Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Das herrliche Geschöpf Der mit einem güldnen Stabe die nicht zehlbar'n Heerdenweidet, Den die Fürstliche Gebuhrt, doch noch mehr der Tugend Glantz, Und der Weisheit strahlend Licht von uns allen unterschei- det; Deine Lieder lieset. Ber. Was? Den, mit Recht, der Purpur kleidet? Dessen Geist von Wissenschaft, Ehr' und Glück zum Sitz erwehlet? Dem nicht nur die fetten Heerden, selbst die Schäfer unter- than? Günther, welcher Kayser selbst unter Seinen Ahnen zehlet, Lieset meine Lieder? Dur. Ja, und Er preis't sie an- dern an, Singt sie selber (ob Er gleich selbst, daß es ein Wunder, singet) Ja Er hat, da die Natur meist das, was von dir erklinget; Gestern noch mir dieß von dir zu verlangen aufgetragen, Daß du, so wie andre Dinge, der Tockayer Neben-Safft, Dem zum Ruhm, Der dieses Wunder schafft, so wie er alles schafft, Nach Vermögen möchtst besingen. Und, daß es gelingen möchte, Wann dein reger Geist vielleicht selbst gerührt, noch besser dächte; Hat er mir, da dieser Most sonst die Schäfer selten träncket, Voll von diesem süssen Tranck ein sehr schönes Faß geschen- cket. Komm, beschau es selbst. Der Fels, den dn aus dem Busche dort, Meist beschattet, ragen siehst, hegt in seiner kühlen Höhle Die-
Das herrliche Geſchoͤpf Der mit einem guͤldnen Stabe die nicht zehlbar’n Heerdenweidet, Den die Fuͤrſtliche Gebuhrt, doch noch mehr der Tugend Glantz, Und der Weisheit ſtrahlend Licht von uns allen unterſchei- det; Deine Lieder lieſet. Ber. Was? Den, mit Recht, der Purpur kleidet? Deſſen Geiſt von Wiſſenſchaft, Ehr’ und Gluͤck zum Sitz erwehlet? Dem nicht nur die fetten Heerden, ſelbſt die Schaͤfer unter- than? Guͤnther, welcher Kayſer ſelbſt unter Seinen Ahnen zehlet, Lieſet meine Lieder? Dur. Ja, und Er preiſ’t ſie an- dern an, Singt ſie ſelber (ob Er gleich ſelbſt, daß es ein Wunder, ſinget) Ja Er hat, da die Natur meiſt das, was von dir erklinget; Geſtern noch mir dieß von dir zu verlangen aufgetragen, Daß du, ſo wie andre Dinge, der Tockayer Neben-Safft, Dem zum Ruhm, Der dieſes Wunder ſchafft, ſo wie er alles ſchafft, Nach Vermoͤgen moͤchtſt beſingen. Und, daß es gelingen moͤchte, Wann dein reger Geiſt vielleicht ſelbſt geruͤhrt, noch beſſer daͤchte; Hat er mir, da dieſer Moſt ſonſt die Schaͤfer ſelten traͤncket, Voll von dieſem ſuͤſſen Tranck ein ſehr ſchoͤnes Faß geſchen- cket. Komm, beſchau es ſelbſt. Der Fels, den dn aus dem Buſche dort, Meiſt beſchattet, ragen ſiehſt, hegt in ſeiner kuͤhlen Hoͤhle Die-
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Das herrliche Geſchoͤpf
Der mit einem guͤldnen Stabe die nicht zehlbar’n Heerden
weidet,
Den die Fuͤrſtliche Gebuhrt, doch noch mehr der Tugend
Glantz,
Und der Weisheit ſtrahlend Licht von uns allen unterſchei-
det;
Deine Lieder lieſet. Ber. Was? Den, mit Recht, der
Purpur kleidet?
Deſſen Geiſt von Wiſſenſchaft, Ehr’ und Gluͤck zum Sitz
erwehlet?
Dem nicht nur die fetten Heerden, ſelbſt die Schaͤfer unter-
than?
Guͤnther, welcher Kayſer ſelbſt unter Seinen Ahnen zehlet,
Lieſet meine Lieder? Dur. Ja, und Er preiſ’t ſie an-
dern an,
Singt ſie ſelber (ob Er gleich ſelbſt, daß es ein Wunder,
ſinget)
Ja Er hat, da die Natur meiſt das, was von dir erklinget;
Geſtern noch mir dieß von dir zu verlangen aufgetragen,
Daß du, ſo wie andre Dinge, der Tockayer Neben-Safft,
Dem zum Ruhm, Der dieſes Wunder ſchafft, ſo wie er alles
ſchafft,
Nach Vermoͤgen moͤchtſt beſingen. Und, daß es gelingen
moͤchte,
Wann dein reger Geiſt vielleicht ſelbſt geruͤhrt, noch beſſer
daͤchte;
Hat er mir, da dieſer Moſt ſonſt die Schaͤfer ſelten traͤncket,
Voll von dieſem ſuͤſſen Tranck ein ſehr ſchoͤnes Faß geſchen-
cket.
Komm, beſchau es ſelbſt. Der Fels, den dn aus dem Buſche
dort,
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