Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

| des Tockayer-Weins.
Durchgelöchert und zernagt. Hier war es beständig kühl,
Weil kein warmer Sonnen-Strahl in die Oeffnung iemahls
fiel.

So daß, wenn auch Sirius Feld und Wald in Flammen
setzte,

Doch ein angenehmer Schauer den, der in sie trat, ergetzte.

Hier nun sahen sie gar bald, schon von weitem, mit
Vergnügen,

Bey dem Lichte, das von oben durch gespaltne Felsen drung,
Und wodurch das Schimmer-Licht allgemeiner Dämmerung
Sich an diesem Ort verlohr, das gesuchte Fäßchen liegen.
Es war aus dermassen zierlich von Figur und netten
Stäben,

Mit gantz frisch bewundnen Reiffen, mehr geziert fast, als
versehn.

Etwas Schnitz-Werck sah' man oben, von geschlungnem
Laub von Neben,

Und in ihnen, halb erhoben, Günthers Fürstlich Wa-
pen stehn.
Alsobald ergriff Durander ein Crystallen-Glas, so
ihm

Auch dabey geschencket war, schwenckt' es in der klaren
Fluth,

Die, von Felsen abgetröpfelt, endlich im Behälter ruht,
Den sie ihr selbst ausgehölet: Und ließ aus dem schönen
Faß

Ein, geschmoltzenem Topase fast an Farben ähnlichs Naß
Jn den Becher schäumend rinnen. Wie er nun gefüllet
war,

Reichet' er ihn gleich Beraldo, mit vergnügtem lächeln, dar.
Kaum
Y 5

| des Tockayer-Weins.
Durchgeloͤchert und zernagt. Hier war es beſtaͤndig kuͤhl,
Weil kein warmer Sonnen-Strahl in die Oeffnung iemahls
fiel.

So daß, wenn auch Sirius Feld und Wald in Flammen
ſetzte,

Doch ein angenehmer Schauer den, der in ſie trat, ergetzte.

Hier nun ſahen ſie gar bald, ſchon von weitem, mit
Vergnuͤgen,

Bey dem Lichte, das von oben durch geſpaltne Felſen drung,
Und wodurch das Schimmer-Licht allgemeiner Daͤmmerung
Sich an dieſem Ort verlohr, das geſuchte Faͤßchen liegen.
Es war aus dermaſſen zierlich von Figur und netten
Staͤben,

Mit gantz friſch bewundnen Reiffen, mehr geziert faſt, als
verſehn.

Etwas Schnitz-Werck ſah’ man oben, von geſchlungnem
Laub von Neben,

Und in ihnen, halb erhoben, Guͤnthers Fuͤrſtlich Wa-
pen ſtehn.
Alſobald ergriff Durander ein Cryſtallen-Glas, ſo
ihm

Auch dabey geſchencket war, ſchwenckt’ es in der klaren
Fluth,

Die, von Felſen abgetroͤpfelt, endlich im Behaͤlter ruht,
Den ſie ihr ſelbſt ausgehoͤlet: Und ließ aus dem ſchoͤnen
Faß

Ein, geſchmoltzenem Topaſe faſt an Farben aͤhnlichs Naß
Jn den Becher ſchaͤumend rinnen. Wie er nun gefuͤllet
war,

