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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Die Wunder-reiche Erfindung.
Es lässt der Schöpfer, auch im Kleinen,
Die Strahlen Seiner Allmacht scheinen,
Wovon uns bis daher so gar die Spuren
Verdeckt gewesen sind. Von kleinen Creaturen
Wird eine gantze neue Welt,
Und in derselben uns der Schöpfer vorgestellt
Jn einem neuen Glantz, in einer neuen Pracht,
Jn neuer Weisheit, neuer Macht.

Unendlich zeigt sich GOTT in Kleinen ja so wol,
Als er sich in dem grössten zeiget:
So uns absonderlich zum Troste dienen soll.
Denn, wär der Schöpfer bloß im Grossen groß allein,
Wie könnt' er uns, die wir so klein,
Mit Recht doch zugeeignet seyn?
So aber zeiget sich die Gottheit ja so kräfftig,
Und ist im Niedrigen nicht weniger geschäfftig,
Als sie im Grössten ist. Daß aber dem Verstand
Bloß durch ein wenig Asch' und Sand,
Wenn es das Feur im rechten Grad
Vereint und zugerichtet hat,
Ein solches helles Licht
Jn dem geschliffnen Glas entstellet,
Da es des Cörpers Auge stärckt;
Jst etwas, wenn man es bemerckt,
Das über alles dencken gehet.
Bey diesem Wunder-Licht| kann unsre Seele lesen
Geheimnisse, die sonst, von Anbeginn der Welt,
Der Menschheit unbekannt, und gantz verdeckt gewesen;
Die aber GOTT der HERR uns ietzt vor Augen stellt.
O GOtt!

Die Wunder-reiche Erfindung.
Es laͤſſt der Schoͤpfer, auch im Kleinen,
Die Strahlen Seiner Allmacht ſcheinen,
Wovon uns bis daher ſo gar die Spuren
Verdeckt geweſen ſind. Von kleinen Creaturen
Wird eine gantze neue Welt,
Und in derſelben uns der Schoͤpfer vorgeſtellt
Jn einem neuen Glantz, in einer neuen Pracht,
Jn neuer Weisheit, neuer Macht.

Unendlich zeigt ſich GOTT in Kleinen ja ſo wol,
Als er ſich in dem groͤſſten zeiget:
So uns abſonderlich zum Troſte dienen ſoll.
Denn, waͤr der Schoͤpfer bloß im Groſſen groß allein,
Wie koͤnnt’ er uns, die wir ſo klein,
Mit Recht doch zugeeignet ſeyn?
So aber zeiget ſich die Gottheit ja ſo kraͤfftig,
Und iſt im Niedrigen nicht weniger geſchaͤfftig,
Als ſie im Groͤſſten iſt. Daß aber dem Verſtand
Bloß durch ein wenig Aſch’ und Sand,
Wenn es das Feur im rechten Grad
Vereint und zugerichtet hat,
Ein ſolches helles Licht
Jn dem geſchliffnen Glas entſtellet,
Da es des Coͤrpers Auge ſtaͤrckt;
Jſt etwas, wenn man es bemerckt,
Das uͤber alles dencken gehet.
Bey dieſem Wunder-Licht| kann unſre Seele leſen
Geheimniſſe, die ſonſt, von Anbeginn der Welt,
Der Menſchheit unbekannt, und gantz verdeckt geweſen;
Die aber GOTT der HERR uns ietzt vor Augen ſtellt.
O GOtt!
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[331/0363] Die Wunder-reiche Erfindung. Es laͤſſt der Schoͤpfer, auch im Kleinen, Die Strahlen Seiner Allmacht ſcheinen, Wovon uns bis daher ſo gar die Spuren Verdeckt geweſen ſind. Von kleinen Creaturen Wird eine gantze neue Welt, Und in derſelben uns der Schoͤpfer vorgeſtellt Jn einem neuen Glantz, in einer neuen Pracht, Jn neuer Weisheit, neuer Macht. Unendlich zeigt ſich GOTT in Kleinen ja ſo wol, Als er ſich in dem groͤſſten zeiget: So uns abſonderlich zum Troſte dienen ſoll. Denn, waͤr der Schoͤpfer bloß im Groſſen groß allein, Wie koͤnnt’ er uns, die wir ſo klein, Mit Recht doch zugeeignet ſeyn? So aber zeiget ſich die Gottheit ja ſo kraͤfftig, Und iſt im Niedrigen nicht weniger geſchaͤfftig, Als ſie im Groͤſſten iſt. Daß aber dem Verſtand Bloß durch ein wenig Aſch’ und Sand, Wenn es das Feur im rechten Grad Vereint und zugerichtet hat, Ein ſolches helles Licht Jn dem geſchliffnen Glas entſtellet, Da es des Coͤrpers Auge ſtaͤrckt; Jſt etwas, wenn man es bemerckt, Das uͤber alles dencken gehet. Bey dieſem Wunder-Licht| kann unſre Seele leſen Geheimniſſe, die ſonſt, von Anbeginn der Welt, Der Menſchheit unbekannt, und gantz verdeckt geweſen; Die aber GOTT der HERR uns ietzt vor Augen ſtellt. O GOtt!

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/363>, abgerufen am 22.11.2024.