Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Das herrliche Gefchöpf Kaum hatt' er es angenommen, als er das beschäumte Glas Vor die Nase schwebend hielte, da denn gleich dieß süsse Naß, Wie ein Balsam, sein Gehirn gantz erfüllt' und so ergetzte, Daß an die gespitzten Lippen er es, ohne zögern, setzte, Sanfte schlurft', und an den Gaum mit der Zungen Spitz' es drückte, Schmatzend abzog; wodurch sich eine Lust auf ihn ergoß, Die in einem Augenblick durch sein gantzes Wesen floß, Jhn vergnügte, rührt', ergetzt', ihn erfreut', erfrischt', er- quickte; So daß er, halb ausser sich, zu des grossen Schöpfers Ehren, Dieses sein Geschöpf besang. Und nachdem ers offt ge- schmecket, Und darin noch immermehr Wunder in der Lust entdecket; Ließ er, voll Zufriedenheit, die Gedancken von sich hören: Valsam des Lebens! Labsal der Seele! Fliessende Flamme, voll reitzender Krafft! Schmertzen und Traurigkeit linderndes Oele! Quelle der Anmuth! begeisterter Safft! Edler Tockayer, dein holdes Geträncke Heisset und bleibet ein himmlisch Geschencke. Jndem ich dein beschäumt und trinckbar Gold beschau, So kommt es mir Nicht anders für, Als ein vom Sonnen-Licht bestrahlter Morgen-Thau, Jn
Das herrliche Gefchoͤpf Kaum hatt’ er es angenommen, als er das beſchaͤumte Glas Vor die Naſe ſchwebend hielte, da denn gleich dieß ſuͤſſe Naß, Wie ein Balſam, ſein Gehirn gantz erfuͤllt’ und ſo ergetzte, Daß an die geſpitzten Lippen er es, ohne zoͤgern, ſetzte, Sanfte ſchlurft’, und an den Gaum mit der Zungen Spitz’ es druͤckte, Schmatzend abzog; wodurch ſich eine Luſt auf ihn ergoß, Die in einem Augenblick durch ſein gantzes Weſen floß, Jhn vergnuͤgte, ruͤhrt’, ergetzt’, ihn erfreut’, erfriſcht’, er- quickte; So daß er, halb auſſer ſich, zu des groſſen Schoͤpfers Ehren, Dieſes ſein Geſchoͤpf beſang. Und nachdem ers offt ge- ſchmecket, Und darin noch immermehr Wunder in der Luſt entdecket; Ließ er, voll Zufriedenheit, die Gedancken von ſich hoͤren: Valſam des Lebens! Labſal der Seele! Flieſſende Flamme, voll reitzender Krafft! Schmertzen und Traurigkeit linderndes Oele! Quelle der Anmuth! begeiſterter Safft! Edler Tockayer, dein holdes Getraͤncke Heiſſet und bleibet ein himmliſch Geſchencke. Jndem ich dein beſchaͤumt und trinckbar Gold beſchau, So kommt es mir Nicht anders fuͤr, Als ein vom Sonnen-Licht beſtrahlter Morgen-Thau, Jn
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Das herrliche Gefchoͤpf
Kaum hatt’ er es angenommen, als er das beſchaͤumte
Glas
Vor die Naſe ſchwebend hielte, da denn gleich dieß ſuͤſſe Naß,
Wie ein Balſam, ſein Gehirn gantz erfuͤllt’ und ſo ergetzte,
Daß an die geſpitzten Lippen er es, ohne zoͤgern, ſetzte,
Sanfte ſchlurft’, und an den Gaum mit der Zungen Spitz’
es druͤckte,
Schmatzend abzog; wodurch ſich eine Luſt auf ihn ergoß,
Die in einem Augenblick durch ſein gantzes Weſen floß,
Jhn vergnuͤgte, ruͤhrt’, ergetzt’, ihn erfreut’, erfriſcht’, er-
quickte;
So daß er, halb auſſer ſich, zu des groſſen Schoͤpfers Ehren,
Dieſes ſein Geſchoͤpf beſang. Und nachdem ers offt ge-
ſchmecket,
Und darin noch immermehr Wunder in der Luſt entdecket;
Ließ er, voll Zufriedenheit, die Gedancken von ſich hoͤren:
Valſam des Lebens! Labſal der Seele!
Flieſſende Flamme, voll reitzender Krafft!
Schmertzen und Traurigkeit linderndes Oele!
Quelle der Anmuth! begeiſterter Safft!
Edler Tockayer, dein holdes Getraͤncke
Heiſſet und bleibet ein himmliſch Geſchencke.
Jndem ich dein beſchaͤumt und trinckbar Gold beſchau,
So kommt es mir
Nicht anders fuͤr,
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Jn
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