, ach wie bald Veraͤndert auch der Menſch die Minen und Geſtalt, Wenn etwan nur ein Truͤbſals-Dufft Sein Licht der Freuden und der Wonne, Wie hier in heitrer Lufft Ein Wolcken-Dufft die Sonne, Verhuͤllet und verdeckt: Jhm kocht, entfernt von Freud’ und Schertzen, Ein ſchwartzer Unmuth in dem Hertzen: Er weiß von keinem Freuden-Schein, Und es iſt offt nichts als ein Dunſt allein,
Der in ſo ſchwartze Traurigkeit, Jn ſolch empfindlichs Hertzeleid, Daß er bis auf den Tod ſich kraͤncket, Sein kurtz vorher ſo muntres Hertze ſencket.
Jn-
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Schneller Wechſel.
War fort. Ein falb und daͤmmrich grau,
Das ich nicht ſonder Grauſen ſchau,
Beſchattete das Waſſer gantz,
Vertrat des weiſſen Lichtes Stelle,
Und machte manchen Platz
Der dunckeln Fluth, durch ſchwachen Gegen-Satz,
Zwar dunckler mehr, doch ſich nicht helle:
Kalt, wiedrig, truͤb’, verdrießlich, fuͤrchterlich
War alles, was vor zwo Secunden ſich
Jn ſolchem Schimmer wieſ’,
Und das ſo helle, faſt als wie der Himmel, ließ.
Mein GOTT! rieff ich daruͤber, ach wie bald
Veraͤndert auch der Menſch die Minen und Geſtalt,
Wenn etwan nur ein Truͤbſals-Dufft
Sein Licht der Freuden und der Wonne,
Wie hier in heitrer Lufft
Ein Wolcken-Dufft die Sonne,
Verhuͤllet und verdeckt:
Jhm kocht, entfernt von Freud’ und Schertzen,
Ein ſchwartzer Unmuth in dem Hertzen:
Er weiß von keinem Freuden-Schein,
Und es iſt offt nichts als ein Dunſt allein,
Der in ſo ſchwartze Traurigkeit,
Jn ſolch empfindlichs Hertzeleid,
Daß er bis auf den Tod ſich kraͤncket,
Sein kurtz vorher ſo muntres Hertze ſencket.
Jn-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/248>, abgerufen am 16.02.2025.
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