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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Die Wunder-reiche Erfindung.
Man sieht der Tieffen Raum, als Sein unendlich Kleid,
Voll Millionen Edelsteinen,
Die alle Sonnen sind, in solcher Herrlichkeit,
Jn solcher Majestät, so hell, so prächtig, scheinen;
Daß man für Lust und Furcht, sich gantz in Jhm verliert,
Jedoch in dem Verlust sich allererst recht findet,
Jndem die Seele selbst, für Lust, die sie empfindet,
Jn ihrem Nichts so gar sich gleichsam neu gebiert,
Und einer, bloß durch GOTT ihr eingeflössten Krafft,
Und ihr verliehnen Eigenschaft,
Sich recht mit inniglichen Freuden
Am grossen und unendlichen zu weiden,
Jn sich gewahr wird und verspührt.

O ew'ger Urstand aller Dinge,
Von Dem, was worden ist, allein sein Seyn empfinge,
Hab ewig ewig Danck! sey ewiglich gepriesen,
Daß Du Dich gegen uns so Gnaden-reich erwiesen,
Und, bloß aus Lieb' und Huld, der Menschen Seelen
Mit solchen Kräfften zu vermählen,
Gewürdigt und geschickt gemacht!
Ach! laß doch diese Krafft zu Deiner Ehr allein
Und zur Bewunderung von Deiner Wercke Pracht,
Von uns stets angewendet seyn!
Wie herrlich, unümschrenckt, gewaltig und unendlich
Sich in den Himmeln nun des Schöpfers Grösse zeigt;
So wird doch Seine Gröss' auch in dem Kleinen kenntlich,
Wenn unser Blick, durchs Glas, sich in die Tieffe neigt.
O Wunder! was sind hier für Wunder nicht entdeckt,
Die bis daher vor aller Welt versteckt!
Es

Die Wunder-reiche Erfindung.
Man ſieht der Tieffen Raum, als Sein unendlich Kleid,
Voll Millionen Edelſteinen,
Die alle Sonnen ſind, in ſolcher Herrlichkeit,
Jn ſolcher Majeſtaͤt, ſo hell, ſo praͤchtig, ſcheinen;
Daß man fuͤr Luſt und Furcht, ſich gantz in Jhm verliert,
Jedoch in dem Verluſt ſich allererſt recht findet,
Jndem die Seele ſelbſt, fuͤr Luſt, die ſie empfindet,
Jn ihrem Nichts ſo gar ſich gleichſam neu gebiert,
Und einer, bloß durch GOTT ihr eingefloͤſſten Krafft,
Und ihr verliehnen Eigenſchaft,
Sich recht mit inniglichen Freuden
Am groſſen und unendlichen zu weiden,
Jn ſich gewahr wird und verſpuͤhrt.

O ew’ger Urſtand aller Dinge,
Von Dem, was worden iſt, allein ſein Seyn empfinge,
Hab ewig ewig Danck! ſey ewiglich geprieſen,
Daß Du Dich gegen uns ſo Gnaden-reich erwieſen,
Und, bloß aus Lieb’ und Huld, der Menſchen Seelen
Mit ſolchen Kraͤfften zu vermaͤhlen,
Gewuͤrdigt und geſchickt gemacht!
Ach! laß doch dieſe Krafft zu Deiner Ehr allein
Und zur Bewunderung von Deiner Wercke Pracht,
Von uns ſtets angewendet ſeyn!
Wie herrlich, unuͤmſchrenckt, gewaltig und unendlich
Sich in den Himmeln nun des Schoͤpfers Groͤſſe zeigt;
So wird doch Seine Groͤſſ’ auch in dem Kleinen kenntlich,
Wenn unſer Blick, durchs Glas, ſich in die Tieffe neigt.
O Wunder! was ſind hier fuͤr Wunder nicht entdeckt,
Die bis daher vor aller Welt verſteckt!
Es
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[330/0362] Die Wunder-reiche Erfindung. Man ſieht der Tieffen Raum, als Sein unendlich Kleid, Voll Millionen Edelſteinen, Die alle Sonnen ſind, in ſolcher Herrlichkeit, Jn ſolcher Majeſtaͤt, ſo hell, ſo praͤchtig, ſcheinen; Daß man fuͤr Luſt und Furcht, ſich gantz in Jhm verliert, Jedoch in dem Verluſt ſich allererſt recht findet, Jndem die Seele ſelbſt, fuͤr Luſt, die ſie empfindet, Jn ihrem Nichts ſo gar ſich gleichſam neu gebiert, Und einer, bloß durch GOTT ihr eingefloͤſſten Krafft, Und ihr verliehnen Eigenſchaft, Sich recht mit inniglichen Freuden Am groſſen und unendlichen zu weiden, Jn ſich gewahr wird und verſpuͤhrt. O ew’ger Urſtand aller Dinge, Von Dem, was worden iſt, allein ſein Seyn empfinge, Hab ewig ewig Danck! ſey ewiglich geprieſen, Daß Du Dich gegen uns ſo Gnaden-reich erwieſen, Und, bloß aus Lieb’ und Huld, der Menſchen Seelen Mit ſolchen Kraͤfften zu vermaͤhlen, Gewuͤrdigt und geſchickt gemacht! Ach! laß doch dieſe Krafft zu Deiner Ehr allein Und zur Bewunderung von Deiner Wercke Pracht, Von uns ſtets angewendet ſeyn! Wie herrlich, unuͤmſchrenckt, gewaltig und unendlich Sich in den Himmeln nun des Schoͤpfers Groͤſſe zeigt; So wird doch Seine Groͤſſ’ auch in dem Kleinen kenntlich, Wenn unſer Blick, durchs Glas, ſich in die Tieffe neigt. O Wunder! was ſind hier fuͤr Wunder nicht entdeckt, Die bis daher vor aller Welt verſteckt! Es

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/362>, abgerufen am 22.11.2024.