Reichet’ er ihn gleich Beraldo, mit vergnuͤgtem laͤcheln, dar.
Kaum
Y 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="9">
              <pb facs="#f0377" n="345"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">| des Tockayer-Weins.</hi> </fw><lb/>
              <l>Durchgelo&#x0364;chert und zernagt. Hier war es be&#x017F;ta&#x0364;ndig ku&#x0364;hl,</l><lb/>
              <l>Weil kein warmer Sonnen-Strahl in die Oeffnung iemahls<lb/><hi rendition="#et">fiel.</hi></l><lb/>
              <l>So daß, wenn auch Sirius Feld und Wald in Flammen<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;etzte,</hi></l><lb/>
              <l>Doch ein angenehmer Schauer den, der in &#x017F;ie trat, ergetzte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Hier nun &#x017F;ahen &#x017F;ie gar bald, &#x017F;chon von weitem, mit<lb/><hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
              <l>Bey dem Lichte, das von oben durch ge&#x017F;paltne Fel&#x017F;en drung,</l><lb/>
              <l>Und wodurch das Schimmer-Licht allgemeiner Da&#x0364;mmerung</l><lb/>
              <l>Sich an die&#x017F;em Ort verlohr, das ge&#x017F;uchte Fa&#x0364;ßchen liegen.</l><lb/>
              <l>Es war aus derma&#x017F;&#x017F;en zierlich von Figur und netten<lb/><hi rendition="#et">Sta&#x0364;ben,</hi></l><lb/>
              <l>Mit gantz fri&#x017F;ch bewundnen Reiffen, mehr geziert fa&#x017F;t, als<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;ehn.</hi></l><lb/>
              <l>Etwas Schnitz-Werck &#x017F;ah&#x2019; man oben, von ge&#x017F;chlungnem<lb/><hi rendition="#et">Laub von Neben,</hi></l><lb/>
              <l>Und in ihnen, halb erhoben, <hi rendition="#fr">Gu&#x0364;nthers</hi> Fu&#x0364;r&#x017F;tlich Wa-<lb/><hi rendition="#et">pen &#x017F;tehn.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Al&#x017F;obald ergriff <hi rendition="#fr">Durander</hi> ein Cry&#x017F;tallen-Glas, &#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">ihm</hi></l><lb/>
              <l>Auch dabey ge&#x017F;chencket war, &#x017F;chwenckt&#x2019; es in der klaren<lb/><hi rendition="#et">Fluth,</hi></l><lb/>
              <l>Die, von Fel&#x017F;en abgetro&#x0364;pfelt, endlich im Beha&#x0364;lter ruht,</l><lb/>
              <l>Den &#x017F;ie ihr &#x017F;elb&#x017F;t ausgeho&#x0364;let: Und ließ aus dem &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#et">Faß</hi></l><lb/>
              <l>Ein, ge&#x017F;chmoltzenem Topa&#x017F;e fa&#x017F;t an Farben a&#x0364;hnlichs Naß</l><lb/>
              <l>Jn den Becher &#x017F;cha&#x0364;umend rinnen. Wie er nun gefu&#x0364;llet<lb/><hi rendition="#et">war,</hi></l><lb/>
              <l>Reichet&#x2019; er ihn gleich <hi rendition="#fr">Beraldo,</hi> mit vergnu&#x0364;gtem la&#x0364;cheln, dar.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Y 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Kaum</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345/0377] | des Tockayer-Weins. Durchgeloͤchert und zernagt. Hier war es beſtaͤndig kuͤhl, Weil kein warmer Sonnen-Strahl in die Oeffnung iemahls fiel. So daß, wenn auch Sirius Feld und Wald in Flammen ſetzte, Doch ein angenehmer Schauer den, der in ſie trat, ergetzte. Hier nun ſahen ſie gar bald, ſchon von weitem, mit Vergnuͤgen, Bey dem Lichte, das von oben durch geſpaltne Felſen drung, Und wodurch das Schimmer-Licht allgemeiner Daͤmmerung Sich an dieſem Ort verlohr, das geſuchte Faͤßchen liegen. Es war aus dermaſſen zierlich von Figur und netten Staͤben, Mit gantz friſch bewundnen Reiffen, mehr geziert faſt, als verſehn. Etwas Schnitz-Werck ſah’ man oben, von geſchlungnem Laub von Neben, Und in ihnen, halb erhoben, Guͤnthers Fuͤrſtlich Wa- pen ſtehn. Alſobald ergriff Durander ein Cryſtallen-Glas, ſo ihm Auch dabey geſchencket war, ſchwenckt’ es in der klaren Fluth, Die, von Felſen abgetroͤpfelt, endlich im Behaͤlter ruht, Den ſie ihr ſelbſt ausgehoͤlet: Und ließ aus dem ſchoͤnen Faß Ein, geſchmoltzenem Topaſe faſt an Farben aͤhnlichs Naß Jn den Becher ſchaͤumend rinnen. Wie er nun gefuͤllet war, Reichet’ er ihn gleich Beraldo, mit vergnuͤgtem laͤcheln, dar. Kaum Y 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/377
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/377>, abgerufen am 31.10.2024.