Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.des Blanckenburgischen Marmors. Derselbe, der der bunten Bluhmen ZierSo wunder-würdig färbt, der färbet gleichfalls hier, Zu unsrer Augen-Lust, den Sand, und schmückt den Stein Mit tausend-färbigen Figuren, Glantz und Schein. Und eben Der verlieh' |auch uns den Witz, Denselbigen so künstlich zu poliren, Da er ja sonsten uns zu nichtes nütz. Wie solte denn auch dafür nicht Der Allmacht, ohne die nichts, was geschicht, geschicht, Erkenntlichkeit und Danck gebühren? Wir sollten billig nie den Blick Auf den so schön- und bunten Marmor lencken; Ohn' auf die Krafft, die ihn formirt, zurück, Bey unsrer Augen-Lust, zu dencken. O! welch ein Schatz demnach, der nicht zu schätzen, Sowol zum Nutzen als Ergetzen, Zur Zier und mancherley Gebrauch, Liegt hier in dieses Berges Bauch! Wer wird doch alle Dinge nennen, Beschreiben und erzehlen können, Die man, sowol zur Dauer, als zur Pracht, Aus Blanckenburgs polirten Marmor macht! Beglücktes Blanckenburg! in dessen Gründe Der Himmel solchen Schatz gesenckt, Und solchen Marmor dir geschenckt, Daß ich in Welschland selbst nicht seines gleichen finde, Selbst der, den Paros zeugt, kann ihm, an Glantz, nicht gleichen, Und der aus Tenarus muß ihm an Farben weichen: Da P 3
des Blanckenburgiſchen Marmors. Derſelbe, der der bunten Bluhmen ZierSo wunder-wuͤrdig faͤrbt, der faͤrbet gleichfalls hier, Zu unſrer Augen-Luſt, den Sand, und ſchmuͤckt den Stein Mit tauſend-faͤrbigen Figuren, Glantz und Schein. Und eben Der verlieh’ |auch uns den Witz, Denſelbigen ſo kuͤnſtlich zu poliren, Da er ja ſonſten uns zu nichtes nuͤtz. Wie ſolte denn auch dafuͤr nicht Der Allmacht, ohne die nichts, was geſchicht, geſchicht, Erkenntlichkeit und Danck gebuͤhren? Wir ſollten billig nie den Blick Auf den ſo ſchoͤn- und bunten Marmor lencken; Ohn’ auf die Krafft, die ihn formirt, zuruͤck, Bey unſrer Augen-Luſt, zu dencken. O! welch ein Schatz demnach, der nicht zu ſchaͤtzen, Sowol zum Nutzen als Ergetzen, Zur Zier und mancherley Gebrauch, Liegt hier in dieſes Berges Bauch! Wer wird doch alle Dinge nennen, Beſchreiben und erzehlen koͤnnen, Die man, ſowol zur Dauer, als zur Pracht, Aus Blanckenburgs polirten Marmor macht! Begluͤcktes Blanckenburg! in deſſen Gruͤnde Der Himmel ſolchen Schatz geſenckt, Und ſolchen Marmor dir geſchenckt, Daß ich in Welſchland ſelbſt nicht ſeines gleichen finde, Selbſt der, den Paros zeugt, kann ihm, an Glantz, nicht gleichen, Und der aus Tenarus muß ihm an Farben weichen: Da P 3
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des Blanckenburgiſchen Marmors.
Derſelbe, der der bunten Bluhmen Zier
So wunder-wuͤrdig faͤrbt, der faͤrbet gleichfalls hier,
Zu unſrer Augen-Luſt, den Sand, und ſchmuͤckt den Stein
Mit tauſend-faͤrbigen Figuren, Glantz und Schein.
Und eben Der verlieh’ |auch uns den Witz,
Denſelbigen ſo kuͤnſtlich zu poliren,
Da er ja ſonſten uns zu nichtes nuͤtz.
Wie ſolte denn auch dafuͤr nicht
Der Allmacht, ohne die nichts, was geſchicht, geſchicht,
Erkenntlichkeit und Danck gebuͤhren?
Wir ſollten billig nie den Blick
Auf den ſo ſchoͤn- und bunten Marmor lencken;
Ohn’ auf die Krafft, die ihn formirt, zuruͤck,
Bey unſrer Augen-Luſt, zu dencken.
O! welch ein Schatz demnach, der nicht zu ſchaͤtzen,
Sowol zum Nutzen als Ergetzen,
Zur Zier und mancherley Gebrauch,
Liegt hier in dieſes Berges Bauch!
Wer wird doch alle Dinge nennen,
Beſchreiben und erzehlen koͤnnen,
Die man, ſowol zur Dauer, als zur Pracht,
Aus Blanckenburgs polirten Marmor macht!
Begluͤcktes Blanckenburg! in deſſen Gruͤnde
Der Himmel ſolchen Schatz geſenckt,
Und ſolchen Marmor dir geſchenckt,
Daß ich in Welſchland ſelbſt nicht ſeines gleichen finde,
Selbſt der, den Paros zeugt, kann ihm, an Glantz, nicht
gleichen,
Und der aus Tenarus muß ihm an Farben weichen:
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